Ein Großer ist gegangen: ein Nachruf
Schauspiellegende Karl Merkatz verstorben
Schauspieler Karl Merkatz kurz nach seinem Geburtstag verstorben
Wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag ist der große österreichische Volksschauspieler Karl Merkatz am Sonntagfrüh zu Hause in Salzburg-Land verstorben.
Das gab seine Familie gegenüber der APA bekannt. Den Menschen in Österreich hat er sich als Fleischhauer Karl Bockerer in Franz Antels Filmen und als Edmund „Mundl“ Sackbauer in Reinhard Schwabenitzkys TV-Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“ eingeprägt: zwei raue, aber herzliche Proletarier.
Von der Tischlerlehre zur Schauspielerei
Karl Merkatz wurde am 17. November 1930 als Sohn eines Werkzeugmachers und einer Weberin in Wiener Neustadt geboren. Seine Paraderollen waren „Edmund Sackbauer“ in „Ein echter Wiener geht nicht unter“ sowie „Karl Bockerer“ in „Der Bockerer“, aber auch als Theaterschauspieler feierte er große Erfolge an den Theatern im gesamten deutschsprachigen Raum. 2002 wurde ihm das „Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich“ verliehen, seit 2017 war er Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Wiener Neustadt. Einer seiner letzten Filme war „Der Blunznkönig“, in dem er einen Fleischhauer und Wirt im Weinviertel spielte und der 2014 in Niederösterreich gedreht wurde.
Auszüge aus seinem Leben
Der Sohn eines Werkzeugmachers und einer Weberin absolvierte zunächst eine Tischlerlehre. Später nahm er in Salzburg, Wien und Zürich Schauspielunterricht und bestand am Mozarteum 1955 seine Abschlussprüfung mit Auszeichnung.
Es folgten Theaterengagements unter anderem in Heilbronn, Nürnberg, Salzburg, Köln, Hamburg (Deutsches Schauspielhaus und Thalia Theater), München, Klagenfurt und Wien (Theater in der Josefstadt, Burgtheater, Theater an der Wien. Dabei spielte er mehr als 150 Bühnenrollen, sein Lieblingsstück war Warten auf Godot.
In Heilbronn lernte er seine spätere Ehefrau Martha Metz kennen. Die beiden heirateten 1956 und lebten in Irrsdorf bei Straßwalchen. Der Ehe entstammen zwei Töchter, Gitta (* 2. Juli 1958) und Josefine (* 13. April 1962).
"Ein echter Wiener geht nicht unter"
Karl Merkatz spielte zahlreiche Rollen in Film und Fernsehen. Einem großen Publikum wurde er als „Mundl“ Edmund Sackbauer in der Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter (1975–1979) bekannt, einer Milieustudie, die das Leben einer Wiener Arbeiterfamilie zeigt.
Legendär waren seine leicht grobschlächtigen und doch herzhaften Aussagen gegenüber seiner Filmfamilie und weiteren Protagonisten der Serie. Eine Milieu Studie wie sie im Buche steht und auch noch heute viele Zuseherinnen und Zuseher herzhaft lachen lässt und sichelrich auch eine gemütliche und "andere" Zeit hierzulande erinnern lässt (der Autor dieser Zeilen durfte viele Jahre genau in der Filmgasse sein Leben verbringen).
Aussagen wie: "Heast, mei Bier is net deppert" prägten Viele und sind auch heute nicht vergessen. Eine große österreichische Bierbrauerei verkaufte über eine ehemalige große Handelskette ein eigens "Mundl-Bier" mit dessen prägenden Slogan.
Jede der Folgen von "Ein echter Wiener geht nicht unter" hat mehr als seine qualitative Daseinsberechtigung. Jede Folge ist ein wahrliches schauspielerisches Juwel.
Ein kurzer Auszug der Folge "JAHRESWENDE" (passend auch zur Zeit) möge besonders betont werden und ist als YouTube Video auf dem Kanal des Autors zu finden bzw. gleich hier per click zu sehen.
"Der Bockerer"
Großen Erfolg hatte er auch in Franz Antels Filmen um den Bockerer als Wiener Fleischhauer Karl Bockerer, der im Kampf gegen den Nationalsozialismus, im besetzten Nachkriegsösterreich, während des Ungarischen Volksaufstandes und im Prager Frühling gezeigt wird. Für den ersten Teil erhielt Merkatz den Preis als bester Schauspieler bei den Filmfestspielen Moskau sowie das Filmband in Gold.
Ab 2005 spielte er die Rolle des Benesch von Diedicz in König Ottokars Glück und Ende – die Inszenierung lief bei den Salzburger Festspielen und stand ab Oktober 2005 auf dem Programm des Wiener Burgtheaters. Ebenfalls bei den Salzburger Festspielen 2005 spielte Karl Merkatz im Theaterstück Jedermann mit.
Musiker Karl Merkatz
In den 1970er Jahren hat Karl Merkatz auch gesungen und einige Schallplatten auf den Markt gebracht.
Auszeichnungen des Schauspielers
Karl Merkatz, Österreichischer Filmpreis 2013
1981: Internationales Filmfestival Moskau: Bester Schauspieler (Der Bockerer, Teil 1)
1982: Deutscher Filmpreis: Filmband in Gold als bester Schauspieler (Der Bockerer, Teil 1)
1995: Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold für seine Verdienste an Wiener Theatern und als exzellenter Darsteller von wienerischen Typen
1995: Ehrenring von Wiener Neustadt
1996: Goldene Romy als beliebtester Schauspieler
1999: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
2002: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich
2012: World Film Festival Montreal: Bester Schauspieler (Anfang 80)
2012: Zürich Film Festival: besondere Erwähnung (Anfang 80)
2013: Österreichischer Filmpreis: Bester männlicher Darsteller (Anfang 80)
2016: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
2017: Ehrenbürger der Stadt Wiener Neustadt
NÖ Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zum Tod der Legende
„Karl Merkatz hat in seinem vielfältigen Schaffen Film- und Fernsehgeschichte geschrieben und war auch ein großartiger Theaterschauspieler. Er war aber nicht nur ein ganz Großer der Schauspielkunst, sondern vor allem auch ein unglaublich facettenreicher und liebenswürdiger Mensch“, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner zum Ableben von Karl Merkatz.
„Trotz seiner vielen Erfolge ist er immer auch dem Bundesland Niederösterreich eng verbunden geblieben, so war er mitunter auch Weinpate. Das Land Niederösterreich wird ihn als erfolgreichen Volksschauspieler, großen Künstler, aber auch als beeindruckende Persönlichkeit und geselligen Menschen in Erinnerung behalten“, so die Landeshauptfrau: „Unser Mitgefühl gehört nun in diesen Stunden seinen Angehörigen.“
Statement von ORF Generaldirektor Weißmann
ORF-Generaldirektor Roland Weißmann: „Karl Merkatz hat mit seiner Schauspielkunst österreichische Film- und Fernsehgeschichte geschrieben. Wir sind stolz darauf, dass der ORF für viele seiner Paraderollen die Bühne bieten durfte. Wir verlieren mit Karl Merkatz einen großen und vielseitigen Volksschauspieler, der sich in seiner langen und an vielen Höhepunkten reichen Karriere in die Herzen des österreichischen Publikums gespielt hat und uns allen unvergessen bleiben wird.“
Quellenangaben:
+ Wikipedia
+ Recherche Steinriegler
+ ORF Pressetext/Pressemeldung. presse.orf.at (Auszüge)
+ OTS Pressemeldung Land NÖ (Auszüge)
+ Fotos: siehe Bildunterschriften
+ Link zu einer YouTube Playliste des Autors mit "Ein echter Wiener geht nicht unter" Auszügen (Silvester!)
Diverses (bei Interesse):
+ YouTube Kanal des Autors
+ Podcast Kanal des Autors
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