Problemfall Schulsystem
Gleiche Chance für alle Kinder
BEZIRKE MÖDLING/BADEN (mec). 2017 wurde die Abschaffung der Sonderschulen diskutiert. Ein Thema, das mich länger als jedes andere begleitete. Viele Politiker machten sich für den Erhalt der Sonderschulen stark. Ich fragte ein paar NMS-LehrerInnen, was sie von der Sache halten würden, und der Tenor: "Das ist mit den vorhandenen Mitteln, der Infrastruktur und ohne zusätzliches Personal für uns nicht machbar."
Leserbrief mit Wirkung
Wissend, dass eine Abschaffung der Sonderschule wohl nicht von umfassenden Investitionen und neuen Ideen begleitet würde, schrieb ich damals, dass Zwangsintegration nicht gelingen könne. Kurz darauf erreichte mich ein Leserbrief. Josef Tutschek - bis 2013 Bezirksschulinspektor im Bezirk Mödling- schrieb, dass er ganz und gar nicht einer Meinung mit mir sei. "Seit 26. Oktober 2008 ist die UN-Konvention über die Rechte für Menschen mit Behinderungen geltendes Recht in Österreich. Damit haben sich Bund, Länder und Gemeinden verpflichtet, die Inhalte der UN-Konvention umzusetzen!", schrieb Regierungsrat Tutschek und bat um ein Gespräch. Es kam nicht zustande. Zum Glück blieb Herr Tutschek hartnäckig und meldete sich vor kurzem erneut.
Schlechte Erfahrungen prägen
Vor dem Treffen war ich ziemlich nervös. Während der Schullaufbahn meiner Kinder habe ich schlechte Erfahrungen gemacht und das Thema Schule bereitet mir noch immer Magenschmerzen. Meinem Sohn (heute 18 und HTL-Schüler) hatte eine Volksschullehrerin ADHS attestiert und er landete im Sonderpädagogischen Zentrum. Kurz darauf erkannte ich, dass das ein Riesenfehler war, eine Psychologin widerlegte später auch die Diagnose. Ich wollte mein Kind wieder aus der Sonderschule herausholen, was nicht so leicht war wie ich gedacht hatte. Es folgten fast zwei Jahre Kampf mit Schule und Behörden.
Einer, der Eindruck hinterlässt
Josef Tutschek hat während seiner Laufbahn vielen Kindern und Eltern genau diese Erfahrung erspart. Das österreichische Bildungssystem scheint dermaßen einzementiert zu sein, dass ich - wie viele andere auch - mich einfach damit abgefunden haben. Im Gespräch mit Herrn Tutschek wird mir klar, dass es auch anders sein könnte. Jemand, der beinahe doppelt so alt ist wie ich, hat sich jenen Idealismus erhalten, den ich schon verloren hatte und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Wie vielen talentierten Kindern wird unnötigerweise der Stempel Sonderschüler aufgedrückt und damit die Zukunft geraubt, weil sich deren Eltern nicht dagegen wehren können. Dabei hat jedes Kind in Österreich das Recht auf Integration, weiß Josef Tutschek. Das wird aber gern verschwiegen. "In Österreich gibt es keine Bildungspolitik, nur Personalpolitik", ärgert er sich. Auf jeden Einwand "aber das geht nicht weil..", hat er eine Antwort. Nach zwei Stunden bin ich überzeugt: Es ginge anders. Besser.
Austauschen und Hilfe suchen
Schreiben Sie eine E-Mail an maria.ecker@bezirksblaetter.at, wenn Sie auch am Bildungssystem verzweifeln. Ich leite auch gerne Mails an Herrn Tutschek weiter, der 'Problemfällen' seine Hilfe angeboten hat. Erfahrungen (auch meine eigenen), Ideen und Meinungen zum Thema Schule finden Sie zukünftig auch unter www.meinbezirk.at/tag/schule-geht-besser
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