Einfach abgedreht:
Heurigenwirt Georg Sommerbauer war eine Woche ohne Strom
Es klingt wie ein absoluter Alptraum. Für Georg Sommerbauer, Heurigenbetreiber und Weinbauer aus Perchtoldsdorf, wurde er zur Realität. Am 17. August um 10 Uhr wurde es plötzlich finster. Der Stromanbieter nahm seinen Betrieb, in dem auch seine Familie wohnt, vom Netz. Ohne Vorankündigung. Der Grund: menschliches Versagen.
PERCHTOLDSDORF. Beim Telefonat mit den BezirksBlättern am 24. August zeigt sich Sommerbauer erleichtert: "Seit einer halben Stunde haben wir wieder Strom!" Endlich – denn eine geschlagene Woche saß der Heurigenwirt wortwörtlich im Dunkeln. Am 17. August wollte er eigentlich Ausstecken. Alles war vorbereitet, die Kühltruhen und -räume prall gefüllt mit Köstlichkeiten, um sie den Gästen zu kredenzen. Doch ab zehn am Vormittag ging nichts mehr. Zuerst dachte Sommerbauer noch an ein technisches Gebrechen. Aber ein Blick auf den Smartmeter zeigte: Da fließt kein Strom. Ein Anruf beim Betreiber ergab, dass der Kundenbetreuer, der seinen Vertrag behandelt hat, das Unternehmen verlassen habe. Der Vertrag von Georg Sommerbauer blieb unbehandelt bzw. verschwunden.
Stromanbieter gewechselt
Ausgang der Misere war der notwendige Wechsel des Stromanbieters. Sein bisheriger Stromversorger musste wegen fehlender Gasspeicher den Betrieb Mitte August einstellen, woraufhin er mit einem anderen Anbieter Anfang Juli einen Vertrag abgeschlossen hatte. Es kam zwar keine Bestätigung, aber Grund zum Zweifel an der Rechtmäßigkeit hatte Sommerbauer keinen – warum auch? Er hatte alles ordnungsgemäß und fristgerecht erledigt.
800 Kilo Essen im Müll
"Zum Glück ist meine Familie schon am Dienstag auf Urlaub gefahren, und Glück im Unglück ist auch, dass dies in den Ferien geschehen ist", sagt Sommerbauer. Zwei Kinder, kein warmes Wasser, kein Licht – das wäre eine Katastrophe. Auch die 82-jährige Mutter des Weinhauers konnte in eine andere Bleibe übersiedeln. Sommerbauer selbst harrte aus, sagte Gästen, die reserviert hatten und am Festnetz (das über die Telefonleitung mit Strom versorgt wird) ab, und versuchte mit 350 kg Trockeneis (das auch rund 1.000 Euro kostet!) zu retten, was zu retten ist. Leider vergeblich, am Montag musste er 800 kg Lebensmittel, darunter etliche Steigen Schwammerl und Pilze, Muscheln, Fisch, Fleisch, entsorgen. "So etwas tut schon in der Seele weh", bedauert er.
Brief nicht zugestellt
"Es ist einfach eine extrem unangenehme Situation", erzählt Sommerbauer. "Früher hätte man einfach einen Mitarbeiter vorbeigeschickt, der den Strom ab- und dann wieder aufgedreht hätte." Für ihn jedoch kam die Abschaltung ohne Vorwarnung. Zwar hätte der Stromanbieter zwei Wochen zuvor angeblich einen Brief, der über die drohende Abschaltung informieren sollte, abgeschickt, dieser ist aber nie bei den Sommerbauers in Perchtoldsdorf angekommen. "Fehler passieren jedem. Aber dass es gerade in so einem essentiellen Fall kein Sicherheitsnetz gibt, eine Empfangsbestätigung zum Beispiel", ärgert sich der Weinhauer. "Ein Brief, der nicht ankommt, hilft keinem."
Anwalt am Zug
Der Weinhauer hat einen fünfstelligen Verlust erlitten. "Wenn mir 20.000 bis 30.000 Euro in der Kassa fehlen, ist es auch ein Liquiditätsproblem", sagt er. "Derjenige, der den Vertrag liegen gelassen hat, muss in die Haftung genommen werden!". Jetzt prüft der Anwalt.
Eine Woche "Blackout"
Eine ganze Woche lang saß Sommerbauer im Dunkeln. Wie es ist, wenn der Strom weg bleibt, hat er am eigenen Leib erfahren. "Ich möchte nicht wissen, wie es ist, wenn es jemanden betrifft, der auf Sauerstoff oder einen Treppenlift angewiesen ist", sagt er. "Diese Situation belastet einen psychisch schon sehr." Seit Mittwoch, den 24. August, haben die Sommerbauers sowohl im Betrieb als auch im Wohnbereich wieder Strom. Ab 16. September ist wieder ausg'steckt. Dem Wein, der traditionell im Keller gelagert wird, hat die stromlose Zeit nicht tangiert: "Der Wein ist der einzige, der das alles unbeschadet überstanden hat", so Sommerbauer.
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