Gesundheitsserie Teil 4:
Medizinmythen auf Herz und Nieren geprüft
Dr. Peter Klar leitet das Primärversorgungszentrum in Breitenfurt. Er hat für uns populäre Medizinweisheiten auf Herz und Nieren geprüft. Zu allen "Weisheiten" gibt es nämlich auch wissenschaftliche Studien.
Fenchel hilft Babys bei Bauchzwicken: Fencheltee kann aufgrund seines wissenschaftlich belegten Krebsrisikos nicht für Babys oder stillende Mütter empfohlen werden. Bei Problemen mit der Verdauung ist ärztliche Beratung zu empfehlen.
Zum Weiterlesen:
(1) EMA, https://www.ema.europa.eu/en/documents/other/public-statement-use-herbal-medicinal-products-containing-estragole-revision-1_en.pdf
Ein Achtel pro Tag ist gesund: Beim Konsum von weniger als einen halben Liter Bier oder zwei Achteln leichten Wein pro Tag kann die schädliche Wirkung von Alkohol (Herzschwäche, Tumorerkrankungen, plötzlicher Herztod) auf ein Minimum reduziert werden. Besser noch sollte man immer wieder mehrere Tage ohne Alkoholkonsum einlegen. Die positiven Effekte der Antioxidantien sind auch in anderen - gesünderen - Lebensmitteln zu finden.
Zum Weiterlesen:
(1) Eine Exploration des Glaubens an gesundheitsförderliche Effekte von alkoholhaltigen Getränken und der Risikoeinschätzung des eigenen Trinkverhaltens
Dr. Babler Christoph et al, Dipl. Arbeit an Public Health, Medizinische Universität Wien
(2) Alkohol - "Zwischen Genuss und Gefahr", ao. Univ.-Prof. Dr. Sergei Mechtcheriakov et al, AV Gesund. Band 8/4
https://www.sozialversicherung.at/cdscontent/load?contentid=10008.714641
(3) British Heart Foundation. Alcohol @ www.bhf.org.uk [Internet]. [cited 2016, 2024]. https://www.bhf.org.uk/alcohol
(4) Alkoholkonsum und Folgen, Bundeministerium für Soziales und Gesundheit, @ https://www.sozialministerium.at/, Dr. Alfred Uhl (GÖG) sowie Dr. Franz Pietsch, Mag.a
Claudia Rafling und Barbara Fasching (BMSGPK)
Schokolade macht glücklich: Schokolade kann glücklich machen. Dieser Effekt kann rund drei bis neunzig Minuten anhalten. Allerdings kann Schokolade auch Schuldgefühle auslösen. In einer Studie wurde der Schokosnack durch einen Apfel ersetzt. Das Ergebnis war: Beides verbesserte die Stimmung. Der Apfel nicht ganz so stark wie die Schokolade, aber mit weniger Schuldgefühlen.
Zum Weiterlesen:
(1) https://medizin-transparent.at/
(2) Scholey A, Owen L. Effects of chocolate on cognitive function and mood: a systematic review. Nutr Rev. 2013 Oct;71(10):665-81
Einmal Fieberblase, immer (wieder) Fieberblase: Rund 80 - 90 % aller Österreicher hatten mit dem Herpes Simplex-Virus Kontakt. Bei vielen kommt es jedoch nicht zu dem typischen Ausbruch mit Bläschen. Bei geschwächtem Immunsystem oder auch Stress kann ein Ausbruch aber begünstigt sein. Als Gegenmaßnahmen kann das Immunsystem gezielt durch Sport, gesunde Ernährung und eine konsequente Stressreduzierung gestärkt werden. Unser Immunsystem hält normal den Virus in Schach.
Zum Weiterlesen:
(1) Univ.-Prof. Dr. Ichiro Okamoto, FA für Dermatologie et https://www.meinmed.at (cit on 2024)
Milch und Honig - und du schläfst im Nu: Milch enthält wie alle proteinreichen Lebensmittel Substanzen, aus denen der Körper Glückshormone und auch Schlafhormone wie Melatonin bilden kann. Die Mengen sind jedoch wahrscheinlich zu gering, um sich auf den Schlaf auszuwirken. Studien können diesen Effekt derzeit nicht ausreichend beweisen, der Placeboeffekt kann aber trotzdem wirken und wird oft unterschätzt.
An apple a day keeps the doctor away: Ein Apfel am Tag von vielleicht noch etwas Knoblauch und Zwieberl darüber. Der englische Reim, den es in ganz ähnlicher Weise auch für Zwiebeln gibt, zeigt damit weniger eine medizinische Empfehlung, sondern einen verbreiteten Brauch. Noch präziser geht ein anderer Spruch auf die Uhrzeit des Apfelgenusses ein: "Eat an apple before going to bed, and you'll make the doctor beg his bread" – sinngemäß übersetzt: "Ein Apfel vor dem Schlafengehen, und der Doktor wird um sein Brot betteln müssen."
In einer Studie der Universität Oxford fanden Forscher vor ein paar Jahren heraus, dass sich - zumindest rechnerisch - die Zahl der tödlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle in Großbritannien um etwa 8.500 Fälle senken ließe, wenn jeder Brite über 50 täglich einen Apfel essen würde. Der Grund: Äpfel haben eine ähnlich positive Wirkung auf den Cholesterinspiegel wie manche Medikamente und beugen so Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.
Das Senken des Cholesterings und insbesondere des LDL Spiegels zeigen einen massiven Effekt um das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle zu senken. Statine und Cholesterinsenker haben daher auch massive Bedeutung in der Therapie bekommen. Obwohl Obst zweifellos gut für Sie ist, sollte es die von Ihrem Arzt verschriebenen lebenswichtigen Herzmedikamente
wie Statine nicht ersetzen. Bestärkt durch diese Studie kann man getrost in den nächsten Apfel beißen.
Den großten Effekt erzielt man jedoch mit regelmässiger Bewegung, gesunder und ausgewogener Ernährung. Mit einer Vorsorgeuntersuchung in ihrer Ordination können sie rechtzeitig Herz-Kreislauf und andere Erkrankungen entdecken und entgegenwirken.
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