Ganzheitliche Kunsttherapie - Harald FRITZ-IPSMILLER startete am Spittelberg
Vom SPITTELBERG ausgehend - Akademie für Kunsttherapie
1981 beginnt, in einer ehemaligen Tischlerei, ein ganz besonderes Abenteuer...
Der Künstler und Bildhauer Magister Harald FRITZ, der zwei Jahre zuvor seinen Abschluss an der damaligen Hochschule (jetzt Universität) für Angewandte Kunst in WIEN machte, richtet sein Atelier ein. Was dort in den folgenden Jahren geschieht, legt den Grundstein für eine Bildungseinrichtung, die mittlerweile seit siebzehn Jahren besteht und das therapeutische Spektrum in Wien nachhaltig verändert und bereichert hat.
Schon während des Studiums habe ihn das Prozesshafte in der Kunst fasziniert, so Harald FRITZ-IPSMILLER im Interview. Augenmerk auf Prozesse und Veränderungen beeinflusst sein Schaffen und schärft sein Bewusstsein für die Prozesse im Alltag. Schon während des Kunststudiums in den 1970er Jahren finden heilsame Einzel- und Gruppensettings statt; 1978 wird das Kunststudium mit einem gestalteten Heilsort und einem performten Gruppenprocedere abgeschlossen. Ab den frühen 1980er Jahren finden dann im Atelier kreative Produktion und weitere Gruppenexperimente statt, die im künstlerischen Tun die Selbsterfahrung und Reflektion in den Vordergrund stellen.
1983 ersucht ihn der damalige Bezirksvorsteher des siebenten Wiener Gemeindebezirkes, Herr Kommerzialrat KARRER, das Atelier aus der Hermanngasse in das Spittelberg-Grätzel desselben Bezirks zu verlegen. Es bestehe gemeindepolitisch die Absicht, dieses Grätzel als Künstlerviertel aufzubauen und man wünscht, seiner innovativen Arbeit dort ein passendes Umfeld zu bieten.
In der Kirchberggasse 11 beginnen nun regelmäßige Abende mit „Übungen zur Förderung der Kreativität“, sowie gestalterische Kooperationen mit den Schulen des siebenten Bezirks, Modellierpartys mit Schülern und Eltern, die z. B. die Umgestaltung der Wand im Josef-Strauß-Park zum Ziel haben. Das entstandene Relief aus Tonfliesen kann bis heute bewundert werden.
1988 begegnet Harald FRITZ seiner heutigen Ehefrau und Weggefährtin Christa IPSMILLER. Mit ihr, so erzählt er, habe er die notwendige Erdung und Kraft gefunden, die es ihm erlaubte, seine Pläne umzusetzen. Gemeinsam beginnen beide 1989, Aufbaulehrgänge „zur Förderung der Kreativität“ anzubieten. Zu diesem Zweck wird die „Lebensschule“ gegründet.
Schon damals wird der Wunsch der Teilnehmer deutlich, eine vertiefende therapeutische Ausbildung auf der Basis der künstlerischen Prozesse zu erfahren. Es dauert noch neun Jahre, bis die richtigen Weggefährten und Ausbildner gefunden sind, und die Akademie für ganzheitliche Kunsttherapie gegründet wird. Neue Räumlichkeiten in der Lindengasse bieten diesem Baby der FRITZ-IPSMILLERS für die nächsten fünfzehn Jahre den Rahmen für die zunehmende Verfeinerung der therapeutischen Ausbildung.
Inspiriert von Edith KRAMER, Tochter des österreichischen Lyrikers Theodor KRAMER, und weltweit als „Mutter der Kunsttherapie“ angesehen, sowie angeregt durch Paolo KNILL, dem Mitbegründer der „Expressive Arts Therapy“, werden hier im Monatstakt in mehreren Jahrgängen die Selbstwahrnehmung, die therapeutische Haltung und Erfahrung geschult. Teilnehmer und Teilnehmerinnen kommen aus ganz Österreich, aber auch aus dem Ausland. Aus allen Berufsgruppen und allen Altersstufen finden Kunst und Therapie Interessierte hier ihren Ausbildungsort. Es erfolgen Begegnungen und Feste; Übungen, Gestaltung, Kommunikation, Wahrnehmung, Reflektion werden immer und immer wieder verfeinert, bis die Absolventen und Absolventinnen nach Jahren der Entwicklung und Supervision ihren eigenen Weg antreten.
Sie, die mittlerweile über 180 Diplomanden und Diplomandinnen der ganzheitlichen Kunsttherapie arbeiten in Krankenhäusern, im Sozialbereich, in der Betreuung von Alten, Frühgeborenen, Kranken, Gesunden, Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen; helfen Trauer, Schock, Krisen und Traumata zu bewältigen, arbeiten mit Klienten und deren Angehörigen, bieten Coaching und Supervision und sind vor allem auch selbst Kunstschaffende.
Diesen besonderen Raum der Kunst immer wieder aufzusuchen, als persönlichen Heilsraum zu nutzen, hilft, mit den Herausforderungen dieses einzigartigen Berufes schöpferisch umzugehen. Denn darum geht es im Kern: das eigene Leben immer wieder neu zu erleben, aktiv und bewusst zu gestalten und zum authentischen Ausdruck zu finden, der sich in jedem von uns entfalten will.
2015 siedelt die Akademie für Kunsttherapie wiederum in neue Räumlichkeiten. Ab heuer wird in Floridsdorf, im ehemaligen Postamt in der Franklinstraße Ecke Scheffelstraße, gelacht, getanzt, gemalt, gesungen, werden Tränen vergossen, Theaterimprovisationen entwickelt, Videos gedreht, wird Theorie gelehrt und diskutiert, entfachen hitzige Debatten, wird versöhnt, miteinander gewachsen. Der Bezirksvorsteher von Floridsdorf, Herr PAPAI eröffnete am 20. Juni 2015 die Akademie in den Räumen der ehemaligen Post am „Bildungshighway Franklingasse“. Der hochwürdige Herr Pfarrer, „Father Josef“ NORYS segnete den neuen Standort der Akademie, direkt am „Floridsdorfer Domplatz“, dem Kinzerplatz, gelegen.
Auf die Frage, ob es einen prägenden Augenblick gab, der ihn auf diesen Weg führte, blickt Harald FRITZ-IPSMILLER nachdenklich in die Vergangenheit. Die Selbst-Gestaltung sei für ihn schon immer Thema gewesen, sagt er. Es habe immer wieder prägende Heilsmomente und Augenblicke gegeben, unter anderem ein Buch über ein Selbsthilfekonzept, das Benjamin FRANKLIN zu seiner eigenen Persönlichkeitsgestaltung entwickelte. Es habe ein 13-Wochen-Programm zur „Veränderung des eigenen Charakters“ enthalten und ihn inspiriert; auch wenn, wie er lachend gesteht, „ich nie über die vierte Woche hinausgekommen bin!“
Autorin:
Dr. med. Nathalie FRICKEY
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