Humans of Vienna: Wiener wie du und ich • Teil 7: Wey Wey
Wienerin der Woche: Wey Wey (35) aus Neubau.
WIEN. Mein Name bedeutet Rose auf Chinesisch und ich habe schon vier Mal geheiratet. Ja, das ist wahr, aber fangen wir lieber ganz von vorne an.
Vor fünf Jahren kam ich, im Rahmen meines Auslandssemesters, aus Peking nach Wien. Ich studierte damals Geschichte und deutsche Philosophie. Eines Tages spazierte ich auf der Mariahilfer Straße und ein Mann beobachte mich von der anderen Straßenseite. Er fasste seinen ganzen Mut zusammen und fragte mich, ob ich mit ihm einen Kaffee trinken möchte. Ich habe ja gesagt, weil ich wirklich sehr müde war und einen Kaffee dringend brauchen konnte.
Einen Monat später haben wir hier in Wien am Magistrat geheiratet. Da ich evangelisch bin, haben wir uns einige Monate nach unserer ersten Hochzeit in Peking in einer Kirche getraut. Das dritte Mal war es eine traditionelle chinesische Hochzeit bei meiner Familie. Danach haben wir ein viertes Mal in Nordchina, in der Heimat meines Mannes, geheiratet. Also von Hochzeiten habe ich jetzt genug.
Mein Mann und ich hatten hier in Wien gemeinsam ein Restaurant. Das lief sehr gut, aber wir haben es verkauft, da es wirklich eine Knochenarbeit ist und sehr viel Kraft und Zeit kostet. Ich habe mir geschworen nie wieder in der Gastronomie zu arbeiten. Vor einigen Monaten habe ich mir eine Kamera gekauft. Ich möchte mich in dieser Richtung weiter entwickeln. Ich fotografiere sehr gerne Landschaften. Das beste Licht für Landschaftsfotografie ist kurz vor dem Sonnenaufgang oder kurz nach dem Sonnenuntergang.
Seit drei Jahren bin ich eine stolze Mama. Ich versuche meine Tochter überall mitzunehmen und ihr alles zu zeigen. Als sie sechs Monate alt war haben wir sie auf eine China-Rundreise mitgenommen. Wir unternehmen wirklich viel zusammen. Einmal in der Woche sind wir im Kunsthistorischen Museum. Das liebt sie über alles.
Hintergrund:
Die Porträtserie zeigt typische Wienerinnen und Wiener, die in der Ich-Perspektive ihre Geschichte erzählen. "Humans of Vienna" nennt der Autor und Fotograf der Texte bzw. Bilder, Frantisek Zboray, seine Porträts über Menschen, die sich in dieser Stadt tummeln. Inspirieren ließ sich Zboray dabei von den im Internet berühmt gewordenen Straßenporträts "Humans of New York" des Fotografen und Bloggers Brandon Stanton. Als "Wiener der Woche" werden sie in der bz vorgestellt. Es sind alle diese persönlichen Geschichten, die Banalitäten des Alltäglichen, die Besonderheiten jeder einzelnen Person, wenn man so will, aus denen sich der Charakter dieser Stadt zusammensetzt. Geschichten über Sie und Erzählungen über uns. Der ihnen gemeinsame rote Faden ist die Stadt, die uns alle geprägt hat und weiterhin prägt: Wien.
Lesen Sie die alle Geschichten der "Wiener der Woche" auf unserer Themenseite.
Zborays gesammelte Porträts sind auf der Facebookseite "Humans of Vienna" zu finden.
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