Inflation & Co
Immer höherer Andrang auf die Sozialmärkte in Wien

- Bei einem Besuch im Sozialmarkt Neubau (SOMA7) ließ sich Hilfswerk-Präsident Othmar Karas die momentan herrschenden Umstände veranschaulichen. Der ÖVP-Politiker ist Vizepräsident der Europäischen Union und aus Brüssel angereist, um eine Tour durch Österreich zu machen und vor Ort Lösungsansätze mit den Menschen zu besprechen.
- Foto: Wiener Hilfswerk
- hochgeladen von Tamara Winterthaler
Die Krisen der letzten Jahre haben nicht nur am Gemüt der Wienerinnen und Wiener ihre Spuren hinterlassen – immer mehr sind auch akut armutsgefährdet. Das zeigt unter anderem der starke Andrang auf die Sozialmärkte.
WIEN/NEUBAU. Covid, Inflation sowie steigende Energie- und Gaspreise – die Krisen der vergangenen Jahre sind wohl an keinem spurlos vorbeigegangen. Wie viele Menschen auch in Wien durch die finanzielle Belastung unter die Armutsgrenze gerutscht sind, lässt der Zuwachs an den Sozialmärkten des Wiener Hilfswerks erkennen.
Bei einem Besuch im Sozialmarkt Neubau (SOMA7) ließ sich Hilfswerk Österreich-Präsident Othmar Karas die momentan herrschenden Umstände veranschaulichen. Der ÖVP-Politiker ist Vizepräsident der Europäischen Union und aus Brüssel angereist, um eine Tour durch Österreich zu machen und vor Ort Lösungsansätze mit den Menschen zu besprechen. Auch Präsidentin des Wiener Hilfswerks Karin Praniess-Kastner ist beim Besuch dabei.
Hilfe für Menschen unter der Armutsgrenze
Seit 2008 gibt es den SOMA7 des Wiener Hilfswerks in der Neustiftgasse 73-75. Er war einer der ersten Sozialmärkte in Wien. 2014 kam ein zweiter SOMA in Ottakring hinzu, der 2020 allerdings nach Penzing übersiedelt ist. Mit einer Verkaufsfläche von 400 Quadratmeter ist der SOMA7 einer der größten Sozialmärkte in Österreich.
Rund 900 Tonnen Lebensmittel bewahren beide Sozialmärkte jährlich vor dem Wegwerfen, erzählt man Karas bei der Besichtigung. Auch Hygieneartikel und andere Dinge des täglichen Gebrauchs gibt es hier. Die Waren werden zu einem vergünstigten Preis an armutsgefährdete Menschen weiterverkauft. Sie werden direkt von den Unternehmen gespendet, so zum Beispiel von Supermärkten wie Billa oder Spar.

- Rund 900 Tonnen Lebensmittel bewahren beide Sozialmärkte jährlich vor dem Wegwerfen, erzählt man Karas bei der Besichtigung.
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Um einen Einkauf im SOMA tätigen zu können, muss man eine SOMA-Karte beantragen. Diese werden pro Haushalt ausgestellt. Als Einzelperson darf man einen Verdienst von 1.193 Euro bei einem 14-monatigen Gehalt nicht überschreiten. Als Paar sind es 1.790 Euro, pro Kind kommen 358 Euro hinzu. Pro weiterem Erwachsenen kommen noch einmal 597 Euro hinzu.
Ein normales Einkaufserlebnis
Die Hemmschwelle ist groß für viele, die zum ersten Mal in einem SOMA einkaufen – denn das Leben an der Armutsgrenze ist oft mit Scham verbunden. Ein wichtiges Anliegen ist dem Personal im SOMA7, den Einkaufenden ein ganz normales Einkaufserlebnis zu ermöglichen. Es sind keine Almosen, sie zahlen für ihre Ware. Diese bekommen sie eben nur zu einem Preis, der für ihr Einkommen fair ist. Denn Arbeit, das weiß man hier, schützt nicht vor Armut.
Nicht nur gibt der SOMA armutsgefährdeten Menschen eine wichtige finanzielle Entlastung, er hilft auch Arbeitslosen, wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu finden. Denn 30 Prozent der Arbeitskräfte sind sogenannte Transit-Arbeitskräfte – ehemals Langzeitarbeitslose, denen der Wiedereinstieg in die Karrierewelt wieder erleichtert wird.
Großer Andrang
Die Nachfrage blieb im SOMA7 seit der Eröffnung 2008 lange konstant – obwohl mit der Zeit weitere Sozialmärkte in Wien eröffneten. Inzwischen sind es 25.
Mit dem Beginn der Covid-Pandemie 2020 und den damit einhergehenden Veränderungen wie Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit ist die Nachfrage um 20 Prozent gestiegen. Aktuell herrscht wohl der größte Ansturm.
Seit den Teuerungen und dem Beginn des Ukraine-Kriegs gibt es einen enormen Anstieg an Kundinnen und Kunden. Die monatlichen Neuanmeldungen sind dreimal so hoch wie im Vorjahr. Noch im Frühjahr gab es etwa 4.000 aktive Kundenkarten, inzwischen sind es über 6.300 – das ist ein Anstieg von fast 60 Prozent.

- Auch Präsidentin des Wiener Hilfswerks Karin Praniess-Kastner ist bei dem Besuch vor Ort.
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Während die Nachfrage drastisch steigt, wird es für den SOMA schwieriger, Waren zu erhalten. Das liegt mitunter auch daran, dass Betriebe effizienter und weniger verschwenderisch mit den Waren umgehen. So bleiben allerdings weniger Waren zur Spende übrig.
Deshalb freut sich der SOMA7 nicht nur über Unterstützung durch Privatpersonen: Auch betriebliche Kooperationen und Sachspenden sind für die Sozialmärkte wichtiger denn je. Besonders gefragt sind hier beispielsweise Öl, Reis, Fleisch und Fisch.
Unter 01/512 36 61 53 00 und soma@wiener.hilfswerk.at kann man sich unverbindlich informieren, wie man unterstützen kann.
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