Spurensuche zur EM: Ein kleines Stück Paris in Wien
Wien verbindet mit Frankreichs Kultur und Kulinarik mehr, als man denkt. Eine Spurensuche.
Hätten Sie es gewusst? Das Croissant ist eigentlich gar keine französische Erfindung. Es stammt aus Österreich. Die österreichischen Spuren in Frankreich sind damit unverkennbar. Doch auch umgekehrt haben die Franzosen und ihre Kultur den Wiener Alltag nachhaltig beeinflusst. Und sie tun es noch immer. Wir haben uns auf eine Spurensuche begeben.
1. Rendezvous am Trottoir:
Französisch galt bis ins 19. Jahrhundert in Wien als Sprache des Feudaladels. Bis heute haben sich zuhauf Vokabel im Wiener Sprachgebrauch erhalten. Das wohl Wienerischste unter ihnen? Die Melange. Doch auch beim Spazieren gehen wir mit unserem Rendezvous am Trottoir. Wir üben Berufe wie den Installateur oder Coiffeur aus, hängen die Lampen an den Plafond und haben gar keinen Genierer. Fadesse kennt der Wiener eben nicht.
2. Frankreich im Film:
Wo frischt man sein Französisch besser auf als im Kino! Tipp für den Juni: „Comme un avion“ – eine gefühlvolle Geschichte vom Ausbruch aus dem Alltag. Zu sehen (mit Untertitel) im Votivkino, 9., Währinger Straße 12 (votivkino.at).
3. Ausgezeichnete Küche:
Die französische Küche ist Unesco-Weltkulturerbe. Franzosen stehen der Nachahmung ihrer Kulinarik daher skeptisch gegenüber. Unsereiner darf der Frankophilie dennoch mancherorts nachgehen. Im Lokal „Ma Crêperie“ (1., Grünangergasse 10) etwa. Es hält mehr, als der Name verspricht. Klassiker wie Bouillabaisse und Schnecken stehen auf der Karte. Wer sich über Letztere nicht drübertraut: Ja, die Crêpes sind natürlich ausgezeichnet!
4. Kultur pur:
Das Französische Kulturinstitut ist eine wahre Institution. Es gibt Lesungen, Konzerte, Vorträge und Sprachkurse. Im Sommer siedelt das Institut vom Alsergrund in die Praterstraße 38 im 2. Bezirk. Infos zum Programm: institut-francais.at
5. Wie Alice im Wunderland:
Im „Süssi – Salon de Thé Français“ fühlt man sich wie Alice: In ein Puppenhaus geschrumpft, sitzt man in dem Teesalon zwischen kitschigen Tassen und einem Traum aus Macarons, Crème brûlée und Eclairs. Im 4. Bezirk, Operngasse 30 (suessi.at). Übrigens: Die klassische Teezeremonie geht schon auf Louis XIV. zurück.
6. Architektonische Verwirrung:
Um die französische Botschaft (4., Technikerstraße 2) rankt sich wegen ihres Aussehens eine witzige Legende: Angeblich wurden die Architekturpläne für den Bau der Wiener Botschaft mit jenen für die Botschaft in Konstantinopel vertauscht. Auf jeden Fall ist sie ein beeindruckender Bau im Stil des „Art nouveau“.
7. Wie Gott in Frankreich:
Wer schon genug Infos zu Küche und Architektur gesammelt hat – hier
ein kleiner Tipp fürs Zuhause: „La Maison d’Elisa“ (7., Siebensterngasse 23) bietet im französischen Landhausstil alles vom Esstisch bis zur französisch qietschenden Badeente. Stöbern erlaubt von Di. bis Fr. 10.30 bis 18.30 Uhr, Sa. von 10 bis 17 Uhr. Info: maison-elisa.at
8. Revolution im Ersten:
Die Fahnengasse im 1. Bezirk erinnert an die Französische Revolution, genauer an den „Fahnentumult“ im April 1798. Der französische Botschafter in Wien, Jean Baptiste Bernadotte, hisste an der Botschaft die Fahne der Revolution, die Tricolore. 3.000 Wiener gingen auf die Straße. Die Botschaft wurde gestürmt und verwüstet. Der Botschafter flüchtete. 1898 wurde als Erinnerung die Gasse, in der sich die Botschaft befand, Fahnengasse benannt. Die Gasse bestand damals noch nicht in der heutigen Lage, sondern etwas weiter südlich.
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