Cult Jugendarbeit wirkt
Zukunft der Kinder und Jugendlichen am Neubau
Der Leiter des Verein Cult - Jugendarbeit wirkt, Christian Dworzak-Jungherr, hat mit der BezirksZeitung über die Bedürfnisse und die aktuelle Lage der Kinder und Jugendlichen im Bezirk gesprochen.
WIEN/NEUBAU. Christian Dworzak-Jungherr erzählt im Gespräch, warum außerschulische Kinder- und Jugendarbeit essentiell ist und was die junge Generation in ihrer Identitätsfindung beschäftigt.
Wie haben sich die Interessen und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen im Laufe der Jahre verändert?
CHRISTIAN DWORZAK-JUNGHERR: Die Lust auf Freizeitaktivitäten hat sich verändert. Einfach ein Kinder- und Jugend adäquates Leben führen zu können, was in der Corona-Zeit de facto nicht möglich war- ist wieder mehr ins Zentrum gerückt.
Wie wichtig ist es in Österreich, die Rechte der Kinder in unserer Gesellschaft zu betonen Wie sieht ein Kinder- und Jugend adäquates Leben aus?
Ein Kinder- und Jugend adäquates Leben bedeutet, dass Kinder ein Anrecht auf Spielen, ein Recht auf Bildung und ein Recht auf gesellschaftliche Anerkennung haben. Man muss aber betonen, dass in Wien viel Geld für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen - auch im außerschulischen Bereich - in die Hand genommen wird.
Warum ist außerschulische Kinder- und Jugendarbeit wichtig?
Sie bekommen dadurch andere Möglichkeiten. Ich finde es wichtig, dass neben Schule, Freunden und Familie auch andere Bildungssysteme existieren. In der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit haben die Kinder die Möglichkeit sich Themen zu widmen, die wenig Platz in einem Schulsystem, wo es um formale Wissensvermittlung geht, haben.
Welche Rolle spielt bei dieser pädagogischen Arbeit die kulturelle Identität der Kinder?
Kulturelle Identität ist ein wesentlicher Punkt. Sie haben die Chance, in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit ihr eigenes Wertesystem zu entwickeln, besonders in dieser prägenden Phase ihres Lebens. Hier können sie Werte auch kritisch hinterfragen, was in engen Strukturen wie Familie, Schule und Freundeskreis oft schwierig sein kann, da dort oft großer Druck herrscht.
Was sind Themen, die Kinder und Jugendliche bei dieser Identitätsfindung beschäftigen?
Nun ja, ein bedeutendes Thema ist die Partizipation und politische Beteiligung. Es dreht sich viel um Fragen wie: "Ich bin hier aufgewachsen, habe aber vielleicht nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. Inwieweit kann ich dann politisch teilnehmen?" Es gibt zwar einige Möglichkeiten, die außerhalb der Schule existieren, wie das Jugendparlament oder die Jugendmillionen der Stadt Wien, doch wenn es um das Wahlrecht geht können viele Jugendliche nicht teilnehmen. Dies ist definitiv ein Anliegen der jungen Erwachsenen und beeinflusst auch ihre Identitätsentwicklung. Es entstehen Fragen wie: "Wie betrachte ich mich selbst? Sehe ich mich als vollwertiges Mitglied der wiener oder österreichischen Gesellschaft, inklusive des Wahlrechts? Oder fühle ich mich nicht als vollwertiges Mitglied, nur weil ich den falschen Reisepass habe?"
Welche Bedeutung hat die Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in demokratische Prozesse für die Entwicklung des Bezirks?
Das ist von entscheidender Bedeutung. Gerade in Zeiten von wachsender Politikverdrossenheit und sinkendem Interesse ist es wichtig, demokratische Prozesse zu erlernen und somit auch ein politisches System kennenzulernen und zu schätzen.
Der Bezirk Neubau ist definitiv ein Vorreiter in dieser Hinsicht. Ein gutes Beispiel dafür ist die Neugestaltung der Lerchenfelderstraße. Die Kinder haben zusammen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Cult.Kids über einen längeren Zeitraum die Lerchenfelderstraße erkundet, für sie bedeutsame Orte fotografiert und ihre Perspektive festgehalten. Die Idee dahinter war, dass die Kinder und Jugendlichen auch dort ihren Platz haben sollen und ihre Sichtweise berücksichtigt wird.
Was für eine Vision haben Sie für die Zukunft der Kinder und Jugendlichen im Bezirk Neubau?
Die Bedeutung von Kindern und Jugendlichen im Bezirk Neubau ist hoch. Eine Vision besteht darin, den derzeitigen Status quo zu bewahren und sicherzustellen, dass Kindern und Jugendlichen weiterhin ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Dies beinhaltet die Beibehaltung der Möglichkeit für Kinder und Jugendliche, kostenfreie Angebote und pädagogische Unterstützung in Anspruch nehmen zu können.
Gibt es Herausforderungen, das zu gewährleisten?
Selbstverständlich spielt die Teuerung eine Rolle. Es gibt über 50 Einrichtungen für Kinder und Jugendarbeit in Wien. Wien verfügt über mehr als 50 Einrichtungen für Kinder- und Jugendarbeit, die zu 100 Prozent von der Stadt oder auf Bezirksebene gefördert werden. Dass man das auf diesem Niveau hält, ist teuer. Die Lebensqualität in Wien ist eine sehr hohe, und dass es gerade für Kinder und Jugendliche so viel Angebot gibt, ist nicht selbstverständlich. Es handelt sich dabei um eine Investition in die Zukunft, die sich zwar nicht sofort sichtbar ist, sich aber langfristig lohnt.
Was persönlich inspiriert Sie, sich für das Wohl der jungen Generation einzusetzen?
Es sagt der Hausverstand, dass es fahrlässig wäre, nicht mit zukünftigen Generationen zu arbeiten und sie zu begleiten. Für uns ist es eigentlich jeder Tag "Tag des Kindes".
Verein Cult - Jugendarbeit wirkt
Seit 1995 ist das Ziel des Vereins, Kinder und Jugendliche mit freizeitpädagogischen Aktivitäten zu fördern und mit sozialarbeiterischen Angeboten zu unterstützen. Heute betreibt der Verein folgende Projekte am Neubau: Das Team Cult für mobile Jugendarbeit (Cult.mobil), das Jugendcafe (Cult.cafe) und die Parkbetreuung (Cult.Kids).
Gefördert ist der Verein durch Mittel der Stadt Wien (MA 13) und der Bezirksvertretung Wien Neubau.
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