Klöppelverein fördert fast vergessene Spitzenkunst
Die Wienerin Margit Schmid (63), Obfrau des Vereins Klöppeln und Textile Spitzenkunst in Österreich, fertigt aus Garn kleine Kunstwerke und hat es sich zum Ziel gemacht, die Handarbeitstechnik des Klöppelns zu erhalten, zu erforschen und weiterzugeben.
Ganzschlag, Leinenschlag und Halbschlag: Laut Margit Schmid sind diese drei Techniken das Grundgerüst des Klöppelns. Bei dieser Handarbeitstechnik werden mittels sogenannter "Klöppel", das sind kleine spindelförmige Spulen, kunstvolle Spitzen erzeugt. "Natürlich kommen noch viele Verzier-Elemente dazu und das Klöppeln erfordert sehr viel Konzentration", ergänzt Schmid.
Seit neun Jahren ist Schmid im Klöppelfieber. "Sicher kann es am Anfang frustrierend sein, denn es dauert eine Zeit, bis man sich wirklich zurechtfindet. Ist diese Anfangshürde aber überwunden, ist das Klöppeln ein faszinierendes Hobby." So faszinierend, dass Schmid nach zwei Jahren Obfrau des österreichischen Klöppelvereins wurde.
Spitzenkunst bewahren
Ziel des Vereins ist es, die Spitzenkunst in Österreich zu erhalten, zu fördern und zu pflegen. Neben Kursangeboten stellen die Vereinsmitglieder auch auf Festen und Messen aus und klöppeln dort vor Ort. "Wir bekommen fast ausschließlich bewundernde Kommentare für unsere Ausdauer und unser Können", sagt Schmid. Bei einem anspruchsvollen Muster kann eine Klöpplerin schon einmal 20 bis 30 Stunden an einem Werkstück verbringen.
Früher Beruf für Frauen
In einer eigenen Bibliothek sammelt der Verein Fachliteratur zum Klöppeln und hat ein eigenes Spitzen-Archiv angelegt. Die Geschichte der Spitzen zu erforschen, ist für Schmid wichtig. "Heute ist es ein Hobby, aber man darf nicht vergessen, dass Klöppeln einer der ersten Berufe für Frauen war. Ganze Familien wurden damit ernährt", erzählt Schmid. "Oft lernten die Klöpplerinnen in ihrem ganzen Leben nur zwei bis drei Muster, die sie Tag und Nacht geklöppelt haben. Über verschiedene Händler wurden die Spitzen dann verkauft, bis sie beim Adel angekommen sind."
Spitze als Statussymbol
"Spitzen galten schon in der Renaissance als sehr wertvoll und als Standessymbol", sagt Silke Geppert, Textilkustodin des Museums für angewandte Kunst (MAK), wo derzeit in der "Schausammlung Renaissance Barock Rockoko" kostbare handgefertigte Klöppelspitzen zu sehen sind. Um 1830 kam dann die Maschinenspitze auf den Markt, wodurch Spitze auch für die kleine Geldbörse erschwinglich wurde. Und auch heute ist Spitze keineswegs aus der Mode: "In den vergangenen fünfzehn Jahren war wenig Spitze zu sehen, eher noch auf der Unterwäsche. Spitze kommt jetzt aber auch wieder auf die Außenbekleidung", freut sich Schmid.
Zur Sache: Verein Klöppeln und textile Spitzenkunst in Österreich
Der Verein wurde vor 20 Jahren in der Steiermark gegründet und hat heute seinen Sitz in Wien. Österreichweit arbeiten 460 Mitglieder daran, die Kunst des Klöppelns zu bewahren. Wer mehr über das Klöppeln oder die nächsten Kurs-Termine erfahren möchte, findet auf der Website des Klöppel-Vereins weitere Informationen.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.