Versuchskaninchen für ÖBB
GLOGGNITZ/SCHOTTWIEN/SEMMERING. Der geplante ÖBB-Semmeringtunnel weckt Widerstand. Zu den erbittertsten Kritikern zählen die Gloggnitzer Bürgerinitiativen „BISS“ und die Schottwiener Gruppe „Stopp dem Bahn-Tunnelwahn“ (die Bezirksblätter berichten laufend).
Röhre ist absolutes Neuland
Nun liegen die äußerst umfangreichen ergänzenden Gutachten zur Semmeringröhre vor. Horst Reingruber von BISS: „Unterm Strich kommt heraus, dass wir Versuchskaninchen spielen, weil es noch keine vergleichbaren ÖBB-Projekte gibt.“ Und eben, weil es keine Erfahrungswerte mit derartigen Monster-Röhren gibt, befürchtet Reingruber, dass die Kostenschätzung von 3 Milliarden Euro nicht halten wird.
Der Gloggnitzer: „Es wird ein Milliarden-Grab. Und es wurde in der Vergangenheit wiederholte Male bewiesen, dass die ÖBB-Kostenschätzungen nicht gehalten haben. Zum Beispiel kostete der Hauptbahnhof Klagenfurt nicht die ursprünglich geplanten 13,2 Millionen Euro, sondern im Endeffekt 66 Millionen.“
Stillstand für die Reinigung
Besonders erstaunt war Reingruber, dass sein ÖBB-Ansprechpartner, DI Dieter Haas, nichts von den neuen Gutachten wusste. Erstaunlich ist auch die Wartungsmaschinerie für die Semmeringröhre. Reingruber: „Im Gutachten, Seite 367, kommt klar heraus, dass alleine für das Reinigen des Tunnels jährlich 1.850 Stunden pro Jahr benötigt werden. Das sind etwa 45% der gesamten Instandhaltungsarbeiten.“ Das Gutachten beschreibt auch, dass sich für die Reinigungsarbeiten wöchentlich 3x7 Stunden Gleissperren eines Erhaltungsabschnitts ergeben.
Schottwien stellt Bedingungen
+ Mit dem aktuell vorliegenden Konzept für die Tunnelbaustellen ist die Gemeinde Schottwien nicht glücklich. In ihrer UVP-Stellungnahme bittet die Gemeind darum, dass der Baustellenbereich in Göstritz so umgeplant wird, dass ein An- und Abtransport über die Umfahrungsstraße über das Gebiet Schwarzenberg möglich wird.
+ Die Baustelleneinrichtung Göstritz soll so in den Göstritzgraben verlagert werden, damit sie nicht an den Ortsteil angrenzt. Auch soll die Baustelle entsprechend eingehaust werden.
+ Ganz wichtig ist Schottwien auch die Ersatzwasserversorgung: In der Stellungnahme heißt es, dass eine Beeinträchtigung nicht ausgeschlossen werden kann, und daher unbedingt eine Ersatzwasserversorgung in das Projekt aufzunehmen sei.
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