"Wie bei uns daheim in Amerika!"
Chikago ohne Gangster

Mary-Ann Monschein bei ihrer Kür zur "Miss Burgenland New York". | Foto: Mary-Ann Lang
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  • Mary-Ann Monschein bei ihrer Kür zur "Miss Burgenland New York".
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"Wie bei uns in Amerika in Chicago!", rief Josef Zambach bei seiner Heimkehr nach Kittsee erstaunt aus. Miss Burgenland New York, Mary-Ann Monschein machte die gegenteilige Erfahrung. Sie konnte in Unterrabnitz keinerlei Ähnlichkeiten mit New York erkennen.
Autorinnen Ingrid Schramm und Andrea Glatzer
KITTSEE. Mit Chicago in Amerika verbindet man üblicherweise Jazz und Gangster. Deshalb, weil während der Zeit des Alkoholverbots Glücksspiel, Schutzgeld, Prostitution und Gewalt blühten. Der Ortsteil Chikago in Kittsee verdankt seinen Namen allerdings weder einem burgenländischen Alkoholverbot, noch einer Gangsterlegende wie Al Capone. Die Hobby-Historikerin Irmgard Jurkovich, ein Urgestein aus Kittsee, erzählt, wie es zu der Namensgebung kam.

Bauboom wie in Chicago

Als Josef Zambach um 1900 in seine Heimatgemeinde Kittsee zurückkehrte, erkannte er das Überschwemmungsgebiet hinter dem Orts-Friedhof nicht mehr wieder. Damals war die Wohnungsnot in Kittsee so groß, dass man gezwungen war, Wohnhäuser in kürzester Zeit zu bauen. Es entstanden 7 Gassen, mit 8 bis 10 Häusern. Josef Zambach konnte diese Veränderung nicht fassen und rief erstaunt: „Wahnsinn, diese Bautätigkeit, wie bei uns in Amerika in Chicago!“ Der Bürgermeister fing diesen „Ball“ auf und benannte diesen Ortsteil „Chikago“ mit „k“ geschrieben. Noch einen interessanten Vergleich gibt es zwischen „Chicago“ und „Chikago“. Im amerikanischen „Chicago“ leben mehr Burgenländer als im Burgenland.

Love-Story über den Atlantik

Schauplatzwechsel nach New York. Von der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten aus machte Mary-Ann Monschein im Jahr 1976 eine Reise in die Heimat ihrer Vorfahren. Die gebürtige Kanadierin erlitt einen Kulturschock, als sie bei der Schwester ihrer Mutter zum ersten Mal auf Besuch kam. Am Bauernhof, bei der Hermi-Tant in Sumetendorf gab es noch ein Plumpsklo und einen primitiven Ofen. Mary-Ann war ein komfortables Leben gewöhnt, das ihr die Eltern in der Neuen Welt bieten konnten. Sie waren 1954 nach Kanada ausgewandert und hatten auf einer Tabakplantage angeheuert. Sehr bald übersiedelten sie nach New York, wo Vater Alois Monschein als gelernter Tischler Arbeit fand. Die Mutter Rosina besserte das Haushaltsgeld mit Putzarbeiten auf.
Mary-Ann und ihre jüngere Schwester Elisabeth lernten erst in der Schule richtig Englisch, weil in der Familie deutsch gesprochen wurde. Mary-Ann war bereits ein Jahr Sekretärin und hatte sich auf ein Leben in New York eingerichtet, als das Schicksal eine Wende nahm.

Die Qual der Wahl

Die bildhübsche Mary Ann trat mit 21 Jahren bei einer Miss Burgenland Wahl in New York an, die von der Gemeinschaft der Auslandsburgenländer veranstaltet wurde. Für die Miss Burgenland New York war als Siegesprämie eine Reise in die alte Heimat ihrer Eltern vorgesehen. "Eigentlich wollte ich gar nicht zur Wahl antreten,“ erzählt Mary-Ann im Gespräch und wechselt plötzlich zur englischen Sprache. Der Präsident der Burgenländischen Gemeinschaft in New York, Jo Baumann, ließ aber nicht locker. Die Ballbesucher waren berührt von ihrem schüchternen Auftreten und kürten sie zur Miss Burgenland New York. Beim Antritt ihrer Reise konnte Mary-Ann nicht ahnen, dass sie ihre Familie und ihr komfortables Leben in der pulsierenden Metropole New York für den Mann ihre Liebe aufgeben würde: Emil Lang, Gastwirt aus Unterrabnitz.
Wie es das Schicksal wollte, logierte Mary-Anns "Miss-Kollegin" Rita im Elternhaus ihres künftigen Ehemanns Emil Lang. Der hatte nun die Qual der Wahl zwischen zwei Missen. Sein Herz schlug sofort für Mary-Ann, die sich aber nach einem kurzen heißen Flirt wieder verabschieden musste und nach New York zurückflog. Vom Liebenskummer geplagt, hielt sie es nicht lange aus. Als sie zu Weihnachten wieder ins Burgenland auf Besuch kam, wollte sie prüfen, ob es nur eine kurze Romanze oder etwas Ernstes war. Am 16. Februar gaben die beiden Liebenden einander das Ja-Wort und feierten ihre Hochzeit im Schloßhotel Jormannsdorf.

Furchtbares Heimweh

Mary-Ann litt unter furchtbarem Heimweh und man tröstete sie damit, dass es ihr besser gehen würde, sobald das erste Kind zur Welt kam. Doch nach der Geburt ihres Sohnes Emil, vermisste sie ihre Mutter umso mehr. Die wäre gerne ins Burgenland zurückgekehrt. Die Eltern kauften sich sogar ein Grundstück in der alten Heimat. Sie blieben aber in New York um für den Bau eines Hauses Geld zu verdienen. Mehrere Schicksalsschläge verhinderten ihren Plan ins Burgenland zurückzukehren.
Wie viel Mary-Ann für ihre Liebe aufgegeben hatte, wurde ihr bald bewusst. Sie war es gewöhnt in New York in großen Einkaufszentren shoppen zu gehen, in Unterrabnitz und Umgebung gab es nur kleine Läden mit sehr eingeschränkten Öffnungszeiten.
Auf die Frage, was sie am meisten vermisst hatte, antwortete Mary-Ann spontan: „Meine Eltern und das Shoppen“. Ebenso spontan gibt sie Antwort auf die Frage was sie durch die Wahl zur Miss-Burgenland gewonnen habe: „Meinen Mann“.

Jonathan und Aspen

Die Gastwirtschaft, die sich das Ehepaar in jungen Jahren aufgebaut hatte, wird heute von Sohn Emil und seiner Frau weitergeführt. Mit ihrer Familie ist Mary-Ann stark verbunden. Auch die dritte Generation der Familie Lang ist international aufgestellt: Einer der Enkelsöhne trägt den Namen Jonathan, der amerikanisch ausgesprochen wird, der zweite hat den norwegischen Namen Aspen, was in Unterrabnitz vermutlich einzigartig ist. Die Söhne hatten ihre Namen in Erinnerung an Auslandspraktika ihres Vaters Emil Lang junior. erhalten.
Nach dem Tod ihrer Eltern und ihrer Schwester wurde das Burgenland für Mary Ann endgültig zur Heimat.

Wir danken David Kalchbrenner von der Kulturbetriebe Burgenland Ges.m.b.H. für seine Erstinformation zur Geschichte der Miss Burgenland New York und bei Mary-Ann Lang für das Gespräch mit uns. Ebenso danken für Irmgard Jurkovich für die Informationen über Kittsee. Die Geschichte ist Teil des neues Buches "Pannonische Schicksalslinien" von Andrea Glatzer und Ingrid Schramm.

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