Auf Schloß Halbturn amüsierte sich die High Society der Monarchie.
Eine Erzherzogin als Königs-Cobra
Auf Schloss Halbturn ging es in den Sommermonaten des ausgehenden 19. Jahrhunderts turbulent zu. Hier amüsierte sich die High Society der Monarchie. Kaiser Franz Joseph kam auf Besuch, ebenso König Alfons von Spanien und andere blaublütige Mitglieder europäischer Adelshäuser.
Von Ingrid Schramm und Andrea Glatzer
Hausherrin auf Schloss Halbturn war zu jener Zeit Erzherzogin Isabella von Österreich-Teschen, eine der schillerndsten Gastgeberinnen mondäner Gesellschaften der Jahrhundertwende. Sie war eine vom Ehrgeiz zerfressene Mutter, die für ihre sieben Töchter nach Königssöhnen Ausschau hielt. Viele ihrer Kaiser- und Königs-Kuppelein schmiedete Isabella auf Schloß Halbturn.
Die Gattin des steinreichen Erzherzog Friedrichs von Österreich-Teschen setzte geschickt das Vermögen ihres Mannes und ihre Verbindungen zu höchsten Adelskreisen ein, um ihre ehrgeizigen Pläne umzusetzen. Ihr größter Coup bestand darin, den Thronfolger Franz Ferdinand als Schwiegersohn für ihre älteste Tochter Maria Christina zu gewinnen. In ihren kühnsten Träumen malte sie sich Maria Christina als Nachfolgerin von Kaiserin Elisabeth aus. Aber die Kuppelei mit dem Thronfolger Franz Ferdinand ging schief. Er verliebte sich unsterblich in Erzherzogin Isabellas Hofdame, Sophie Gräfin Chotek und kämpfte wie ein Löwe, um die Eheerlaubnis von Kaiser Franz Joseph zu bekommen.
Hoffnung auf einen Kaiser-Urenkel
Mit einer ihrer Kuppeleien hatte Erzherzogin Isabella einen durchschlagenden Erfolg, allerdings nur kurzfristig. Ihre gleichnamige Tochter Isabella heiratete den Prinzen Georg Franz Josef von Bayern. Die Hochzeit ging 1912 pompös im Schloss Schönbrunn über die Bühne. Selbst Kaiser Franz Joseph war dabei. Immerhin handelte es sich bei dem Bräutigam um seinen Enkel. Aber der Ehe war kein dauerhafter Erfolg beschieden. Sie wurde, weil nicht vollzogen, ein Jahr später annulliert. Erzherzogin Isabellas große Hoffnung, Kaiser-Urenkel-Großmutter zu werden ging damit in die Brüche.
Ihr Ex-Schwiegersohn, der Prinz schlug eine geistliche Karriere ein. Er wurde Bibliothekar im Vatikan und später Domherr des Petersdoms in Rom.
Die Verwandschaft mit Kaiserin Zita
Eine wesentlich haltbarere Verbindung war Erzherzogin Isabellas Tochter, Maria Anna, 1903 mit Prinz Elias von Bourbon-Parma eingegangen, der 1907 Oberhaupt des Hauses Bourbon-Parma wurde. Prinz Elias war zwar nicht mehr regierender Fürst von Parma, aber immerhin stellten seine Vorfahren, die Bourbonen, mehrere Könige in Frankreich. Er war der Stiefbruder von Kaiserin Zita, deren Ehemann Karl I. 1916 Kaiser von Österreich und König von Ungarn wurde.
Danach war das Pulver verschossen. Keine ihrer Töchter war mehr in höchsten Adelskreisen unter die Haube zu bringen. Nun konzentrierte Erzherzogin Isabella ihren Ehrgeiz auf ihr jüngstes Kind, ihren einzigen Sohn Albrecht.
Ein steinreicher Konkurrent
Als ihr klar wurde, dass ein Kaiser-Urenkel nicht mehr zu erwarten war, stieg sie vom hohen kaiserlichen Ross herunter und gab sich damit zufrieden, einen König in ihrer Familie ins Rennen zu bringen. Ihr Sohn Albrecht sollte König von Ungarn werden. Begünstigt wurden ihre Pläne durch die Wiedereinführung der Monarchie in Ungarn am 1. März 1920. Offensichtlich ignorierte sie die Tatsache, dass damit der im Schweizer Exil lebende Karl Habsburg, wieder der rechtmäßige König von Ungarn war. Im 1000jährigen Königreich Ungarn galt nur ein gekrönter König als rechtmäßiger Herrscher des Landes. Nicht einmal Reichsverweser Miklos Horthy hatte damit ein Problem, das man damit einen Verfassungsbruch begehen würde. Isabella agierte im Hintergrund als Drahtzieherin für recht abenteuerliche Pläne.
Sie ließ sogar in den Archiven des Vatikans forschen, denn sie hoffe darauf, ihre Herkunft als geborene Prinzessin von Croy von der ältesten Herrschaftsfamilie, den Arpaden, nachweisen zu können. Was allerdings nicht zum gewünschten Erfolg führte.
Mit den Millionen ihres Mannes, Erzherzog Friedrich, sollten zahlreiche Unterstützer für den jugendlichen Konkurrenten des gewählten Königs Karl Habsburg angeworben werden. Die beträchtlichen Geldsummen flossen Gerüchten zu Folge in die Kassen von rechtsstehenden Verbänden und berüchtigten Terroreinheiten. Vermutlich sind damit auch Freischärler-Aktivitäten finanziert worden.
König Karl erfuhr im Schweizer Exil noch rechtzeitig von diesen Aktivitäten, um die unrechtsmäßige Krönung Albrechts verhindern zu können. König Karl kam gewissermaßen fünf Minuten vor Zwölf nach Ungarn, um diesen steinreichen Konkurrenten zu verhindern.
Die Geschichte ist Teil des neuen Buches "Pannonische Schickssalslinien" von Andrea Glatzer und Ingrid Schramm, das im nächsten Jahr erscheinen wird.
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