Nostalgiefest in Zurndorf
Das Nostalgiefest in Zurndorf - für Erwachsene eine Reise in die eigene Kindheit, für Kinder und Jugendliche ein spannender und lehrreicher Tag!
ZURNDORF. Zwei Damen sitzen an einem Tisch und trennen Gänsefedern vom Stiel. "Federn schleissen" nannte man das früher. "Das war die Winterbeschäftigung der Frauen. Man ist am Küchentisch gesessen und hat Federn geschleisst. Dazwischen haben sie sich mit Gugelhupf gestärkt.", erzählt die Zurndorferin Renate. Die gerupften Federn wurden für Kopfpolster verwendet, in der Zeit vor IKEA. Aus den harten Stielen machte man Unterkopfpolster. Etwa zehn bis vierzehn Tage saßen die Frauen an so einer Arbeit. "Friahcha woas gmiadlicha.", sinniert eine Dame. "Jo des is woah.", pflichtet ihr eine andere Zurndorferin bei. "Mia hom oft Dädschn griagt, wann ma am Kuchltisch vorbeiglaufn san und olle Federn durcheinanonda gflogn san.", erinnert sich ein Herr lächelnd.
Das Schauen alter Dinge
Alle vier Jahre werden in Zurndorf alte Handwerksberufe, ihre Werkzeuge und beinahe vergessene Tätigkeiten des Alltags hervorgeholt und für einen Tag wiederbelebt. Heuer veranstaltete die Zurndorfer Feuerwehr das Nostalgiefest.
Nostalgie, das ist unter anderem die sehnsuchtsvolle Erinnerung an eine Zeit, die man in guter Erinnerung hat. Bei vielen Besuchern des Fests wird sie auch durch den Geruch des Essens ausgelöst. "Die Damen hier können wirklich etwas! Der Strudel riecht so, wie ihn meine Oma auch gemacht hat!", ist eine Besucherin aus Andau begeistert.
"Wir sind froh, dass es diese Veranstaltung gibt. Die jungen Leut wissen ja gar nicht, wie wir früher viele Dinge gemacht haben. Es ist gut, dass das nicht vergessen wird!", freut sich ein Weidener.
Alte Geräte, alte Handwerkskunst
Zum Nichtvergessen gab es an diesem Nachmittag viel. Feuerwehrmänner zeigten anhand des Göpel vor, wie man anno dazumal mit Pferdekraft das Getreide gedroschen hat. Auch das Herstellen von Wein lief damals noch mit mehr Muskelkraft ab.
Die Arbeit der Frauen im Haus war auch alles andere als leicht und vor allem langwierig, wie das Wäschewaschen. Nicht umsonst gab es früher den Waschtag. Da musste Seife gekocht und Wäsche am Vortag schon eingelegt werden. Die erste Waschmaschine, eine Art Tonne mit Ofen, musste beheizt und dann so lange von Hand bedient werden, bis die Wäsche sauber war. Doch nicht für alles hat es Maschinen gegeben. Viele Dinge des täglichen Gebrauchs mussten selbst hergestellt werden. Etwa Körbe, Sättel und Rechen. Dafür gab es auch in jedem Dorf einen Schmied, Sattler, Besenbinder, Sautrogmacher, Scherenschleifer und mehr. Zum Korbflechten hingegen brauchte man außer Zweigen und Schilf nichts weiter, außer Zeit.
Den Handwerkern machte das Vorführen vor Publikum, besonders den vielen Kindern, sichtlich Freude. "Wir haben einfach nichts weggeworfen, sondern repariert. Das geht ja heute bei vielen Sachen, wie den ganzen Handys, nicht mehr.", meint ein Pensionist. Das Nostalgiefest verdeutlichte einmal mehr, wie sehr im Rhythmus der Natur die Menschen früher lebten.
Das Ausprobieren der alten Maschinen machte besonders den Kindern Spaß. Etwa der Kukuruzuhebler: Oben kommt der Maiskolben hinein, dazwischen dreht einer, und unten purzeln die Körner säuberlich getrennt vom Kolben heraus. Die wurden dann auch gleich zum Verbrennen verwendet und aus dem Mais wurde Polenta gekocht. Auch die schmeckte vielen, wie in der Kindheit.
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