Kaiserin Elisabeth, Königin von Ungarn
Sisis Geheimsprache Ungarisch
Eines der prominentesten Christkindln ist Kaiserin Elisabeth, geboren am 24. Dezember 1837 in München. Vieles deutet darauf hin, dass sie für die Bildung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn aus dem Hintergrund einige Fäden gezogen hatte.
Autoren: Andrea Glatzer und Ingrid Schramm
Viele Mythen und Geschichten ranken sich um Elisabeths Vorliebe für Ungarn. Die erste gemeinsame Reise der jungen Kaiserfamilie im Mai 1857 nach Ungarn stand jedoch unter keinem guten Stern. Die Beziehung des jungen Monarchen Franz Joseph zum ungarischen Volk war vergiftet, weil er von den Ungarn für die blutige Niederschlagung ihres Freiheitskampfes von 1848/49 verantwortlich gemacht wurde. Franz Joseph, der im Dezember 1848 mit 18 Jahren die Macht über das Kaiserreich übernommen hatte, hatte sich dabei die Hände zwar nicht selbst schmutzig gemacht. Doch er hatte einen für seine Grausamkeiten berüchtigten Oberbefehlshaber eingesetzt, der ein Jahr lang mit "eisernem Besen" durch das Land fegte. Wie nicht anders zu erwarten, wurde der Kaiser bei seiner Ankunft in Budapest mit viel Misstrauen empfangen. Die Ungarn waren noch lange nicht bereit, ihn zum König von Ungarn zu krönen.
Vom Tod überschattet
Zu den politischen Belastungen dieser ersten Reise nach Budapest kam noch ein persönliches Unglück dazu. Gegen den Widerstand ihrer Schwiegermutter, Erzherzogin Sophie, hatte Elisabeth durchgesetzt, die beiden Töchter Gisela und Sophie auf die Reise mitzunehmen. Die Mädchen erkrankten in Budapest. Während die jüngere Gisela bald wieder gesund wurde, starb Sophie und ihr Leichnam wurde in der Ofener Hofkapelle aufgebahrt bis er mit dem Zug nach Wien überführt wurde. Das Unglück brachte dem Kaiserpaar viel Mitgefühl ein.
Auf dieser Reise war Elisabeth wegen ihrer Schönheit sehr bewundert worden. Die Adeligen, mit denen Elisabeth in Kontakt kam, waren freiheitsliebend, feierten gerne ausgelassene Feste und waren Pferdenarren wie sie. Sie bedauerte, dass sie kein Ungarisch sprach und sich nicht mit ihnen unterhalten konnte.
Trotz gegen Schwiegermutter
Wegen einer Lungenkrankheit musste Kaiserin Elisabeth 1860 auf Rat ihrer Ärzte das Land verlassen. Auf der Insel Madeira, wo sie sich monatelang zur Genesung aufhielt, vertrieb sie sich die Langeweile mit Ungarisch-Lektionen. Möglicherweise war ihre Motivation die Sprache zu lernen, auch eine Art Trotzreaktion gegenüber ihrer ungarnfeindlichen Schwiegermutter.
Bald entdeckte Elisabeth, dass sie Ungarisch als "Geheimsprache" am strengen Wiener Hof einsetzen konnte. Mit ihren Hofdamen unterhielt sie sich deshalb gerne auf Ungarisch. Es war vermutlich eine gewisse Genugtuung für sie, dass die vorwiegend österreichischen und böhmischen Adeligen am Wiener Hof, sie nicht bespitzeln konnten.
Sie pushte die Doppelmonarchie
1867 kam es zur Bildung der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Man kann mit Sicherheit annehmen, dass Kaiserin Elisabeth Franz Joseph zu einer ungarnfreundlichen Haltung gedrängt hatte.
Ein Jahr zuvor hatte Elisabeth den ungarischen Grafen Gyula Andrassy kennengelernt. Mit einer ungarischen Delegation war er an den Kaiserhof gekommen, um Elisabeth die Glückwünsche des ungarischen Volkes zu ihrem Geburtstag am 24. Dezember zu überbringen. Der gutaussehende Graf war ein Aufständischer gegen Habsburg gewesen, doch zu jenem Zeitpunkt strebte er den politischen Ausgleich an. Er versuchte in Gesprächen mit der Kaiserin ihre Einstellung zu Ungarn zu beeinflussen. Sie wurde zu einer wichtigen Verbündeten für die ungarische Sache. Am 8. Juni 1867 fand die längst überfällige Krönung von Franz Joseph und Elisabeth zu König und Königin von Ungarn statt.
Flucht vor dem Hofzeremoniell
Als Krönungsgeschenk erhielt das Königspaar Schloss Gödöllö. In den folgenden Jahren hielt sich Elisabeth dort gerne auf, schon allein, um dem Wiener Hofzeremoniell zu entkommen. Sie genoss das freie Leben, die Feste, Jagden und Austritte auf Gödöllö. Sehr zum Missfallen des Kaiserhofes. Man nahm es ihr übel, dass sich die Kaiserin von Österreich so oft in Ungarn aufhielt.
Das ungarische Kind
Das jüngste Kind des Kaiserpaares, Erzherzogin Marie Valerie kam zehneinhalb Monate nach der ungarischen Krönung zur Welt. Für die Ungarn war es das größte Geschenk, das eine Königin und Landesmutter ihrem Volk geben konnte.
Die Geschichte entstammt dem neuen Buchprojekt "Pannonische Schicksalslinien" der beiden Autorinnen Andrea Glatzer und Ingrid Schramm das 2022 erscheinen wird.
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