Neusiedler See

"Es ging nie um Befüllung des Sees bis auf Anschlag"

Die RegionalMedien erkundigten sich im Büro des u. a. für Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung zuständigen Landesrates Heinrich Dorner hinsichtlich der akuten Trockenheit im Gebiet Neusiedler See - Seewinkel.

NEUSIEDL AM SEE. Wie es mit der Zuleitung von Wasser aus der Donau weitergeht, welche weiteren Arbeiten die Seemanagement Burgenland GmbH vorsieht, die Zukunft der Fischerei am Neusiedler See und der Lackengebiete waren Themen des Gesprächs.

Vergleichbar mit Marchfeldkanalprojekt der 80er Jahre

Der Neusiedler See ist Teil der Gesamtregion Seewinkel,

"in der es insgesamt einfach zu trocken ist und wichtige Niederschläge fehlen".

Darum würden wir ohne "frischem" Wasser langfristig nicht glücklich werden, so der Landesrat. Die technische Möglichkeit dagegen wurde nun in einer mit Ungarn gemeinsam erarbeiteten Machbarkeitsstudie geprüft. Darauf aufbauend wurde die Verträglichkeit des Dotationswassers mit dem Neusiedler See bzw. dem Grundwasser des Seewinkels von Experten geprüft und grundsätzlich als geeignet befunden. Vergleichbar sei das Vorhaben der Zuleitung von Donauwasser mit dem Marchfeldkanalprojekt, wo man aus ähnlichen Gründen bereits Mitte der 80er Jahre mit dem Bau eines weitverzweigten Kanalsystems für die Zufuhr von Donauwasser begann. Das Ziel war auch dort die wasserwirtschaftliche und naturräumliche Situation zu verbessern. Zusätzlich wurde für regelmäßig notwendige Pflegemaßnahmen am und im See selbst, mit 01. Juli 2022 die Seemanagement Burgenland GmbH gegründet, die ab Oktober 2022 mit ersten Arbeiten starten wird.

Plan mit Ungarn am ehesten, aber Alternativen

Das Vorhaben, dringend benötigtes Wasser in den Seewinkel und auch in den Neusiedler See zu bringen, wird weiter verfolgt. Dazu werde es heuer noch eine Entscheidung geben, in welche Richtung es nun konkret gehen soll. Die Variante mit Ungarn sei im Moment am weitesten fortgeschritten. Parallel werde aber auch geprüft, ob zusätzliche oder alternative Lösungen Sinn machen. Um überall die von Grünen, WWF usw. genannten Bedenken diskutieren zu können, gebe es noch im September einen Runden Tisch. Alle maßgeblichen Stakeholder wurden hierzu bereits eingeladen, so Dorner. Trotzdem sei wichtig, auch hier im Vorfeld nochmals zu betonen,

"dass es nie um eine Maximalbefüllung des Sees 'bis auf Anschlag' ging."

Hier würden die Zuständigen die Kritik verstehen, allerdings hätten sie von Anfang an betont, in Zeiten extremer Trockenheit einen gewissen Teil der durch den Klimawandel ausgebliebenen Regenfälle kompensieren zu wollen, um eine völlige Austrocknung zu verhindern. Beschränke man sich bei der Dotation eben darin, Defizite auszugleichen, gebe es keine Bedenken z. B. hinsichtlich Aussüßung.

Weitere Schlammabsaugungen geplant

Ab Anfang Oktober sind weitere Maßnahmen in mehreren Hafenanlagen bzw. Zufahrtskanälen hinsichtlich Schlammentfernung geplant. Ziel des Landes sei es im heurigen Jahr unterschiedliche Geräte bzw. Verfahren zur Durchführung von Entschlammungsarbeiten an den verschiedenen Stellen im See - auch im Bezirk Neusiedl am See - zu testen.

Fischerei in Gefahr

Derzeit sei die Berufsfischerei am Neusiedler See noch möglich, allerdings mit deutlichen Einschränkungen, "weil je nach Windverhältnissen bisher befischbare Bereiche nicht mehr befahren werden können". Die Freizeitangelei vom Ufer werde gerade im bevorstehenden Herbst mit seinen kühleren Temperaturen wieder attraktiv sein. Abfischungen à la Zicksee oder Darscho waren bisher nicht notwendig, wären auf Grund der Größe und der gewaltigen Biomasse des Sees auch nicht durchführbar, so die Zuständigen des Landes.

Beregnung an aktuelles Klima anpassen

Neben dem primären Ziel, neues Wasser in die Region zu bringen bzw. zu speichern, bedürfe es auch einem Umdenken im Umgang mit Grundwässern, speziell im Bereich naturschutzfachlich wertvoller Lacken, wie Darscho, Lange Lacke, Zicksee usw. Aus diesem Grund sei das Land gerade dabei, die rechtlichen Rahmenbedingungen für die landwirtschaftliche Beregnung den nunmehr klimatischen Bedingungen anzupassen. Von weiteren Wasserzuleitungen in den Zicksee gehe das Land "aufgrund der sehr niedrigen Grundwasserverhältnisse" derzeit nicht aus.

"Das war ja auch der Grund, warum die Dotation eingestellt wurde", so der zuständige Landesrat abschließend.