Interview zu "Burgenland schaun"
Franziskaner-You-Tuber liebt das Burgenland

Sandesh Manuel: Musik und Kirche passen sehr wohl zusammen | Foto: Sandesh Manuel
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  • Sandesh Manuel: Musik und Kirche passen sehr wohl zusammen
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Sandesh Manuel, indischer Franziskaner-Priester und Musik-Student in Wien möchte mit seinen Songs auf You-Tube Freude unter die Leute bringen. Im Interview gibt er persönliche Einblicke.

BEZIRKSBLÄTTER: Machst du schon länger Musik oder wie ist das Interesse entstanden?
SANDESH MANUEL:
Als ich 17 war hab ich begonnen, Gitarre zu spielen. Ich hab immer gerne gesungen und Gitarre gespielt und in Indien hab ich Indische Musik studiert und dann war ich eingeladen vor sieben Jahren vom Provinzial Pater Oliver Ruggenthaler. Der war auf Besuch in Indien und mein Provinzial – das ist der Oberer von der Franziskaner-Provinz – hat zu ihm gesagt: „Hier ist ein Mann, er ist Mitbruder und er liebt Musik, ist es möglich, dass er bei euch studieren kann“. Und Oliver hat gemeint, dass Österreich der beste Ort ist, um Musik zu studieren und sagte: „Bitte schickt ihn, wir brauchen auch Brüder hier“. Und jetzt bin ich eben seit sieben Jahr hier. Ich studiere Musik, ich studiere Gitarre und Gesang am Konservatorium in Wien.

Wie kam die Kombination aus Musik und Priestertum?
Das ist eine ungewöhnliche Kombination, dass ich als Priester nicht Orgel studiere, sondern Gitarre und Gesang. Aber das passt sehr gut auch zu Franziskus, weil er soll auch ein Saiteninstrument gespielt haben.

Wann hast du die Entscheidung getroffen, als Priester zu arbeiten?
Wir haben drei Prozent Christen in Indien, von 1,3 Milliarden sind das schon viele Leute. Ich bin in einer katholischen Familie geboren und aufgewachsen. Als ich 17 war, hab ich mir selbst die Fragen gestellt, „worum geht es?“, „warum sind einige Leute arm oder behindert?“, „warum wurde ich hier geboren?“, und alles mögliche. Da hab ich gedacht, ich nehme ein Jahr Auszeit und bin ins Franziskaner-Kloster in meiner Nachbarortschaft eingetreten als ich 17 war. Und das war mein Start, es war sehr interessant und ich konnte mich entwickeln und auch meine innere Freude und den inneren Frieden, die ich habe, teilen. Ich liebe es, wenn Menschen lächeln oder lachen. "Smile". Und das gibt mir Kraft. Wenn mich jemand fragt, „was machst du am liebsten“, dann gebe ich diese Antwort, Menschen lachen zu sehen. Und wenn ich der Grund bin, ist es doppelt so toll. Deswegen habe ich auch ein Lied über „Smile“ gemacht. Über die Leute während der Corona-Zeit: Wir sehen wenige Leute lächeln hinter der Maske. Wir sind es gewohnt, dass man den Mund sieht, vielleicht müssen wir lernen, das Lachen auch in den Augen zu sehen.

Was fehlt dir seit dem letzten Jahr besonders?
Lustig gesagt, für uns, im Klosterleben, ist das ganze Leben lang Lockdown. Aber Spaß beiseite: Für mich als Musiker fehlt mir die Bühne. Ich hatte sehr viele Konzerte, in Heurigen – Wiener Lieder und so – und soziale Kontakte vermisse ich. Einfach umarmen, Hände schütteln, die Arbeit mit anderen Künstlern, Tänzern und so. Zurzeit ist das alles umständlich, man muss alles vorher planen, testen usw. Es war einfach selbstverständlich früher: Wir haben einen Ort gewählt und haben dort gedreht. Jetzt muss man sehr vorsichtig sein. Wir machen auch alles draußen und mit Maßnahmen.

Und im Konservatorium – wie handhabt ihr die derzeitige Situation? Auf den Unis ist ja viel online, aber bei deinem Studium stelle ich mir das sehr schwierig vor.
Ich habe auch viel Unterricht online. Letztes Jahr war bei der Gitarre alles über Skype. Jetzt bin ich auf Gesang umgestiegen. In der letzten Zeit habe ich begonnen mit einer Lehrerin „one-to-one“ zu arbeiten. Ich verstehe, dass viele Leute Existenz-Sorgen haben, das ist sehr schrecklich. Für mich ist es eigentlich ziemlich gleich geblieben. Aber ich bin in Solidarität mit Menschen, denen es nicht gut geht. Deshalb ist es mir auch so ein Anliegen, ihnen nur für ein paar Minuten, wenn sie online sind, mit meinen Liedern ein Lächeln zu bringen, dass sie die Sorgen kurz vergessen können. Es gibt nichts Schöneres für mich, das erfüllt meine Berufung als Priester und als Musiker.

Bist du oft mit Vorurteilen konfrontiert?
Die eigenen persönlichen Mauern der Menschen, die Vorurteile, sind oft sehr groß. Die Leute sind es einfach nicht gewohnt, dass ein Priester tanzt, rapt, lacht oder so. Die Leute verstehen mich überhaupt nicht. Viele fragen mich auf der Straße, „woher haben Sie diese Kutte gekauft, das wäre gut für nächstes Halloween“. Dann sage ich mit einem Lachen, „ich bin der nächste Priester“. Das stößt dann meist auf große Verwunderung, dass ich dazu rape und so. Darauf sage ich nur, „warum darf ich nicht!?“. Ich bin auch ein Mensch, ich bin kein Engel, ich bin auch schwach, ich habe auch meine Ups und Downs. Das möchte ich auch zeigen. Denn die Kirche gibt immer ein schönes Bild, aber wir sind auch Menschen. Das ist wichtig, dass ich das betone.

Du hast einen eigenen You-Tube Kanal, was möchtest du mitteilen?
Für mich ist es ein ganz besonderes Anliegen, diese Freude und diesen Frieden zu teilen. Denn ich träume von einer Welt, in der wir alle in Frieden leben können, egal wo wir herkommen, über alle Grenzen, Kulturen, Sprachen, Hautfarben, Gesinnungen und alles hinweg. Wir sind Menschen. Deswegen ist auch das Lied über Menschlichkeit entstanden: „Wir sind alle Menschen“. Das möchte ich über meine YouTube-Videos vermitteln. Aber dazu möchte ich sagen, dass ich You-Tuber bin, und kein Influencer. Ich möchte niemanden beeinflussen, und nicht missionieren oder so. Viele sehen einen Priester und denken, „ich werde dieses Video nicht schauen, denn da geht es um Glaube und so“. Aber ich rede über normale Sachen, die jeden betreffen. Ich trage in den Videos eine Kappe. Das wurde zu einem Symbol mittlerweile: Ich trage meinen Habit (die Kutte) und die Kappe. Das eine steht für Tradition und das andere zeigt meine Offenheit. Das wurde zu einer guten Kombination, weil es ist modern, es ist auffällig und die Leute sehen mich als Person und nicht als das was ich trage. Alle haben ihre eigenen Vorurteile: die Leute, die nicht in die Kirche kommen genauso wie die, die in die Kirche gehen. Die einen wundern sich über den Habit, die anderen über die Kappe. Ich bin nirgendwo eigentlich. Deshalb finde ich es sehr schwer, mit meinem You-Tube voranzukommen. Aber langsam lernen mich die Leute kennen und schauen, wer ich bin, „was drinnen ist“, und deshalb möchte ich es nochmal betonen: „Es ist wichtig, was drinnen ist, nicht nur das Äußere“.

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