„Wer braucht den Neusiedler See?“
Provokante Frage bei Wirtschaftsparlament
Professor Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung stellte als Keynote-Speaker beim gestrigen Wirtschaftsparlament eine provokante Frage und gab als langjähriger Experte auch gleich einige Antworten.
NEUSIEDLER SEE. Mit der Frage „Wer braucht den Neusiedler See?“ spielt er auf die kritische Wasserentwicklung des Steppensees an.
"Alle sind vom See abhängig"
Für Zellmann ist klar:
„Alle, fast alle brauchen den Neusiedler See, auch wenn es in dieser Verdichtung nicht allen bewusst ist!“
So erklärt der Experte, dass sich die Region besser auf künftige Szenarien vorbereiten müsse. Dazu seien flexible Angebote zu entwickeln, die die Risiken mildern und die Chancen erhöhen. Parallel dazu müssten Kooperationen auf vielen Ebenen geschaffen werden, von Veränderungen in den Berufsausbildungen bis hin zu neuen Marketingstrategien. Zellmann weiter:
„Die Politik hat die dafür notwendigen, neuen Rahmenbedingungen zu entwickeln und bereit zu stellen! Der Neusiedler See geht uns alle etwas an.“
Geschichtlicher Hintergrund
Als echter Steppensee pendelt der Neusiedler See seit 13.000 Jahren regelmäßig zwischen tiefer Überflutung und gänzlicher Austrocknung. Immer häufiger auftretende Hitzewellen im Sommer lassen den Wasserstand des Neusiedler Sees oft tief absinken. Im Juli 2022 war der Wasserstand so niedrig wie seit 1965 nicht mehr. Zellmann meint dazu sinngemäß, dass es gelte, der langfristig zu erwartenden Klimaentwicklung ebenso Rechnung zu tragen, wie auch der kurzfristigen Entwicklung des jeweils regionalen Lebens- und Wirtschaftsraumes. Zur Frage der Wasserzuleitung meinte er:
„… dies müsse jedenfalls sehr verantwortungsvoll angegangen werden.“
Wirtschaftsmotor der Region
Grundsätzlich stellt Zellmann fest, "dass wir nicht alles behalten, nicht alles erhalten bzw. beibehalten könnten, wie es ist". Aber, technische Errungenschaften würden Regulierungen möglich machen, ohne die Natur zu zerstören. Den See als Wasseroberfläche, quasi als Kulisse zu erhalten, sei durchaus eine echte natur- und umweltfreundliche Alternative. Dass der See jedoch auch der Wirtschaftsmotor der Region ist, stehe allerdings außer Frage, so Zellmann abschließend.
"Experte bestätigt FPÖ-Meinung"
FPÖ-Nationalrat und Landesparteisekretär Christian Ries sieht in dieser Experten-Meinung die vertretene Position der FPÖ Burgenland zum Erhalt des Neusiedler Sees bestätigt. Eine Wasserzuleitung von österreichischer Seite sehe die FPÖ aber als den falschen Ansatz. Die Leitha führe selbst kein Wasser und ein Zufluss aus dem Hauptarm der Donau sei alles andere als ideal. Die nachhaltigste und realistischste Lösung wäre von Seiten der FPÖ die Wasserzufuhr aus der Moson-Donau. Ries begrüße einerseits die Entfernung des Schlammes und die Reduzierung des Schilfgürtels durch die Seemanagement GmbH, dies passiere aber definitiv zu spät, denn „die Verlandung sei in einigen Häfen bereits zu weit fortgeschritten". Einen kritischen Punkt sieht Ries auch in der Landwirtschaft im Seewinkel:
„Natürlich soll niemandem seine Existenzgrundlage entzogen werden, aber es braucht genaue Richtlinien mit Hausverstand, wann und wie viel bewässert werden darf.“
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