Täter schlug in Neudorf zu
Schwer-Krimineller stahl Kupferkabel und Metallbolzen von Windrädern
Erpresserische Entführung und Freiheitsberaubung sowie Drogen und Diebstähle. Insgesamt 10 Vorstrafen. Knapp 13 Jahre Gefängnis. Zudem ein Aufenthaltsverbot für Österreich. Straffälligkeiten in Hülle und Fülle, gleich wie die Auswahl auf einer Speisekarte. Und keine Besserung in Sicht. Denn kurz nach seiner letzten Haftstrafe schlug der Slowake wieder zu. Stahl von Windrädern im burgenländischen Neudorf hunderte Kilo Metallbolzen und Kupferkabel, um dann auch in Niederösterreich die ÖBB zu schädigen. Indem er mehr als 2.000 Meter Kupferdrähte entwendete. Mit Schutzbehauptungen wie „Schrott zur freien Entnahme“ kam der Angeklagte im Landesgericht Eisenstadt aber nicht durch. Ganz im Gegenteil. Scheiterte kläglich und bekam eine „saftige“ Haftstrafe.
NEUDORF. Mega entspannt, auch mit lockeren Sprüchen auf den Lippen, saß der Slowake, Mitte 50, im Saal 6 auf der Anklagebank. Machte der Staatsanwältin Komplimente. Scherzte auch in Richtung Vorsitzende. Lässig und cool. Auch kein Wunder, kannte er doch, aufgrund seiner zahlreichen Prozesse, den Werdegang von Verhandlungen. Ihn konnte nichts überraschen. Dachte er. Anfänglich. Darin begründet auch sein permanent aufgesetztes Lächeln.
Angeklagten verging das Lächeln
Das ihm erst verging, als Richterin Mag. Doris Halper-Praunias das Urteil verkündete. Da war dann Schluss mit Lustig. Wandelte sich sein „Smiley“-Gesicht in eine ernste, finstere Miene. Denn mit drei Jahren Gefängnis unbedingt hatte der Täter definitiv nicht gerechnet. Schon gar nicht mit einer 1.200 Euro Strafe, die er als Schadenersatz an die ÖBB bezahlen muss. Nach kurzer Bedenkzeit nahm der „Slowaken-Charmeur“ dann doch das Urteil an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Daher noch keine Rechtskraft.
Kupferkabel von Windrädern gestohlen
Im Verfahren stellte sich heraus, dass der vorbestrafte Mann mit seinem Auto, trotz Aufenthaltsverbot, mindestens viermal ins burgenländische Neudorf fuhr, um sich an Baustellen von Windrädern „selbst zu bedienen“. Seinen Skoda mit Drähten und Metallbolzen randvoll befüllte, um die Waren bei Altmetall-Sammelstellen in der Slowakei zu Geld zu machen. Bei seinem letzten Transport am 5. September 2021 kam jedoch eine Polizei-Kontrolle dazwischen. Angehalten wurde der Lenker, weil der Auspuff des Wagens, wegen Überladung mit Diebesgut, bereits auf der Fahrbahn streifte...
"Ich befreie Österreich von Schrott"
Der festgenommene Mann sah seine „Tätigkeit“ jedoch nicht als gewerbsmäßigen Diebstahl. Den Polizisten erklärte er im Verhör doch allen Ernstes: „Ich helfe Österreich und befreie das Land von Schrott!“ „Sie glauben wirklich, dass man Material von einer Baustelle einfach so mitnehmen kann?“, konterte die Richterin. „Ich dachte, das ist zur freien Entnahme.“ „Anhand ihrer Vorstrafen und Gerichtserfahrung können sie mir doch nicht einreden, dass sie nicht gewusst haben, dass sie die Sachen nicht mitnehmen dürfen!“ „Aber es war doch nur Schrott!“
Ich bin ja kein Dummkopf
„Warum sollten Kupferkabel Müll sein?“, hakte die Staatsanwältin nach. Grinsend der Angeklagte: „Na, weil dort alles einfach so herumgelegen ist!“ Ein als Zeuge vernommener Polizist vom Posten Kittsee widersprach jedoch dieser Darstellung und erklärte: „Die Baustelle war eindeutig als solche erkennbar. Alle Teile waren dort geschlichtet. Also keine Spur von Müllabladeplatz. Daher ist auch seine Behauptung von wegen Sperrmüll-Sammlung alles andere als glaubwürdig. Umso mehr bei seinen vielen einschlägigen Vorstrafen!“ Da entfuhr dem inzwischen sehr ruhig gewordenen Angeklagten: „Man soll aus mir keinen Dummkopf machen. Ich habe keine Baustelle gesehen!“
DNA vom Dieb am ÖBB-Tatort sichergestellt
Mitverhandelt wurden in diesem Prozess mehrere Straftaten vom November 2021 aus dem Bezirk Gänserndorf, wo der Täter auf einer Baustelle der ÖBB zugeschlagen und mindestens 2.300 Meter Kupferkabel entwendet hatte. Mit einem Gesamtschaden von mehr als 8.000 Euro. Die Menge bestritt der Beschuldigte, nicht aber den Diebstahl. Auch schwer möglich, denn Kriminalisten konnten am Tatort seine DNA sicherstellen. Das gestohlene Kupfer verkaufte er in seiner Heimat und bekam dafür, laut seinen Aussagen, 1.800 Euro. Entrüstet fügte der Angeklagte hinzu: „So lange ich in meiner Heimat mit normaler Arbeit nicht genug für mein Leben verdiene, muss ich eben machen, was ich mache!“
Jetzt 11 Vorstrafen und 16 Jahre Haft
Mit dem Spruch von Richterin Mag. Doris Halper-Praunias bekommt die „kriminelle Visitenkarte“ des Slowaken eine weitere Vorstrafe hinzu. Somit 11. Zudem summiert sich seine Zeit in Gefängnissen auf insgesamt rund 16 Jahre. Zähneknirschend nahm der Dieb das Urteil zur Kenntnis. Um dann sogleich von einem Justizwachebeamten wieder zurück in seine Zelle gebracht zu werden.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.