BirdLife Österreich
Warnung vor Sterben der Soda-Lacken im Seewinkel

Heute zeigt sich eine Trockenfläche anstelle der Langen Lacke. | Foto: Michael Dvorak
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Soda-Seen sind weltweit äußerst seltene und spezielle Lebensräume. Die Soda-Lacken des Seewinkels bilden das westlichste europäische Vorkommen und gelten als einer der bedeutendsten mitteleuropäischen Vogelrastplätze.

SEEWINKEL. Nun warnt BirdLife Österreich: Die Lange Lacke steht davor, endgültig zu verlanden und damit als eigenständiges Gewässer zu verschwinden.

Menschliche Einflussnahme ist Hauptproblem

Die seit Jahrzehnten andauenden menschlichen Eingriffe in den Grundwasserhaushalt des Seewinkels fordern nunmehr im Zuge einer aktuellen Trockenphase ihren Tribut. Denn nicht die Klimaerwärmung, sondern die intensive menschliche Einflussnahme sei als entscheidende Ursache zu betrachten: Viele Lacken im Seewinkel können ihr Wasser nicht mehr oder nicht mehr lange genug halten und verlanden. Die Experten von BirdLife Österreich fordern vom Land Burgenland daher endlich Maßnahmen – und zwar in allerletzter Minute.

„Die Lange Lacke lag bereits in früheren Trockenphasen (erstmals 1990) öfters über mehrere Monate lang trocken, konnte sich aber in den darauffolgenden Phasen höherer Wasserstände wieder regenerieren“, weiß Michael Dvorak von BirdLife Österreich.

Stadium rascher Verlandung

Aktuell sei hier allerdings eine dramatische Entwicklung im Gange, die sich von bisherigen Trockenperioden stark unterscheide. Der Westteil der Lacke führt bereits seit vier Jahren kein Wasser mehr und ist mittlerweile vollständig mit zum Teil invasiven Neophyten zugewachsen. Mehr als die Hälfte des etwas tiefer gelegenen Ostteil liegt monatelang trocken und befindet sich partiell ebenfalls in einem Stadium rascher Verlandung.

„Es ist zu befürchten, dass auch die noch bestehenden Teile der Lange Lacke in nur wenigen Jahren verschwunden sein werden!“, warnt der Experte.

Der Seewinkel verliere dann mit dem unwiederbringlichen Lebensraum für Fauna und Flora auch sein touristisches Aushängeschild.

Mikroklima verändert sich, Lackenboden wird undicht

Gründe für diese Entwicklung gebe es viele. Alle haben mit der intensiven menschlichen Einflussnahme zu tun. Groß- und kleinräumige Entwässerungen waren in den Jahrzehnten bis 1990 der hauptsächliche Treiber des Lackensterbens. So verschwand etwa die 1983 noch fast 50 ha große Huldenlacke bei Sankt Andrä nach dem Bau von weiteren Entwässerungskanälen innerhalb von zwei Jahren bis auf einen minimalen Rest.

„Zusätzlich kommen in der aktuellen Trockenphase weitere, beunruhigende Phänomene hinzu“, informiert Dvorak.

Die meisten Lacken des zentralen Seewinkels hätten in den letzten Jahren die Fähigkeit verloren, dauerhaft Wasser über längere Zeit hinweg zu halten. Die rasch fallenden Grundwasserpegel im Frühjahr, mit ausgelöst durch die zunehmenden Wasserentnahmen durch die Landwirtschaft, durchfeuchten den Feinsediment-Horizont unterhalb des Lackenbodens in dieser Zeit nicht mehr ausreichend und es könne kein Salz mehr aus dem Untergrund nachgeliefert werden.

„Kurz formuliert: Dieser Salzmangel ermöglicht die Bildung einer Pflanzendecke auf der ursprünglich fast vegetationsfreien Lacke, es ändert sich das Mikroklima und durch damit verbundenen chemische Prozesse wird der Lackenboden undicht. Das durch Regen zugeführte Wasser verschwindet im Frühjahr viel rascher als früher, oft schon lange bevor eine nennenswerte Verdunstung durch Hitzeperioden eintritt“, erörterte Dvorak.

So zeigte sich die Lange Lacke mit Möwentrupp noch im Jahr 2008. | Foto: Michael Dvorak
  • So zeigte sich die Lange Lacke mit Möwentrupp noch im Jahr 2008.
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„Es ist fünf nach zwölf“

„Die Lacken werden inkontinent, sie verdursten und sind durch Zuwachsen und Verlanden zum Verschwinden verurteilt“, bringt es Dvorak auf den Punkt.

Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich fordert daher die Wiederherstellung eines naturnäheren Wasserhaushalts im Gebiet der Lacken durch:

  1. einen vollständigen Wasserrückhalt durch Schließung aller Entwässerungsgräben im engeren Lackengebiet, vor allem in Hochwasserjahren.
  2. die sofortige Einrichtung einer „Lackenschutzzone“ im zentralen Seewinkel von Apetlon im Süden, Illmitz im Westen bis zum Paulhof im Norden und Sankt Andrä im Osten mit einer weitgehenden Regulierung der Grundwasserentnahmen.
  3. die Förderung und Umstellung auf weniger bewässerungsintensive Kulturen in diesem Gebiet durch die Schaffung alternativer Rahmenbedingungen für die zukünftige landwirtschaftliche Nutzung.

„Diese Maßnahmen hätten bereits vor vielen Jahren gesetzt werden müssen, da das Lackensterben bereits vor mehr als 50 Jahren begonnen hat und von den Fachleuten schon damals als grundlegende Gefährdung erkannt wurde. Und doch hoffen wir, dass bei sofortiger Umsetzung ein kleiner Teil von den ursprünglich 139 Lacken ins nächste Jahrzehnt hinübergerettet werden kann“, so Dvorak pragmatisch.

Historische Zeugnisse
Hotterpläne aus den Jahren 1855-1858 lassen die damalige Verteilung und Zahl der Lacken abschätzen: Von den damals zumindest 139 Gewässern mit einer Gesamtfläche von rund 36 km2 waren im Jahr 2020 bestenfalls 30 mit einer Fläche von insgesamt 4-5 km2 übrig. Mehr als drei Viertel aller Lacken sind also verschwunden, gerade noch 15 % der ursprünglichen Wasserflächen vorhanden.

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Heute zeigt sich eine Trockenfläche anstelle der Langen Lacke. | Foto: Michael Dvorak
So zeigte sich die Lange Lacke mit Möwentrupp noch im Jahr 2008. | Foto: Michael Dvorak

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