Wasserexperten zum Glashaus-Projekt in Frauenkirchen: Keine negativen Auswirkungen für Grundwasser zu erwarten; Glashaus-Gegner skeptisch
FRAUENKIRCHEN (ft). In der Diskussion um das geplante Glashaus-Projekt der Firma Perlinger in Frauenkirchen meldeten sich nun renommierte Wasserexperten zu Wort. Ihr Resümee: Sowohl eine Beeinträchtigung der Grundwasserqualität als auch eine Übernutzung des Grundwassers sei auszuschließen. Perlinger arbeite mit einem geschlossenen Wassersystem, das ein Eindringen von Stoffen ins Erdreich und somit ins Grundwasser verhindere. Landeshauptmann Hans Niessl betont abermals, hinter dem Glashaus-Projekt zu stehen. Skepsis bleibt trotzdem.
80 Bürger vor Ort
Gut 80 Bürger hatten sich am Freitagnachmittag im Alten Brauhaus in Frauenkirchen eingefunden. Der Grund: Niessl hatte eine Reihe renommierter Wasserexperten um sich gescharrt, um mögliche Bedenken bei der Bevölkerung in Frauenkirchen bezüglich des geplanten Glashauses auszuräumen. Dies schien auch zu gelingen. Zumindest vorerst.
"Keine Einwände"
Aus wasserwirtschaftlicher und mengenmäßiger Sicht gebe es keine Einwände gegen das Projekt, meinte etwa der Universtitätsprofessor Alfred Paul Blaschke von der TU Wien. Die Kreislaufführung des Bewässerungswassers der geplanten Anlage sei vorbildlich. „Dabei wird das Drainagewasser in Rinnen aufgefangen und dem Bewässerungswasser zu 100% wieder zugeführt“, ergänzte DI Hans Urban.
Alarmeinrichtung zum Schutz
Bei Störfällen werde einer Alarmeinrichtung ein zu hoher oder zu niedriger Wasserverbrauch gemeldet und die Bewässerungsstation unverzüglich gestoppt. Die Speichertanks für das Rücklaufwasser sowie der Tagesvorratstank sollen dazu mit Leckerkennungseinrichtungen ausgestattet werden. Rund ein Hektar der Gesamtfläche (diese beträgt 20 Hektar, wobei 13 Hektar vom Glashaus eingenommen werden) des Projektes werde für die Speicherung des Regenwassers genutzt, wobei sämtliche Dachflächen der Anlage herangezogen würden. Diese Vorgangsweise sei insbesondere für den Seewinkel der richtige, zukunftsweisende Weg, sagt Blaschke. Eine Gefahr für das Grundwasser schließt der Experte aus.
83.000 m3 Wasser aus Brunnen
Um das Glashaus zu betreiben müssen zusätzlich zum Regenwasser 83.000 m3 Wasser aus Brunnen entnommen werden. Dies sei im Vergleich zu der zur Verfügung stehenden Menge ein geringer Wert, sagt Gerald Hüller, Leiter der Fachgruppe Wasser, Umwelt und Ländliche Struktur am Amt der Burgenländischen Landesregierung: „Derzeit sind 900.000 m3 der Grundwasserneubildung ungenutzt. Wird das Projekt umgesetzt bleiben noch immer über 800.000 m3 ungenutzt.“
Zur Überprüfung seien zwei Grundwassersonden im Abstrom der Anlage bzw. im Zustrom zur Brunnenanlage Frauenkirchen des Wasserleitungsverbandes vorgesehen. „Sinkt der Wasserspiegel über das vordefinierte Niveau ab, werden strikt abgestufte Maßnahmen gesetzt. Das kann bis zum absoluten Beregnungsverbot gehen“, so Hüller. Im Teilabschnitt Frauenkirchen sei dies noch nie der Fall gewesen.
Zusätzliche Auflagen
Größter Wasserentnehmer in der Region ist der Wasserleitungsverband Nördliches Burgenland. Maximal 412 m3 Wasser dürfen an einem Tag entnommen werden. „Der Schutz des Wassers hat für uns höchste Priorität. Wir haben im Gespräch mit dem Unternehmen auch zusätzliche Auflagen definiert. Von unserer Seite gibt es keine Einwände gegen das Projekt“, so der Obmann der Plattform Wasser Burgenland, Helmut Herlicska.
Niessl: „Der Kreislauf der Bewässerung und die Nutzung von Regenwasser und Windstrom machen dieses Projekt zu einem der ökologischsten Projekte, die es auf diesem Gebiet in Europa gibt."
Bedenken geäußert
Während rund die Hälfte der anwesenden Bürger jedes Statement des Expertenkreises beklatschte, verhielt sich die andere eher skeptisch und äußerte schließlich Bedenken bezüglich der Sicherheit für das Grundwasser: "Ich habe jahrelang in einem Chemie-Unternehmen gearbeitet und dort herrschen sicherlich strengere Vorschriften. Trotzdem kam es hin und wieder zu Zwischenfällen. Ich frage mich, wie Sie eine 100%ige Sicherheit garantieren wollen?", fragte einer der eher skeptischen Bürger in Richtung Perlinger. Dieser habe diesbezüglich aber keinerlei Bedenken: "Es gibt in Deutschland und anderen Ländern bereits viele solcher Glashäuser und es gibt dafür unzählige Sicherheitsvorschriften, die bis ins kleinste Detail überprüft werden. Das Glashaus wird zu 100 Prozent sicher sein", so Perlinger.
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