Interview zur Brustgesundheit
Im Gespräch mit der Expertin Carmen Leser
Dr. med. univ. Dr. scient. med. Carmen Leser beantwortete uns einige Fragen zum wichtigen Thema Brustgesundheit. Die Praxis Sonnenland befindet sich in Unterpetersdorf.
Bezirksblätter: Seit wann arbeiten Sie mit Brustkrebspatientinnen?
Carmen Leser: Ich habe bereits im Studium begonnen an der Universitätsklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe des AKH Wienwissenschaftlich mitzuarbeiten. Habe dann meine Diplomarbeit und meine Dissertation über diesen Themenkomplex verfasst und mich auch während meiner Facharztausbildung vorwiegend auf Brustkrebspatientinnen konzentriert. Daher beschäftige ich mich mit der Therapie des Brustkrebses bereits seit über 12 Jahren. Dieses Jahr habe ich auf Grund meiner Forschung zwei wissenschaftliche Preise gewonnen und durfte sogar auf der Senologieakademie meinen Kollegen Brustrekonstruktionen bei Live-Operationen demonstrieren.
BB: Wie läuft eine Brustkrebsbehandlung ab?
CL: Die meisten Patientinnen kommen mit einem auffälligen Mammographiebefund zu mir. Dann wird zuerst die Anamnese erhoben und der Befund weiter abgeklärt. Das kann bedeuten, dass die Patientin noch ein bildgebendes Verfahren wie z. B.: ein MRT erhält, aber auch, dass eine Biopsie notwendig wird. Nach Erhalt des histologischen Ergebnisses sind Untersuchung notwendig um mögliche Metastasen zu finden. Sind alle Unterlagen vorliegend, bringe ich die Patientinnen ins Tumorboard ein. Dort sitzen viele Kollegen aus verschiedenen Fachrichtungen zusammen und wir beraten gemeinsam, welche Therapie für die Patientin am besten ist. Da Brustkrebs in vielen verschiedenen Facetten auftreten kann, sieht die Therapie auch sehr individuell aus. Bei einem kleinen Brustkrebs mit niedriger Teilungsrate und hormonellen Rezeptoren, wird oft beschlossen, dass zuerst eine brusterhaltende Operation stattfinden soll und danach eine antihormonelle Therapie sowie Strahlentherapie. Bei einem großen, schnellwachsenden Tumor wird die erste Behandlung eine Chemotherapie, eventuell gepaart mit einer Antikörpertherapie,sein. Danach folgt die Entfernung der Brust und weitere medikamentöse Therapien.
BB: Heißt Entfernung der Brust, dass diese Seite komplett entfernt wird und es danach auf einer Seite flach ist?
CL: Das Brustdrüsengewebe wird entfernt. Wenn der Nippel nicht vom Karzinom betroffen ist, kann man ihn erhalten. Bei einer sogenannten nippel-und hautsparenden Mastektomie wird bei einer kleinen Brust ein Schnitt in der unteren Brustfalte gemacht, durchwelchendas Gewebe entfernt wird. Danach werden ein Netz, welches als innerer BH dient, und ein Implantat in die Brust eingesetzt. Dadurch entstehen sehr schöne Ergebnisse. Kann man den Nippel nicht erhalten, die Haut aber schon, kann man denNippel danach wieder aufbauen zB durch eine lokale Lappenplastik und den Warzenvorhof danach tätowieren. Wenn leider sowohl Haut als auch Nippel vom Krebs betroffen sind, muss man leider die konventionelle Schnittführung, mit der queren Narbe über der Brust, wählen. Aber auch hier kann man in der gleichen Sitzung einen Expander hineingeben, der in kurzer Zeit die Haut dehnt und eine Wölbung entstehen lässt. Einige Patienten entscheiden sich dazu Eigengewebe,wie einen Teil des Bauches oder des Oberschenkels,für den Wiederaufbau zu verwenden. Ich arbeite in letzter Zeit gerne mit Eigenfett um z. B.: Dellen nach brusterhaltenden Operationen zu glätten. Aber auch um dem, manchmal sehr dünnen Hautmantel um das Implantat, eine bessere Schichtdicke zu geben und dadurch ein besseres kosmetisches Ergebnis zu erreichen.
BB: Ist für die weitere Behandlung nach einer Operation ein Onkologe notwendig?
CL: Es ist jemand notwendig, der sich gut mit den onkologischen Behandlungen auskennt. Manche Ärzte konzentrieren sich speziell auf Operationen, manche auf die medikamentösen Therapien. Ich als Gynäkologin betreue Patientinnen von Beginn an. Mache mit Ihnen die Operationen, Chemotherapien, Antikörpertherapien, antihormonellen Therapien und auch die Nachsorgen in den Jahren nach einer Brustkrebsdiagnose. Außerdem begleite ich auch metastasierte Patientinnen bei ihren verschiedenen Therapien und auch bei ihrem letzten Weg.
BB: Was raten Sie Frauen, bei denen gehäuft Brustkrebs in der Familie auftrat?
CL: Je nachdem wie häufig und in welchem Alter Brustkrebs und auch Eierstockkrebs auftrat, kann es sinnvoll sein eine genetische Beratung zu machen. Es kann sein, dass man ein erhöhtes Risiko für Brust-und Eierstockkrebs vererbt bekommen hat. Daher ist es sinnvoll eine Blutabnahme machen zu lassen, worin verschiedene Hochrisikokonstellationen in den Genen beurteilt werden. Sollte man dann eine betroffene Person sein, kann man entweder risikoreduzierende Operationen, wie die Entfernung der Eierstöcke und des Brustgewebes, oder eine intensivierte Vorsorge machen lassen. Diese intensivierte Vorsorge startet früher und mit kürzeren Abständen als das Früherkennungsprogramm für Brustkrebs, andemsowiesojede Frau teilnehmen soll
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