Häftling 4757
Ottfried Fischer und Karl Merkatz brillant in "Hoffnungsvolle Finsternis"
OBERPULLENDORF (IR). Sofia ist frustriert - weil ihr eine Schlampe den Freund weggeschnappt hat, knallt sie dem Mädel kräftig eins auf die Nase - und muss zur Strafe Sozialstunden ableisten. Diese muss sie ausgerechnet bei einem alternden Schauspieler ableisten und seine Hühner füttern. Gerade in dieser Zeit ist er verzweifelt, weil er nicht mehr beten kann. Mit seinem Freund, dem an Parkinson erkrankten Pfarrer, will er den Spuren Otto Neururers (eines Priesters, der in Nazigefangenschaft wegen christlicher Dienste qualvoll ermordet wurde) folgen. Er hofft, durch das Verstehen des ermordeten Priesters seine eigene nationalsozialistische Vergangenheit zu bewältigen und das Beten wieder zu erlernen. Weil das Duo sonst niemanden hat, muss Sofia, die rotzfreche Göre, mit ihnen zwei Tage durch Tirol, die Heimat des von den Nazis hingerichteten Priesters, gondeln. Im Gegenzug werden ihr die Sozialstunden erlassen - die Reise führt drei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, humorvoll zusammen ....
Gefangenschaft und Verrat
Der Film erzählt, wie der Tiroler Priester Otto Neururer dem Nationalsozialismus die Stirn bot - er war bereits in Gefangenschaft und erteilte einem Berliner heimlich das Sakrament der Taufe, nicht ahnend, dass ihn dieser für einen Teller Suppe - mit einer ganzen Kartoffel darin - an die Schergen verraten hatte. Dafür und für seine christlichen Handlungen in Nazi-Gefangenschaft wurde er qualvoll ermordet.
Ohne Frage ist dieser Film eine schwere Kost, dennoch ist er durch die Aufbereitung eines feinsinnigen Drehbuchs von Peter Mair, einer Regiearbeit von höchstem Anspruch von Hermann Weiskopf und aussergewöhnlicher schauspielerischer Leistungen der Hauptdarsteller Ottfried Fischer, Heinz Fitz, Jasmin Mairhofer und Karl Merkatz zu einem berührenden Werk mit Atempausen zwischendurch geworden.
Burgenland-Premiere in Oberpullendorf
Die Burgenland-Premiere fand im großen Kinosaal von Oliver Treiber in Oberpullendorf statt. Sowohl Regisseur Weiskopf als auch Drehbuchautor Peter Mair waren anwesend, beantworteten danach die Fragen des Publikums und erzählten aus der Idee und Entstehung des Films. Auch die großartige Leistung von Ottfried Fischer, der zuvor aufgrund seiner Erkrankung fünf Monate im Krankenhaus verbrachte, davon drei Wochen im Koma lag, sich zurück kämpfte und diesen Film im Rollstuhl spielte, erfuhr man aus erster Hand.
Unfassbare Verbrechen
"Nicht die Trauer überwiegt, sondern das Gefühl, einen großen Sieg errungen zu haben," - so Otto Neururer vor seinem gewaltsamen Tod im Konzentrationslager Buchenwald. "Auch Menschen mit bösen Gedanken muss geholfen werden!" Der Nationalsozialismus hat 13 Millionen Menschenleben gefordert, es waren nicht nur 6 Millionen Juden, es waren Kriegsgefangene, christliche Polen, Zwangsarbeiter, Jugoslawen, Tschechslowaken, Geisteskranke, Behinderte - dieser Film trägt bei, die Gräuel nicht zu vergessen.
Weitere Termine: Freitag, 15. 11., 18.00 Uhr, Samstag, 16. 11., 18.00 Uhr, Sonntag, 17. 11., 16.30 Uhr, Dienstag, 19. 11., 20.00 Uhr.
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