Bezirk Oberpullendorf
Vermögensberater als Millionenbetrüger zu Haftstrafe verurteilt

- Vermögensberater wegen schweren Betruges von mehr als 1 Million Euro zu teilbedingter Haft verurteilt.
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Mehr als 1 Million Euro sind weg. Kassiert von einem Vermögensberater aus dem Bezirk Oberpullendorf. Von Freunden, Bekannten, Familienangehörigen. Ausgegeben für private Zwecke. Wie Einsätze bei Online-Spielen bzw. seinen Lebensunterhalt. Von versprochener, „zinsenoptimierter“ Anlage mit Kapitalgarantie keine Spur. Jetzt saß der Herr Magister wegen schweren Betruges auf der Anklagebank.
BEZIRK OBERPULLENDORF. Mehrmals forderte die Richterin den Beschuldigten auf: „WAS haben sie mit dem ganzen Geld gemacht? Wo sind die mehr als eine Million Euro?“ Zögerlich kamen Erklärungsversuche des Vermögensberaters. „Es wurden von mir Rückstände bei Sozialversicherung und Finanzamt beglichen!“ „Und weiter?“ „Meine Fixkosten und Teilnahmegebühren für teure Schulungen bezahlt!“ „Und weiter?“ „Einigen meiner Kunden habe ich kleinere Beträge oder Zinsen zurückbezahlt!“
1 Million Euro von 18 Opfern erschlichen
„WIR reden hier von 1 Million Euro. Die sie durch Täuschung von insgesamt 18 Opfern erschlichen haben. Und sie wollen mir jetzt erzählen, dass sie in knapp 8 Jahren eine Million Euro für kleinere Rückzahlungen und Fixkosten etc. verbraucht haben?“ Der Angeklagte schweigt. Neuerlicher Versuch: „Sie haben sich von ihren Kunden mehr als eine Million Euro auf ihr eigenes Konto überweisen lassen. Und keinen Cent davon jemals veranlagt. WO ist das ganze Geld?“
Vermögensberater schweigt
Neuerliches Schweigen des Vermögensberaters. „Sie haben das eingelangte Geld komplett verbraucht. WOFÜR?“ Auch sein Anwalt, Mag. Sascha Flatz, bemühte sich um Aufklärung, in dem er seinen Mandanten fragte: „Sie haben es mir bis jetzt auch nicht erklärt, wohin die Summen geflossen sind. Außer Fixkosten, Rückzahlungen und Schulungen!“ Da warf Richterin Dr. Karin Lückl ein: „Welcher Mensch hat solche hohen Fixkosten? Was haben sie mit dem Geld gemacht?“
Geld auch bei Online-Spielen verloren
Erst auf neuerliche Nachfrage seines Anwalts: „Haben sie gespielt?“, rückte der Herr Magister aus dem Bezirk Oberpullendorf, 45, mit einem neuen Zugeständnis heraus. Nach einem spontanen „Nein“ folgte ein „Nicht übermäßig!“ Richterin und Anwalt legten nach: „Im Casino? Wie viel haben sie verloren?“ „Online-Spiele“, kam zurück und die Ergänzung: „Mein Verlust... Kann ich nicht sagen!“ „Sind sie spielsüchtig?“, wollte die Vorsitzende wissen. Entsetzt wirkend, ob der Frage, folgte ein „Nein!“

- Eine endgültige Erklärung, wofür das Geld verwendet worden ist, gab der Angeklagte nicht. Sein Anwalt, Mag. Sascha Flatz, ersuchte trotzdem um ein mildes Urteil.
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Vertrauen von Verwandten missbraucht
Laut Anklageschrift der Staatsanwältin galt der Herr Magister als Profi-Vermögensberater mit jahrelanger Erfahrung. Geriet durch die Finanzkrise 2008 selbst in eine schwierige wirtschaftliche Lage. Erst recht, als die Hausbank einen Kredit fällig stellte, weitere Schulden schlagend wurden und erste Exekutionen anstanden. Deshalb kam er von 2012 bis 2020 auf die fatale Idee, das Vertrauen bisheriger Kunden, inklusive Nachbarn und Verwandten, zu missbrauchen.
Kundin um 358.500 Euro geschädigt
Indem er insgesamt 18 Personen, Großteils aus dem Bezirk Oberpullendorf, beste Geld-Anlagen versprach, jedoch alle erhaltenen Gelder auf sein Privat-Konto überweisen ließ und selbst ausgab. Mit einer Gesamtsumme von 1.098.787 Euro. Dabei handelte es sich um „ergaunerte“ Einzelbeträge von bis zu 358.500 Euro und mehreren Summen von über 100.000 Euro. Teils in bar übergeben.
Angeklagter fälschte Bank-Kontoauszug
Der Herr Magister schreckte im Rahmen seiner Betrugsmasche auch nicht davor zurück, einen Kontoauszug zu fälschen. Um mit einem fiktiven Guthaben von 250.000 Euro einer misstrauisch gewordenen Familienangehörigen belegen zu können, dass ihr Geld bestens veranlagt ist und kein Grund zur Sorge besteht. Die Unechtheit des Bankbelegs gestand der Angeklagte im Landesgericht Eisenstadt ein und bekannte sich gegenüber dem Schöffensenat schuldig.
3 Jahre teilbedingte Haft
Das bereits rechtskräftige Urteil: 3 Jahre Haft, 2 Jahre davon bedingt. Zudem muss der Vermögensberater sämtliche Schulden, die er bei seinen Kunden hat, zurückzahlen. Ob und wie viel die Opfer jemals bekommen, ist davon abhängig, wie viel Geld der Herr Magister künftig verdient und wie viel davon per Exekution gepfändet werden kann.


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