Winterquartier wurde verhindert
LUTZMANNSBURG (EP). Die Hotelbetreiberin versteht die Welt nicht mehr. "Mir geht es nicht um irgendeine Quote, mir geht es um die Menschen, die jetzt draußen an den Grenzen frieren müssen." Die Hotelbesitzerin hätte auf Anfrage einer Gruppe aus Lutzmannsburg, die bei der Integration von Asylwerbern hilft, die Hälfte ihres Hotels für etwa 15 Flüchtlingsfamilien bzw. etwa 50 Personen zur Verfügung gestellt.
Absage wurde bedauert
Mit der zuständigen Landesstelle war bereits alles geregelt, mit Anfang Oktober hätten die Familien einziehen können, einige Umbauarbeiten im Hotel waren erledigt. Dann kam die Absage vom Flüchtlingskoordinator des Landes, Wolfgang Hauptmann. Dieser bedauert die Absage. "Jedes Quartier, das ich bekomme, ist mir lieb und teuer."
Landesrat Norbert Darabos schlägt in die gleiche Kerbe: "Wir sind über jedes Quartier dankbar, wenn von einer Gemeinde das richtige Signal kommt. Die Bereitschaft in Lutzmannsburg ist aber, soviel ich weiß, enden wollend. Ich verstehe aber auch die Sorge der Gemeinde, dass ein Touristenort nicht zu viele Flüchtlinge aufnehmen kann." Für Gerlinde Grohotolsky, Obfrau der Plattform Bleibrecht, ist die Absage in Lutzmannsburg ein herber Schlag. Sie hatte die Unterkunft bereits besichtigt und für gut befunden. "Das Hotel wäre ideal für Familien mit Kindern gewesen. Es ist ein Top-Flüchtlingsquartier und entspricht mehr als dem Standard. In den Zimmern ist Platz für Kinderbetten, es gibt eine Küche und Aufenthaltsräume."
Interventionen?
Grohotolsky hatte eine Zusage von den zuständigen Stellen und plante bereits ein Konzept zur Integration der Flüchtlinge. "Plötzlich hat das Land abgesagt. Es hat geheißen, im Dorf werden bereits Flüchtlinge untergebracht - damit sei die Quote erfüllt. Da gab es Interventionen von oberster Stelle, aber erst nachdem ich ein Unterstützungskonzept gemacht habe", ärgert sich Grohotolsky. Die Begründung, Lutzmannsburg sei ein Tourismusort und vertrage nicht mehr Flüchtlinge, lässt Grohotolsky nicht gelten. "Es gibt in Österreich große Tourismusorte, wo Flüchtlinge in ehemaligen Hotels untergebracht sind." Grohotolsky findet die Entscheidung des Landes sehr bedauerlich.
Nicht zuständig
"Es ist nach Deutschkreutz bereits das zweite Mal im Bezirk, dass ein Flüchtlingsquartier nicht zustande kommt. Es funktioniert ja auch in Horitschon und Unterfrauenhaid." Wieso seitens der zuständigen Stellen ein nein kam, weiß auch Bürgermeister Christian Rohrer nicht. "Es ist weder jemand von privater noch von offizieller Seite an mich herangetreten. Die Gemeinde ist dafür ja auch nicht zuständig, wir stehen Asylquartieren neutral gegenüber. Wir werden uns bei Bedarf im Gemeinderat mit dem Thema befassen und dann eine gemeinsame Stellungnahme herausgeben." Vizebürgermeister Günther Toth sieht die Sache etwas anders. "Informationen zwischen Land und Gemeinde müssen geflossen sein. Das Asylthema wurde auch bereits im Gemeinderat angesprochen, eine Bürgerversammlung anberaumt. Diese wurde dann einfach abgesagt." Lutzmannsburg habe zwar die Quote erfüllt. "Wenn aber jemand Asylanten aufnehmen will, soll er das auch tun dürfen. Man muss diese Solidarität gegenüber den Flüchtenden aber auch von anderen Gemeinden einfordern." Toth appelliert an die Menschen, nicht alles zu glauben, was propagiert wird. "Es hängt von der Courage der Menschen ab, ob sie Flüchtlinge aufnehmen oder nicht!"
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