"Lachertorten mit Schlag"

Miguel Herz-Kestranek gastiert in der KUGA. | Foto: Maria Altmann
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Sie haben in ihrer Schauspiel-Karriere sehr viele unterschiedliche Rollen gespielt, standen mit Größen wie John Malkovich, Curd Jürgens, Richard Burton, Vanessa Redgrave, Marthe Keller oder Clint Eastwood vor der Kamera. Wieso sind Sie Schauspieler geworden, was reizte Sie daran?
MIGUEL HERZ-KESTRANEK: Schon mein Großvater und mein Vater wollten Schauspieler werden, ich hab’s dann bei meinem Vater mit dem Versprechen, dass ich aber zumindest die Matura machen muss, durchgesetzt. Wenn man Glück hat, und in verschiedenen Medien arbeiten kann, ist die Schauspielerei sehr vielfältig und das Interessante und Schwere zugleich, man lernt jedes Mal von neuem etwas dazu. Am Theater oder vor der Kamera, allein auf verschiedenen Bühnen, im Kabarett, als Musicalsänger, bei Chansonabenden usw.usw..

Sie waren Tatort Kommissar, haben in TV-Serien gespielt, u.a. Professor Higgins in „My Fair Lady“, Milchmann Tewje in “Anatevka” oder Don Quijote in „Der Mann von La Mancha“. Welche Rolle haben Sie am liebsten gespielt, welche war die größte Herausforderung und welche Rolle würden Sie noch gerne spielen?
Am liebsten gespielt, beziehungsweise gesungen, habe ich den Tewje in Anatevka. Etliche Fernsehrollen waren körperlich sehr herausfordernd, manchmal war in internationalen Produktionen der englische Text sehr schwierig, vor allem, weil etliche Kollegen auf französisch oder italienisch geantwortet haben. Einmal haben wir auf einem Windjammer-Schiff, mit dem wir im stürmischen Oktober 10 Tage durch die Biskaya fuhren Tag und Nacht so riesigen Wellengang gehabt, dass wir uns kaum umziehen konnten zwischen den Szenen, geschweige denn an einem Tisch essen, oder einigermaßen schlafen.Da musste ich schwer seekrank täglich drehen und wurde von einem ukrainischen Schiffsarzt jeden Tag mit Spritzen „fit“gemacht. Danach war ich Wochen krank. Gespielt hätte ich gerne einmal den Jedermann, aber dafür bin ich nun endgültig viel zu alt. Vielleicht nochmal einen alten weisen Tod.

Was fällt Ihnen leichter: ernsthafte oder lustige Rollen, spielen Sie lieber den Guten oder den Bösen?
Ich bin am liebsten lustig. Leute zum Lachen zu bringen, halte ich für das Schönste und es ist auch das Schwerste. Zumal heute, wo es für viele weiß Gott wenig zu lachen gib.

Sie haben in Ihrer Karriere zahlreiche Preise erhalten und wurden mit dem Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?
Aber Preise bedeuten mir nicht allzu viel, zumal wenn man weiß, wie die Auswahl hinter den Kulissen oft vor sich geht. Eine staatliche Auszeichnung kann natürlich eine gewisse Anerkennung sein, da freut man sich kurz, dass man bemerkt wurde, aber mehr auch nicht. Früher wurden Auszeichnungen ja beim Begräbnis am Polsterl hinterher getragen, da hat man sie dann noch einmal gesehen, sonst kann man sie ja nur am Frack tragen, also nur am Opernball. Ich weiß gar nicht, ob sie dann ins Grab nachgeworfen wurden, oder ob die Nachkommen sie dann aufheben mussten und nichts mehr damit anfangen konnten, bis sie dann am Dachboden verstaubt sind. Nur der Oscar zählt wirklich, aber auch nur, weil am Tag danach die Gagen automatisch um mindestens das Zwanzigfache steigen!

Mit ihrem Kabarettprogramm „Lachertorten - mit Schlag“ gastieren Sie auch in der KUGA in Großwarasdorf. Worum geht es in dem Programm?
Einfach Sachen zum Lachen aus eigener und fremder Feder. Köstliche Anekdoten aus dem Theater, die das Publikum ja meistens nie mitkriegt, über Schauspieler und Sänger, über das Text-Vergessen und wie man sich rettet; Etliches aus meinem letzten Buch, in dem ich über die fast schon vergessene Form der jüdischen Witze und Anekdoten schreibe, je nachdem was das Publikum mag - auch Kostproben aus meinen Schüttelreimebüchern, Stilblüten aus der Schule, die ja herrlich zum politischen Dauer-Thema Schulreform passen und vieles mehr. Die Lachertorten schmecken, das kann ich garantieren.

Welche Herausforderungen birgt so ein Soloauftritt im Kabarett-Genre?
Man ist allein verantwortlich, dass der Abend gut läuft. Keine Kollegen, kein Bühnenbild, kein Stück, keine Handlung, man kann sich auf nichts ausreden, man ist es einfach selbst, der die Menschen unterhält, oder eben nicht. Aber man ist es auch allein selbst, wegen dem sie kommen – oder auch nicht. Immer andere Säle, immer andere Zuseher, immer andere Gegenden mit anderen Lachgewohnheiten und so weiter. Man weiß nach hunderten Abenden nicht, warum es ausverkauft war, oder nicht. Oft fühlt man sich sicher und der Saal bleibt leer, dann zittert man, ob überhaupt wer kommt und plötzlich ist alles rammelvoll und eine Riesenstimmung. Es bleibt immer spannend.

Viele Ihrer Aktivitäten sind der europäischen Einheit gewidmet. Warum engagieren Sie sich dafür?
Ich halte die europäische Einigung, in welcher Form auch immer für notwendig, weil so viele Herausforderungen von den vergleichsweise kleinen europäischen Staaten allein nicht mehr bewältigt werden können. Auch wenn es weit aussieht, sind wir mit dem Ganzen erst am Anfang und deshalb gibt’s noch so viele Fehler und es geht oft grauslich zu. Vielleicht wird oder sollte sich die Form ändern, aber der Weg führt meiner Meinung nach an einem europäischen Zusammenschluss nicht vorbei, der über wirtschaftliche Zusammenarbeit hinausgeht. In Wahrheit gibt es ja schon unzählige gemeinsame Zusammenarbeiten.

Ist die EU ein Auslaufmodell? Was macht Ihnen am meisten Sorgen?

Ein Auslaufmodell ist sie keinesfalls, wie ich schon gesagt habe. Ein Auslaufmodell sind die Politiker, die sie betreiben und ihre eigenen nationalen Egoismen, weil „die dort oben in der EU“ gibt’s ja nicht, das sind jeweils die Politiker aus allen Ländern. In den EU-Gremien stimmen sie für logische und notwendige Dinge und zuhause vertreten sie dies nicht vor den Wählern, aus Angst nicht mehr gewählt zu werden, sondern schimpfen über Brüssel. So werden die Menschen belogen und haben permanent ein falsches Bild von diesem eigentlich großartigen Projekt. Man muss sich nur einmal eine Weltkarte ansehen, wie winzig Europa darauf ist. Und da sollen die noch winzigeren einzelnen Länder etwas bewirken können in einer globalisierten Welt und ihren Herausforderungen?

Sie betreiben die größte deutschsprachige Webseite für Schüttelreime. Haben Sie spontan ein paar Kostproben für unsere Leser?
Astronautennahrung: Von fern sieht mans vom Shuttle blinken: Geh, schickts uns doch a Blattl Schinken!!
treit beim Autokauf: Wart nur, ich hau die Porschemappen dir gleich in deine morsche Pappen!
Grässliche Ahnung: In Hosen voll mit Hängeärschen muss fürchterliche Enge herrschen...

Vielen Dank für das Gespräch!


Miguel Herz-Kestranek gastiert in der KUGA. | Foto: Maria Altmann
Foto: MHK A. Maleta

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