"Man muss sich immer beweisen"
Dart: Christian Kallinger machte Hobby zum Beruf • Vom Dreher zum Profi
KARL/OBERWART (O.Frank). Die Menschen wuseln umeinander herum, viele kennen sich. Fans mit lustigen Perücken und blinkenden Hüten. Sogar Männer in Frauenkleidern werden gesichtet. Trubel und Heiterkeit ist angesagt. Oder auch Anspannung. Wie bei Christian Kallinger, der in Schwechat im Rahmen der Tour der PDC Europe gegen Weltmeister Michael van Gerwen spielt, am Ende trotz Break klar verliert, „weil ich mir selbst auf der Bühne zu viel Druck aufgebaut habe.“ So gut wie zu Hause funktionierte sein Spiel nicht. Die ungewohnte Geräuschkulisse, der starke Gegner, der lange Nachmittag, da leidet die persönliche Leistung. Dennoch war es eine Sternstunde für den sympathischen Karler. Und zuvor ein langatmiger Weg. Seit rund 1,5 Jahren ist der gelernte Dreher und Absolvent einer Fachschule für Maschinenbautechnik nun Dartprofi, ist sein Hobby längst zum Beruf geworden und meint schmunzelnd: „Erst seit vier Monaten kann ich auch davon leben.“
Gute Freundschaft zu Suljovic
Weil der Weg an die (Dart)-Spitze ein steiniger ist. Im Schnitt steht Christian Kallinger zwei Stunden am Stück beim Board, manchmal bis zu sieben Stunden am Tag. „Bis zum bitteren Ende“, meint der 35-Jährige, „obwohl ich mein Training sehr kreativ gestalte.“ Inkludiert ist auch Kardio-Training, dreimal die Woche. Denn die Professional Darts Corporation, kurz PDC, ist seit den TV-Übertragungen u.a. bei Sport1 nicht nur für Anhänger ein Fangnetz. Bei den Besten prangen Sponsorennamen auf der Brust. Die oftmals mehrere Hunderttausend Euro schweren Turniere sind dank der Fernsehpräsenz mittlerweile auch in österreichischen Wohnzimmern bekannt. Auch dank Aushängeschild Mensur Suljovic, früher beim DC Stoob aktiv, zu dem Kallinger ein gutes Verhältnis hält.
"Ein WM-Titel pusht immer!"
Die Pokale auf dem Regal in Christian Kallingers Wohnzimmer wurden in den letzten Jahren immer mehr. Welt- und Europameister der FECS mit dem österr. Dart-Nationalteam in mehreren Disziplinen, mehrfacher Sieger der österr. E-Dart-Meisterschaften oder auch Europameister der EDF mit dem Herren-Nationalteam. Auch für Deutschland. Da steht ein Weltmeistertitel im Einzelbewerb zu Buche. „Ein WM-Titel pusht immer“, erklärt er. Auch wenn er an einer Nervenentzündung an der Wirbelsäule leidet, aktuell eine Physiotherapie absolviert und Injektionen in Kauf nehmen muss. „Eine Heilung gibt es nicht“, blickt Christian Kallinger den harten Tatsachen in die Augen.
Neue Körperposition angelernt
Was ihn veranlasste, „eine vernünftigere Wurfposition einzunehmen“, Neues zu lernen. Ihn auch stärker machte. Auch mental. „Denn man muss sich immer wieder neu beweisen.“ Für ihn ist Dart „immer das selbe". Vieles entscheidet der Kopf, bis die Fehler übergehen, seine Technik irgendwann zu 100 Prozent sitzt. Für das nächste Highlight: die Europameisterschaft in Slowenien im August, die er bereits dick in seinem Kalender angestrichen hat. Jener Terminplaner, der bis Ende September gänzlich mit Dart-Turnieren vollgeschrieben ist ...
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