Rechnitz
Gedenken an die Opfer des Massakers von 1945 beim Kreuzstadl

- Beim Kreuzstadl in Rechnitz fand die alljährliche Gedenkfeier an die Opfer des Südostwallbaus statt.
- Foto: Herbert Potzmann
- hochgeladen von Michael Strini
Die Gedenkinitiative „RE.F.U.G.I.U.S“ begeht heuer 30 Jahre.
RECHNITZ. Mit Ansprachen, Musik und Kranzniederlegungen fand bei der Gedenkstätte Kreuzstadl in Rechnitz die alljährliche Gedenkfeier am Sonntag, 27.3.202,2 statt. Es wurde der 200 ungarischen jüdischen Zwangsarbeiter gedacht, die im März 1945 von Nationalsozialisten erschossen wurden. Nach jenen Stellen, an denen die kranken und erschöpften Zwangsarbeiter getötet und verscharrt wurden, wird nach wie vor gesucht.
Die Gedenkinitiative RE.F.U.G.I.U.S (Rechnitzer Flüchtlings- und Gedenkinitiative) hat 1992 begonnen, die Ruine des Kreuzstadels als eine Gedenkstätte für alle Opfer des Südostwallbaus zu gestalten und seit 2012 informiert eine Reihe von Tafeln und Videos vor Ort über die Geschehnisse Ende März 1945 und über Geschichte und Schicksal des Judentums im Burgenland.
„Den Opfern ihre Namen geben“
Antisemitismus „kam nicht erst 1938 mit den Nazis nach Österreich“, erinnerte der Historiker und wissenschaftliche Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes, Dr. Gerhard Baumgartner, als Hauptredner des Gedenkaktes: “Der westungarische Raum inklusive des heutigen Burgenlandes zählte im späten 19. Jahrhundert zu den Zentren des ungarischen Antisemitismus.“
Baumgartner sprach sich klar dafür aus, vermutete Massengräber wie jenes in Rechnitz zu lokalisieren und auszugraben: “Erst wenn den Opfern auch ihre Namen zurückgegeben werden, ist ihnen auch ein wenig Gerechtigkeit widerfahren. Das hier ist unser Land, das sind unsere Opfer, und es ist unsere Aufgabe, die Geschichte der Opfer und Täter sichtbar zu machen.“
Massaker von 1945 kein Einzelfall
Auf aktuelle Kriege und akute Krisen bezog sich der Vorsitzende des Vereins RE.F.U.G.I.U.S, der Pianist Paul Gulda: „Am Kreuzstadl stehen wir in einem Kontinuum der Geschichte - die Massaker des 2. Weltkriegs, hier und in der Ukraine, sind verbunden. Aktives Erinnern immunisiert eine Gesellschaft, und Hassparolen haben keinen Boden.“
Suche nach Massengrab soll weitergehen
Die seit Jahrzehnten betriebene Suche nach den etwa 200 Opfern des Massakers von Rechnitz dürfe auf keinen Fall aufgegeben werden. Dieses Anliegen von RE.F.U.G.I.U.S wurde auf einer Tagung in Oberwart von Vertretern der Wissenschaft, der Israelitischen Kultusgemeinde und auch vom ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer unterstützt. Er hat als damals amtierendes Staatsoberhaupt im März 2012 den Informationsbereich beim Kreuzstadl offiziell eröffnet. (www.refugius.at)
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