2013 - Jahr der Diakonie
Evangelische Kirche erklärt 2013 zum Jahr der Diakonie.
PINKAFELD (ps). 2013 – Jahr der Diakonie
“Diakonie“ lautet das Schwerpunktthema der Evangelischen Kirche im Jahr 2013 auf dem Weg hin zum Reformationsjubiläum 2017. „Zugewandt – solidarisch – vernetzt“ ist das Motto und will darauf hinweisen: Diakonie soll nicht als Kraftanstrengung der Pfarrgemeinden oder der diakonischen Einrichtungen verstanden werden, noch mehr und noch besseres für andere zu leisten. Dieses Jahr will vielmehr einer Spur nachgehen: Wie verstehen sich Pfarrgemeinden als solidarische Nachbarschaft im und mit dem Gemeinwesen einer Region? Wie können Pfarrgemeinden etwas beitragen zu einem solidarischen Netzwerk und auch etwas aus diesem Netz bekommen und sich dafür dankbar erweisen?
Handlungsfelder
Es soll der Frage nachgegangen werden, wie die einzelnen Pfarrgemeinden ihre diakonischen Handlungsfelder (wieder) entdecken und gestalten. Gemeinwesenarbeit, Zusammenleben, Quartiersarbeit, Gemeindediakonie: das sind die Aufgaben, die uns als evangelischen ChristInnen im Nahraum gegeben sind – weil wir als einzelne und als Gemeinschaft diesem Nahraum angehören. Eben das will das Motto, unter das das Jahr der Diakonie gestellt ist, zum Ausdruck bringen: „… dass es zu einem Ausgleich komme“ (2 Kor 8,13b): zugewandt – solidarisch – vernetzt“.
Dass sich Gemeinden als lebendige Knotenpunkte in einem solidarischen Netz verstehen, soll am 14. April 2013 in ganz Österreich öffentlich gezeigt und gefeiert werden. An diesem Sonntag laden die Gemeinden zu Dankgottesdiensten für das Gemeinwesen am Ort, im Bezirk ein. Einladungen an VertreterInnen sozialer Vereine wie diakonischer Einrichtungen vor Ort und „erweiterte Kirchenkaffees“ wollen zusammenführen, was vielfach getrennt wird. Denn oft wird unterschieden zwischen dem Gottesdienst als dem „Eigentlichen“ und der sozialen Hilfe, die dann noch „dazukommt“. Nach biblischem und christlichem Zeugnis ist das falsch. Beide, Gottesdienst und Diakonie, sind das „Eigentliche“ des christlichen Glaubens.
Um diesen 14. April wird Bundespräsident Dr. Heinz Fischer eine diakonische Einrichtung besuchen, in der Nachbarschaft und Zusammenarbeit mit einer Pfarrgemeinde besonders intensiv gelebt wird.
Ebenso geplant sind im Jahr 2013 GemeindevertreterInnensitzungen sowie Superintendentialversammlungen zum Thema. Nicht zuletzt wird das „Diakoniepapier“ der Generalsynode 1997 überarbeitet und erneut der Generalsynode vorgelegt werden.
Zukunft der Kirche
Das alles ist eine Frage nach der Zukunft der Kirche – jenseits des Problems, wieviel Kirchenbeiträge noch eingehen werden. Denn Reichtum an Geld hat nichts mit Reichtum an Beziehungen zu tun. Nachbarschaft kann in neuer Weise als Raum der Nächstenliebe und des Christseins gedeutet und gestaltet werden. Es gibt moderne Gemeindekonzepte, die diese diakonische Verankerung als Grundlage eines „missionarischen“ Gemeindeaufbaus ansehen, ja: „Eine Gemeinde ohne Diakonie wird eine tote Gemeinde.“
Ob die theologischen Überschriften nun „Kirche für andere“ (D. Bonhoeffer), „Kirche mit anderen“ (P. Neumann), „Gemeinde Gottes im armen Volk“ (J. Moltmann), „Kirche bei anderen“ (U. Kleinert) oder „Kirche im Mitgehen“ (J. Degen) heißen – letztlich geht es darum, wie sich die Pfarrgemeinde/Kirche in Beziehung zu ihrem Sozialraum versteht und setzt.
Pfarrgemeinden haben in einer immer stärker auseinander brechenden Gesellschaft den großen Vorteil, dass sich in ihnen verschiedene Milieus, Altersgruppen, Meinungen, Weltanschauungen und Kompetenzen versammeln – und mit diesen Verschiedenheiten die mannigfaltigsten Lebensgeschichten, Nöte und Stärken. „Treffpunkt der Unterschiedlichkeiten“ zu sein, darin liegt für eine Pfarrgemeinde die große Chance, Mitgestalterin von Gemeinwesenarbeit zu werden.
Die „Diakonie Österreich“ hat sich auf die Suche gemacht nach modellhaften Projekten in Pfarrgemeinden und diakonischen Einrichtungen und wird eine „best practise“-Mappe erstellen. Mit einer Umfrage wird ein Überblick über gemeinwesenorientierte soziale Arbeit in Diakonie und Evangelischer Kirche gewonnen werden, als Grundlage für das Schwerpunktjahr 2013.
Kraftfelder
Diakonie ist nicht ein zufälliges, zusätzliches, beliebiges Element von Gemeindepraxis, sondern tragend, ursächlich, „eigentlich“. Die solidarische Kompetenz der Gemeinden zu stärken und das Bewusstsein, Teil eines sozialen Netzes zu sein, weiter wachsen zu lassen, ist Ziel des „Jahres der Diakonie“ 2013. Es wird ein Zeichen des Aufbruchs sein, wenn jede Pfarrgemeinde und Superintendentur einen Diakoniebeauftragten oder eine Diakoniebeauftragte hat und Strukturen für weiteres diakonisches Engagement geschaffen sind – und dies ohne sich selbst zu überfordern, ohne große zusätzliche Budgetmittel, dafür mit Freude, Engagement und Präsenz. Der Direktor des Sozialwissenschaftlichen Institutes der EKD, Gerhard Wegner, versteht Sozialräume als „Kraftfelder des Reiches Gottes“. 2013 kann ein Startjahr für die Pfarrgemeinden werden, zu solchen Kraftfeldern zu werden und die politisch-soziale mit der geistlich-seelischen Dimension des Zusammenlebens vor Ort zu verbinden.
Karl Schiefermair
Oberkirchenrat A.B.
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