100 Jahre Republik
Agnes Lehner und Johanna Csecsinovits wurden in der Monarchie geboren

- Marc Seper von der Diakonie Südburgenland und Pflegedienstleiterin Maria Konrath gratulieren Agnes Lehner zum Geburtstag.
- Foto: Karin Vorauer
- hochgeladen von Michael Strini
Drei Personen im Bezirk Oberwart erblickten 1918 das Licht der Welt, als Kaiser und König Karl noch regierte.
OBERWART (ms/kv). Derzeit wohnen im Bezirk Oberwart drei Menschen, die heuer ihren 100. Geburtstag feiern und somit das Geburtsjahr 1918 mit der Republik Österreich teilen. Im Burgenland sind es 25.
Eine von ihnen ist Agnes Lehner aus Oberwart. Sie erblickte am 5. Jänner 1918 das Licht der Welt und somit noch in der K.u.K-Doppelmonarchie. Geboren wurde die rüstige Jubilarin, die seit zwei Jahren im Diakoniezentrum Oberwart wohnt, in der Steiermark. "Es geht ihr nach wie vor sehr gut", so Diakonie-GF Marc Seper.
Schönes Leben
"Wichtig ist, dass mir nichts weh tut. Ich habe eine Freude mit meinen Kindern und kann auf ein sehr schönes Leben zurückblicken", meint Agnes. Aufgewachsen ist sie im steirischen Bärnbach auf einem großen Bauernhof. "Wir waren damals eine der ersten Familien, die auch Pferde hatten", erzählt Agnes Lehner stolz. Sie wollte Lehrerin werden, aber die Zeiten nach dem 1. Weltkrieg waren hart.
Nach der Bürgerschule in Voitsberg trat die damals 14-Jährige als Kindermädchen in den Dienst des ungarischen Grafen Ladislaus Eduard Almásy, Sohn des namhaften Ethnologen und Zoologen György Almásy, auf Burg Bernstein. "Der Bub hieß Lorenz und das Mädchen Zita Barbara, aber ich nannte sie immer 'Butzi'. Der Vater war sehr streng, aber wir unternahmen auch viele Reisen", erinnert sich Agnes.
Kontakt zur Kaiser-Familie
Es gab auch Kontakte zur Familie des ehemaligen Kaisers Karl I. (König Karl IV.). Almásy chauffierte im Frühjahr 1921 Karl beim ersten gescheiterten Versuch, den Thron des Königreichs Ungarn wieder zu übernehmen, nach Budapest. Dabei machte dieser am Karsamstag im Hotel Lehner Pinkafeld Station und fuhr durch Oberwart, während dort die Ostersonntagsprozession stattfand.
Auf der Burg lernte die Jubilarin ihren späteren Mann kennen, den Chauffeur des Grafen. Dieser kämpfte im 2. Weltkrieg in Russland, während Agnes eine Anstellung im Landesratsamt (heute Bezirkshauptmannschaft) annahm. Die Beiden heirateten während eines Fronturlaubs in Wien.
Flucht nach Graz
Als 1945 die russischen Truppen die westungarische Grenze erreichten und in Rechnitz einfielen, floh Agnes mit ihrer Freundin Inge nach Graz. "Wir schnappten unsere Fahrräder und fuhren los. Es ging über Berg und Tal. Heute kann ich nicht mehr sagen, wie ich das geschafft habe", so Agnes, die irgendwie ihre Familie in Bärnbach erreichte und dort bis Kriegsende blieb.
Agnes Lehner und ihr Mann kehrten nach Kriegsende nach Oberwart zurück. "Meine Wohnung war völlig leergeräumt. Das waren aber nicht die Russen, sondern Leute, die dachten, ich würde nie mehr zurückkommen." Mit ihrer Familie verlebte sie viele glückliche Jahre in Oberwart. "Wir haben uns sehr gerne gehabt und uns immer sehr gut verstanden." Sie bauten ein Haus und bekamen zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, mit beiden hat sie noch sehr engen Kontakt. Auch ihre beiden Enkelkinder liebt Agnes Lehner über alles.
Johanna Csecsinovits feierte 101. Geburtstag
Noch um ein paar Monate älter ist Johanna Csecsinovits, die heuer ihren 101. Geburtstag feierte. Die 1917 in Kleinpetersdorf geborene Kohfidischerin wohnt im Pflegeheim Güttenbach, einer Einrichtung des Hilfswerks.
Johanna Csecsinovits erlernte das Handwerk der Schneiderin und ist vierfache Mutter, seit über 35 Jahren allerdings Witwe. "Ihre Kinder, Enkel und Urenkel besuchen sie in Güttenbach regelmäßig", so die Heimleitung.
Erster Direktor der HTL
Ebenfalls 100 Jahre wäre heuer Oskar Dlabik geworden. Der 1918 in Neudörfl geborene spätere Pädagoge war der 1. Direktor der HTL Pinkafeld und somit ein Bildungspionier im Südburgenland. Dlabik starb 2010.
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