Stadtschlaining
Architekturpreis für neues Hauptplatz-Projekt
Die Architekten Anna Wickenhauser und Dietmar Gasser in Kooperation mit Albert Kirchengast und Karl Scheiner wurden für die Neugestaltung des Hauptplatzes und Rochusplatzes in Stadtschlaining prämiert.
STADTSCHLAINING. In der Cselley Mühle wurden am 27. Juli zum 10. Mal die Architekturpreise des Landes Burgenland verliehen. Die Architekturpreisträger 2020 sind Architekt Juri Troy (juri troy architects) für den Streckhof mit Schnapsbrennerei in Weingraben, die Architektengruppe SOLID Architecture (Christina Horner, Christoph Hinterleitner, Tibor Tarcay für die Sport- und Kulturhalle in Neutal sowie die Architekten Anna Wickenhauser und Dietmar Gasser in Kooperation mit Albert Kirchengast und Karl Scheiner für die Neugestaltung des Hauptplatzes und Rochusplatzes in Stadtschlaining Erstmalig wurde damit ein öffentlicher Freiraum prämiert.
Anerkennungspreise
Weiters gingen drei Anerkennungen im Rahmen des Architekturpreises wurden an die Architekten Halbritter und Hillerbrand für das Gemeindezentrum in Raiding, an Anton Mayerhofer für den Umbau und Erweiterung eines Streckhofes in Neckenmarkt und an Otmar Hasler für das Einfamilienhaus in Gols.
„Die eingereichten Projekte zeigen wieder eindrucksvoll, über welche großartigen Möglichkeiten und Ressourcen die Architektur in unserem Land verfügt“, lobt LHStv Astrid Eisenkopf die Preisträger und verweist auf das 100-jährige Bestehen des Burgenlandes und die Architektur, die einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung des Burgenlandes geleistet hat.
Architekturpreis seit 2002
Das Land Burgenland verleiht den Architekturpreis für hervorragende zeitgenössische Architektur im Burgenland seit 2002. Er wird jedes zweite Jahr vergeben. Die prämierten Projekte sind samt den aktuellen Einreichungen in einer Ausstellung in der Cselley - Mühle zu sehen.
Ergänzend wurde ein filmisches Porträt der Architekturpreisträger gestaltet. Zu sehen im Rahmen der Ausstellung sowie als Download verfügbar im Virtuellen Kunstraum des Landes Burgenland (www.burgenland.at/themen/kultur/virtueller-kunstraum-burgenland/Architekturpreise )
Die Projekte wurden von einer unabhängigen fünfköpfigen Jury - Univ.-Prof. Hans Gangoly, Univ.-Prof. Sibylla Zech, Univ.-Prof. Christian Prasser, Arch. Martin Mostböck und Arch. Erich Kugler nach den für den Architekturpreis ausschlaggebenden strengen Kriterien „im Sinne der kulturellen und ökologischen Herausforderung, die sich heute für das Bauschaffen – den Landverbrauch bzw. die Substanzerneuerung – im Lande stellt“ aus den 15 eingereichten und 2 nominierten Projekten ausgewählt.
Hauptplatz und Rochusplatz Stadtschlaining
Der neu gestaltete Platz, der nun so selbstverständlich wirkt, ist ein sehr schönes Beispiel für einen öffentlichen Raum in einem historischen Ortskern. Der sparsame Umgang mit Mobilar, die Schlichtheit der „Einrichtung“ und die Vermeidung von Markierungen und Beschilderungen (zB Verkehr) machen den Platz zum Raum für Alle, der je nach Tageszeit und Wochentag über alle Jahreszeiten vielfältig nutzbar ist.
"Der Neugestaltung des Hauptplatzes und Rochusplatzes ging ein kooperativer Planungsprozess voran, der einen geladenen Wettbewerb, die Einbindung von Bürgerinnen und Bürger, eingehende Recherchen zu historischen Vorbildern und die Erstellung spezifischer Planungsgrundlagen umfasste. So wurde, um die komplexen Topografie anschaulich zu machen, ein Modell gebaut. Die Wünsche der Bevölkerung wurden in Sitzungen der Dorferneuerung erfragt. In die Beratung der Jury zu den Wettbewerbsergebnissen ist ein geheimes und unpersönlichen Publikumsvoting von Gemeindebürger:innen eingeflossen, die eine Ausstellung der Projekte im Vorfeld der Jurysitzung besuchen konnten", beschreibt Sybilla Zech.
Der nunmehr neugestaltete Platz bietet eine einheitlich gedeckten Platzfläche mit Bäumen am Platzrand und einem zentralen Brunnen, die dem historischen Kontext entspricht und diesen zu einer neuen Anmutung in eine heutige Form und Funktion überführt. Wie mit einem Teppichgewebe werden die den Hauptplatz umgebenden Häuser, über den Rochusplatz bis hin zum südlichen Stadttor miteinander verbunden - zusammengewoben. Ein Stadtraum wird aufgespannt, der sich mit der Umgebung zu einem Ganzen verbindet.
Mehrfarbiges Kopfsteinpflaster
Das mehrfarbige Kopfsteinpflaster in Granit zeigt sich als starke Figur, die trotz der starken Topografie beruhigt. Die Maßstäblichkeit der kleinen Steine ist auf die Bestandshäuser abgestimmt. Mit ihrer Würfelform vermitteln sie Solidität, die dem Bestand angemessen ist und auf seine gewachsene Kleinteiligkeit eingeht, sowohl in der Topographie als auch in der Architektur. Der einheitliche Straßenbelag sorgt für Beruhigung. Erst so kann ein Ort entstehen, ein Ort für Szenarien des Dorflebens wie Feste und Märkte oder einfach nur ein alltäglicher Dorfplatz.
Verkehrsorganisatorisch wird der Platzraum als Begegnungszone umgesetzt – wodurch die den Platz bislang durchschneidende Landesstraße verkehrsberuhigt und für alle Verkehrsteilnehmer:innen sicherer wird. Es entsteht eine neue Aufenthaltsqualität.
Innehalten und rasten
Hier wird auf Bänken innegehalten, gerastet, beobachtet, vom Brunnen Wasser getrunken, Neuigkeiten werden ausgetauscht, Gemeinschaft wird gelebt. Die Bänke stehen vor den Häusern, teilweise sogar die der Eigentümer:innen. Der öffentliche Raum wird über den persönlichen Beitrag belebt, wird zum öffentlichen Wohnzimmer, zum Lebensraum. Die Häuser und ihre Bewohner:innen bringen sich in das Leben des Platzes ein.
Sybille Zech: "Es scheint also fast nichts gemacht und doch so viel. Weiterbauen im Sinne des Bestands. Das, woran es gefehlt hat – Beruhigung – ist eingekehrt."
Der neu gestaltete Platz, der nun so selbstverständlich wirkt, ist ein sehr schönes Beispiel für einen öffentlichen Raum in einem historischen Ortskern. Der sparsame Umgang mit Mobilar, die Schlichtheit der „Einrichtung“ und die Vermeidung von Markierungen und Beschilderungen (zB Verkehr) machen den Platz zum Raum für Alle, der je nach Tageszeit und Wochentag über alle Jahreszeiten vielfältig nutzbar ist. Es wäre wünschenswert, den gesamten Bereich innerhalb der Stadtmauer zu pflastern. Die einzigartige Gesamtheit der Stadtanlage wäre so nochmals deutlicher.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.