Aus dem Leben von Jubilar Karl Spiesz aus Bernstein
In den Zweiten Weltkrieg hineingeboren, in die Welt hinausgegangen, eine Familie und einen Sportverein gegründet...
BERNSTEIN (kv). ...der 80-jährige Bernsteiner blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Am 10. Februar 2017 feierte Karl Spiesz seinen runden Geburtstag und erinnert sich.
Ein Zimmermann auf Reisen
Nach seinem Lehrabschluss im heimischen Zimmereibetrieb Ulreich zog es den damals 20-jährigen Karl in die weite Welt hinaus. "Meine Schwester lebte damals in Aarau in der Schweiz. Mit ihrer Hilfe ergatterte ich eine Anstellung als Zimmermann", erinnert sich der Jubilar. Schon damals hat man dort gut verdient, weshalb er sich mit einem Auto-Upgrade von Fiat auf Opel belohnte.
Die süßen Schweden
Zurück in Österreich fand er eine Anstellung in Wien, wo er sich mit drei Maurern anfreundete. Anfang der 1960er-Jahre beschlossen sie gemeinsam über eine Firma als Monteure nach Schweden zu gehen, wo sie eine Brauerei bauen mussten. "Wir waren gemeinsam in einem Haus untergebracht und bekamen sogar einen eigenen Bus. In den 15 Monaten verdiente ich dreimal soviel wie in Österreich." Verständigt hatten sie sich mittels einem schwedischen Wörterbuch, Englisch und mit Hand und Fuß.
Andere Länder - andere Sitten
Die schwedische Landesküche war für den eingefleischten Österreicher sehr gewöhnungsbedürftig. "Dort gab es nur süße Wurst und mir fehlte ein guter Heurigen." Auch das Alkoholverbot nötigte die vier Freunde zu der einen oder anderen List. "Ich ließ mir einen Bart wachsen, denn wenn einen die Leute für einen Seemann hielten, bekam man Alkohol zu kaufen."
Danach sollte es nach Spanien weitergeben, aber Karl zog es wieder zurück in seine Heimat.
Als Fußballer zurückgekehrt
Während seines Aufenthaltes in der Schweiz entdeckte Karl Spiesz auch seine Leidenschaft für den Fußball. Zurück in Bernstein begann er in Oberschützen zu spielen. "In Bernstein gab es keinen Sportverein und auch nicht den dafür nötigen Platz. Da beschloss ich, einen eigenen Verein zu gründen und trommelte 30 Leute zusammen." Nach der Vereinsgründung 1963 sind sie sofort aufgestiegen, trainiert haben sie zwei Jahre in Bad Tatzmannsdorf und zwei Jahre in Oberwart, bis sie nach und nach den Sportplatz in Bernstein ausgebaut haben. Mit 37 Jahren hörte er als aktiver Spieler auf, blieb dem Verein jedoch als Funktionär bis vergangenen Sommer treu.
Leben und Lieben
1967 heiratete Karl seine große Liebe Waltraud, mit der er in Bernstein ein Haus baute. "Ich pendelte jede Woche nach Wien, kümmerte mit um die Wirtschaft meiner Eltern, spielte Fußball und baute meiner Familie ein Haus." Auch heute noch ist er aktiv und mit Wald- und Gartenarbeit ausgelastet. Langeweile ist für den rüstigen Rentner ein Fremdwort.
Die Spuren des Krieges
Karl Spiesz war zwei Jahre, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Kämpfte sein Vater schon im Ersten Weltkrieg, musste er auch 1939 einrücken. "Im ersten Krieg war mein Vater drei Jahre in Gefangenschaft in Sibirien, flüchtete und brauchte zwei Jahre um heimzukehren." Im Zweiten Weltkrieg ging er den Amerikanern ins Netz. Sein Vater verstarb mit 90 Jahren. Zuhause in Bernstein waren viele russische Soldaten unterwegs, doch Angst hatte Karl trotzdem nicht, obwohl er mit seiner Mutter allein war. "Ich bin glimpflich davongekommen, nur meine Zieharmonika haben sie mir gestohlen."
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