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Miklós Szalachy spendet als Trauerredner tröstende Worte

- Miklós Szalachy begleitet mit seinen Trauerreden Verstorbene bei ihrer letzten Reise und spendet den Hinterbliebenen Trost.
- Foto: Miklós Szalachy
- hochgeladen von Elisabeth Kloiber
Miklós Szalachy begleitet als Trauerredner Verstorbene auf ihrer letzten Reise und spendet Trost den Hinterbliebenen. Im Gespräch erzählt worauf es beim Vortragen von Trauerreden ankommt.
REGIONAL MEDIEN: Wie kamen Sie auf die Idee Trauerreden vorzutragen?
Miklós Szalachy: Ich arbeite seit 2004 als systemischer Coach und Unternehmensberater. In einem von mir im Jahre 2018 veranstalteten Seminar las ich aus meinen Gedichtbüchern Texte vor. Daraufhin wurde ich von einem der Teilnehmer, selbst Schauspieler und seit Jahren Trauerredner, auf meine Vortragsstimme angesprochen, die ihm gut gefiel. Er hat mich informiert, dass die Agentur, die allem voran in Wien und Niederösterreich für viele Bestatter vertraglich Trauerredner – auch ihn, vermittelt, weitere Trauerredner sucht. Er fragte mich, ob ich Interesse hätte. Da ich als Coach seit Jahren auch Trauerbegleitungen mache, war mir klar, dass die Arbeit als Trauerredner wie ein Puzzlestück dazu passt. Dann ging alles sehr schnell. Ich wurde der Agenturleiterin, Frau Stockmeier, vorgestellt und es kam zu einer raschen Einigung. Im Jänner 2019 habe ich meine Arbeit aufgenommen.
Wie bereiten Sie sich auf eine Trauerrede vor?
Nachdem ich die Information über den Sterbefall (Name, Ort und Zeit des Begräbnisses und eine Kontaktperson) von der Agentur erhalte, kontaktiere ich die angegebene Kontaktperson. In diesem Erstkontakt wird ein Termin zur Besprechung der Trauerrede vereinbart. Für die Besprechung der Trauerrede halte ich mich an einen ausgearbeiteten „roten Faden“ an Fragen, wo alle organisatorischen und inhaltlichen Punkte berücksichtigt werden.
Was muss man beim Schreiben bzw. Vortragen beachten?
Beim Schreiben notiere ich meistens nur inhaltliche Stichworte, die ich dann mit dem Repertoire meiner Redefreiheit wiedergebe. In eher seltenen Fällen bekomme ich aber auch bereits fertig verfasste Reden, die ich einfach nur zu lesen habe. Bei der Rede selbst ist natürlich wesentlich, dass diese empathisch und mit ehrlicher Anteilnahme vorgetragen wird, denn sonst würde sie als aufgesetzt und „heruntergeleiert“ empfunden werden. Andererseits ist es aber auch wichtig, sich selbst als Trauerredner emotionell abgrenzen zu können, um nicht in das Schicksal des Todesfalles „hineinzukippen“. Das ist vor allem bei tragischen Todesfällen von jungen Menschen und Kindern eine durchaus große Herausforderung, aber ein unverzichtbarer Selbstschutz.
Welche Inhalte sollte eine gute Rede haben?
Mir ist wichtig, dass die Trauerrede einerseits ein abgerundetes Bild über die verstorbene Person wiedergibt, andererseits aber auch den Hinterbliebenen Halt und Trost gibt.
Wesentlich ist daher natürlich der Lebenslauf der verstorbenen Person, wobei ich meine, dass vor allem die Frage, wofür sie von Herzen gelebt hat, eher im Vordergrund stehen sollte, als nur Zahlen, Daten und Fakten. Je mehr persönliche Episoden, typische Merkmale, Eigenschaften, oder Aussagen des oder der Verstorbenen die Rede enthält, umso individueller wird sie. Da können durchaus amüsante und lustige Episoden dabei sein, die den ohnehin traurigen und tragischen Abschied etwas aufhellen können. Für die Hinterbliebenen gibt zum Beispiel die Frage Halt, wofür sie der verstorbenen Person dankbar sind. Ebenso auch die Frage, was an dem Todesfall tröstlich ist (z.B. das die Person nicht lange leiden musste, ein erfülltes Leben gehabt hat, etc.). Nicht zuletzt aber auch, was der/die Verstorbene selbst als Trost oder letzte Botschaft für die Hinterbliebenen hinterlassen würde. Trotz dieses doch recht ausgiebigen Inhaltes achte ich darauf, dass die Rede nicht länger als 15 Minuten dauert, damit der Spannungsbogen erhalten bleibt.
Wieviele Trauerreden haben Sie schon vorgetragen?
Ca. 400 Trauerreden in den letzten 3 Jahren
Welche Trauerrede ist Ihnen am meisten im Gedächtnis geblieben, und warum?
Es ist schwierig, eine Trauerrede herauszupicken, da jede für sich individuell und etwas besonderes ist und immer mit einer sehr persönlichen Lebensgeschichte verbunden ist.
Trotzdem ist vielleicht folgende Beerdigung als Beispiel interessant, um zu sehen, wie unterschiedlich getrauert wird. Ein Vater war mit etwa 70 Jahren verstorben und ich hatte die Trauerrede mit seiner Tochter vorab inhaltlich besprochen. Aus dem Inhalt des Vorgesprächs war erkennbar, dass der Verstorbene sehr gerne feierte und das Leben in vollen Zügen genoss. Als ich am Friedhof eintraf, hörte ich bereits von weitem laute rockig-poppige Musik, die aus der Aufbahrungshalle schallte. Als ich in die Aufbahrungshalle eintrat, empfing mich folgendes Szenario:
Um den aufgebahrten Sarg waren etwa ein Dutzend Bilder des Verstorbenen in A4-Format am Boden aufgelegt – jedes einzelne zeigte ihn bei Feiern zu unterschiedlichen Anlässen. Die Tochter des Verstorbenen tanzte mit roten Stiefeln mit ihrer kleinen Tochter ausgelassen um den Sarg zu der lauten Musik, bis die Trauerfeier begann. Da wurde es schlagartig besinnlich und während der Trauerrede flossen dann bei allen die Tränen. Danach, im Trauerzug, wurde der Sarg wieder mit lauter rockig-poppiger Musik aus der Box, teils tanzend, zur Grabstelle begleitet. Nach der Trauerfeier sagte die Tochter zu mir: “So war er und genauso wollte er sein Begräbnis haben. Ich bin glücklich, dass das möglich war“!
Wie kann man Sie buchen?
Für Wien und Niederösterreih über die Agentur Stockmeier: www.agentur-stockmeier.at
Für das Burgenland und die Steiermark auch unter 0699/130 10 218 oder msz@esprit-coaching.pro.
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