"Bullinarium" Haller
Ohne Rind kein Schutzgebiet
Von den Lafnitz Wiesen bis ins Bullinarium – Hallers Kreislauf- Landwirtschaft als Modell für eine nachhaltige Zukunft
MARKT ALLHAU. Immer wieder fragen sich die Menschen der Region, was das beste Mittel sei um das RAMSAR Schutzgebiet entlang der Lafnitz zu bewirtschaften.
Die Bezirksblätter haben dazu Mag. Christoph Haller, Tierarzt und Großlandwirt in Markt Allhau, einen der wesentlichen Erhalter dieses Schutzgebietes, befragt.
Bezirksblätter: Eine vorsichtige und nachhaltige Bewirtschaftung ist ja die Grundvoraussetzung für die Erhaltung des Schutzgebietes. Was tragen Sie dazu bei?
Mag. Christoph Haller: „Kulturflächen haben ein wesentliches Merkmal, sie dienen den Menschen entweder zur Ernährung, oder für Besiedelung. Im Schutzgebiet des Lafnitztales dienen die Wiesenflächen der Ernährung unserer Bullen mit Gras und Heu. Und was nicht für die Ernährung taugt, wird als Einstreu verwendet. Der Stallmist wird dann zu Biogas und Ökostrom für mehr als 2.000 Haushalte verarbeitet. So schließt sich der Kreis von Natur und Mensch.“
Könnten die Kulturflächen im Lafnitztal nicht auch durch Ackerbau erhalten bleiben?
Es gibt drei gute Gründe die dagegensprechen: Erstens bindet eine Wiesenfläche viermal soviel CO² wie ein Acker und das ist in Zeiten des Klimawandels sicher sehr wichtig. Zweitens vertragen sich Ackerflächen mit einem natürlichen Flusslauf viel weniger, weil die regelmäßigen Überschwemmungen eine ertragreiche Bewirtschaftung verhindern. Und drittens liefert der Ackerbau nicht das richtige Futter für die Ernährung von Rindern.
Was unterscheidet das Rind in der Futterverwertung von anderen Tieren?
Wiederkäuer wie Rind, Ziege oder Schaf haben vier Mägen (Pansen, Netzmagen, Blättermagen, Labmagen) und können damit unverdauliche Rohfaser zu Muskelmasse und Milch verarbeiten. Ein Schwein oder ein Huhn kann das nicht. Deshalb achten, wir bei unseren Bullen darauf, dass sie immer genug Rohfaser – wie Heu und Gras – fressen können. Nur so wird die Kautätigkeit und die Speichelbildung angeregt. Beides ist wichtig, damit die Bullen genügend Speichel bilden und die im Pansen gebildeten Säuren neutralisiert werden.
Aber man hört immer wieder, dass die Rinderzüchter aus Übersee ihren Tieren überwiegend Kraftfutter verabreichen, was bewirkt das bei Wiederkäuern?
Bekommen Rinder ausschließlich fein strukturiertes Futter, wie fein gemahlenes Getreide und anderes Kraftfutter wie Sojamehl führt dies zu einer explosionsartigen Bakterienvermehrung und Säurebildung im Pansen. Die Tiere werden krank. Man könnte sagen, diese Tiere sind das Ergebnis von intensivem Fastfood und sie würden das natürliche Lebensalter unserer gesunden Bullen in der Kreislaufwirtschaft niemals erreichen.
Warum loben dann Konsumenten meist überschwänglich die Qualität der Steaks aus Übersee?
Dies hat zwei wesentliche Ursachen: Erstens führt die ungesunde Ernährung durch das tierische Fastfood zum selben Effekt wie die das Stopfen der Gänse bei der Gänseleber – nämlich zur Fetteinlagerung, dort wo es normalerweise nicht hingehört und Fett ist ein Geschmacksträger. Die Steakliebhaber schwärmen dann von der tollen Marmorierung, die in diesem Falle durch Tierleid erkauft wird. Und zweitens lagert das Rindfleisch aus Übersee in den Kühlkammern der Transportschiffe mehr als eine Woche lang, so wie es sich für Rindfleisch gehört.
Kann man nicht auch bei uns das Rindfleisch länger reifen lassen?
Ja könnte man, doch Lagerung ist teuer und unsere Lebensmittelhändler
wollen billiges Fleisch verkaufen, weil es als Lockmittel für die Konsumenten verwendet wird. Und so kommt bei uns das Rindfleisch meist schon am dritten Tag nach der Schlachtung in den Handel. Es wird behandelt wie Schweinefleisch und so schmeckt es dann auch.
Wir haben nun schon einige wissenschaftlich und empirisch belegte Gründe gehört, sind das alle Gründe warum österreichische und europäische Steaks weniger gut schmecken?
Die Themen der Kreislauf- Landwirtschaft verbunden mit einer natürlichen
Tierhaltung sind sehr vielschichtig. Ein weiterer wesentlicher Punkt für die Fleischqualität ist die stressfreie Haltung und Schlachtung von Tieren. Jeder vernünftig denkende Mensch wird sagen, Almhaltung ist sehr stressfrei und das stimmt grundsätzlich auch. Aber was passiert im Herbst? Die den ganzen Sommer über sich selbst überlassenen Almochsen sind inzwischen verwildert und sind die Präsenz von Menschen gar nicht mehr gewohnt. Beim Zusammentreiben der Tiere im Herbst entsteht so Stress der ebenfalls die Fleischqualität belastet. Und dann kommt erst noch der Transport und die
Schlachtung in großen Schlachthöfen von den es nur mehr vier in Österreich gibt. Ein effizienter Schlachthof schlachtet und zerteilt ein Rind in weniger als einer Minute. Stress bei der Schlachtung verursacht die Ausschüttung von Adrenalin. Adrenalin senkt den pH-Wert des Fleisches um 1 bis 1,5 Punkte und wir kommen damit in den sauren Bereich, was wie eine Konservierung wirkt. Damit bräuchte dieses übersäuerte Fleisch noch einige Tage länger um in einen „gesunden“ Zell-Zersetzungsprozess zu gelangen der durch die längere Reifung des Rindfleisches bewirkt wird.
Das klingt alles sehr überzeugend, aber wie kann man diesen Stress verhindern?
In Hallers Kreislaufwirtschaft dürfen Bullen Bullen bleiben, werden also nicht zu Ochsen gemacht und tragen nicht nur ihre Hörner weiter mit Stolz. Und weil Rinder soziale Wesen sind habe unsere Mitarbeiter noch die Aufgabe den Tieren jeden Tag das Fell zwischen den Hörnern zu kraulen. Sie haben doppelt so viel Platz wie vorgeschrieben und werden auf Stroh gebettet, in kleinen artgerechten Gruppen gehalten. Ein stressfreies Bullenleben. Die Vermarktung erfolgt ohne lange Transportwege direkt bei uns. In den Reifekammern des Bullinariums wird Hallers Bull Beef optimal gereift. Das ergibt: Bull Beef wie es sein soll – mit Gras und Heu gefüttert, ohne Wachstumsförderer und Hormone, von Natur aus zart ohne übermäßige Marmorierung.
Sie haben uns nun den unglaublichen Zusammenhang zwischen Schutz eines natürlichen Flusslaufes, die Erhaltung von Kulturflächen durch die wiederkäuergerechte Haltung von Rindern und schlussendlich die Erzeugung von hochwertigem Rindfleisch aufgezeigt. Ab wann werden wir in den Genuss von Hallers Bull Beef kommen?
Erste Kostproben für alle Nachbarn und Klimaschutzinteressierten wird es bei der Gleichenfeier des Bullinariums am 22. August ab 17 Uhr am Kirchenplatz in Markt Allhau geben. Mit der Fertigstellung des Bullinariums rechnen wir bis Ende April 2020. Dann hat Markt Allhau nicht nur wieder einen „Kirchenwirt“, sondern auch ein Restaurant plus Infotainment mit Führung durch einen Ausstellungs- und Informationsbereich über die gesamte Kreislaufwirtschaft von den Lafnitz-Wiesen bis ins Bullinarium samt Tieren zum Anfassen. Wir stellen auch ein landwirtschaftliches Zukunftsmodell vor - Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen im Mittelpunkt: Hallers Kreislaufwirtschaft!“
Links
Neues Genusserlebnis
"Stichtag" Bullinarium
Mehr Information auf www.energiekreis-haller.at oder www.bullinarium.com
Kontakt
Energiekreis Haller KG
A - 7411 Markt Allhau
Schönberg 15
Tel. +43 (0) 3356 / 220
E-Mail: tierarztpraxis-marktallhau@aon.at
Internet: www.energiekreis-haller.at, www.bullinarium.com
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