Gesund in Oberwart: Allgemeinmedizinerin Ilse Frühwirth im Interview

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OBERWART (kv). Ilse Frühwirth musste viele Steine aus dem Weg räumen, denn gerade als Frau braucht man in der Medizin und Politik einen langem Atem. Sie hat Pionierarbeit geleistet und vielen den Weg geebnet.

Sie sind Ärztin für Allgemeinmedizin, Gemeindeärztin und Vizebürgermeisterin von Oberwart. Wie bringen sie das alles unter einen Hut?
ILSE FRÜHWIRTH: Seit 2015 führe ich eine Gemeinschaftsordination mit Dr. Astrid Pfeifenberger, was weniger Ordinationszeiten für mich bedeutet. Großen Rückhalt bekomme ich durch meine Familie. Am Ende ist alles Einteilungssache, denn mit den politischen und medizinichen Terminen muss man gut organisiert sein. Priorität hat aber immer die Ordination.

Das Schlagwort Ärztemangel kreist über unseren Köpfen wie ein Damoklesschwert. Muss man sich in Oberwart diesbezüglich Sorgen machen?
Bedauerlicherweise ja. Alle fünf Allgemeinmediziner sind ungefähr im gleichen Alter und steuern auf ihre Pension zu. Ich habe für meine Übernahme schon gesorgt, habe aber auch noch nicht vor aufzuhören. Trotzdem müssen drei Stellen bald nachgesetzt werden.

Welche Maßnahmen müsste man setzen, damit sich Ärzte hier ansiedeln?
Ich halte die Ärztestipendien für problematisch. Ich persönlich weiß nicht, ob ich mich in jungen Jahren so hätte binden lassen. Zielführender wäre die Ausarbeitung von vernünftigen Verträgen und angemessenen Gehältern. Unsere Entlohnung stagniert seit Jahren. Ohne diesen finanziellen Anreiz wird es weiterhin schwierig bleiben. Man darf nicht vergessen, dass neben dem Medizinischen auch ein großer administrativer Aufwand dahintersteckt.

Sie praktizieren seit 28 Jahren. Was hat sich im Arztberuf verändert?
Der Respekt gegenüber Ärzten ist viel weniger geworden. Ich möchte das nicht verallgemeinern, aber "Dr. Google" macht uns Ärzten das Leben manchmal ganz schön schwer. Auch die technischen Anforderungen bringt neben den vielen Vorteilen auch einen Mehraufwand mit sich. Wenn ELGA kommt, braucht man viel mehr Zeit, die ganzen Patienteninformationen müssen schließlich auch gelesen werden. Dabei bleiben die Gespräche mit dem Patienten auf der Strecke.

Was muss man mitbringen, um für den Arztberuf geeignet zu sein?
Leider muss man erst den Aufnahmetest für die medizinische Fakultät schaffen. Dieser sagt aber nichts darüber aus, ob man wirklich geeignet ist. Beim Studium gibt es sowieso eine natürliche Auslese, denn man merkt sehr schnell, ob man geeignet.

Welche medizinischen Bereiche sind in Oberwart abgedeckt?
Im Gesundheitsbereich sind wir in Oberwart sehr gut aufgestellt. Lediglich der Bereich Psychiatrie wäre noch ausbaufähig. Derzeit gibt es nur die psychiatrische Ambulanz und den Psychosozialen Dienst. Belastungsprobleme im Sinne von "Ich schaffe das nicht mehr oder ich mag und kann nicht mehr" nehmen immer mehr zu. Wir brauchen Psychologen, denn mit Medikamenten allein ist es nicht getan.

Was macht das GHZ zu einem günstigen Praxisstandort?
Durch den großen Ärztemix kann ich meine Patienten schnell im Akutfall weiterleiten zu diversen Fachärzten und natürlich auch ins Krankenhaus. Seinerzeit war der Standort außerdem günstig wegen der Parksituation und der guten Infrastruktur.

Wie sieht die Parkplatzsituation heute aus?
Sowohl der ruhende als auch der fließende Verkehr sind nicht optimal geregelt. Der fließende Verkehr wird gestoppt durch die Sackgasse, die wegfahrenden Autos müssen irgendwo umdrehen. Eine gute Lösung wäre eine Einbahnregelung, doch dazu müsste die Gemeinde die Straße ausbauen für eine Ausfahrt nach vorne Richtung Balaskovits. Das muss aber gut geplant und vor allem korrekt budgetiert werden, eine Husch-Pfusch-Aktion bringt hier gar nichts.
Die Lage wird sich außerdem entspannen, wenn das neue Parkhaus der KRAGES gebaut wird. Zusätzlich gibt es oberhalb des GHZ ein Grundstück, wo die Gemeinde gerade wegen eines Rückkaufes verhandelt. Hier könnten Dauerparkplätze zum Anmieten für Angestellte entstehen.
Erleichterung bringt derzeit der fixe Taxistandplatz, damit die Taxis nicht mehr vor dem Haupteingang halten und alles blockieren. Außerdem wurden die öffentlichen Parkplätze auf der rechten Seite zu einer Kurzparkzone umgewandelt.

Ist die Ärztelandschaft immer noch überwiegend in Männerhänden?
Nein. Die Frauenrate steigt gewaltig, trotzdem hat 'frau' es auch heute noch nicht leicht. Nach einer Schwangerschaft kann man nicht so einfach in Karenz gehen. Wenn man zwei Jahre nicht praktiziert, sind auch die Patienten weg. Ich selbst war nur vier Wochen daheim, bevor ich wieder voll weitergearbeitet habe. Damals wollte ich die perfekte Mutter, Hausfrau, Ehefrau und Ärztin sein, aber das war schwer unter einen Hut zu kriegen. Geschafft habe ich das mit der tatkräftigen Unterstützung von den Eltern und natürlich meinem Mann.

Was hat sie dazu bewogen, in die Politik zu gehen?
Der damalige Bürgermeister Michael Racz hat mich angesprochen. Es war eine große Herausforderung, für die Oberwarter Bevölkerung da zu sein und auch für ihre Probleme und Beschwerden ein offenes Ohr zu haben. Aber das hat einfach gut mit meinem Beruf zusammengespielt. Richtig am politischen Geschehen beteiligt war ich aber erst 2002 als Gerhard Pongracz das Amt übernahm. Wir haben einen Gesundheits-, Familien und Jugendausschuss gegründet, mit dem ich wirklich etwas bewirken konnte. Wir haben die Stadtwandertage eingeführt, Geld für gemeinnützige Zwecke gesammelt und auch die Infobroschüre "G'sund in Oberwart" ins Leben gerufen. Diese entstand aus dem Wunsch heraus, alle gesundheitsfördernden Institutionen zusammenzubringen. Die Broschüre wird einmal im Jahr dem Magazin Oberwart Aktiv beigelegt.

Wie dringend brauchen wir ein neues Krankenhaus?
Natürlich ist es erstrebenswert, dass jedes Zimmer ein eigenes Bad hat, doch spielen die technischen Aspekten dabei die entscheidendere Rolle.
Die Pläne vom Neubau gefallen mir sehr gut. Wichtig für ein Krankenhaus ist, dass es übersichtlich ist und alle Stationen gut gekennzeichnet sind. Entscheidend ist natürlich auch die Notversorgung, sprich der Schockraum und ein Hubschrauberlandeplatz, wo der Patient ohne Zwischentransport durch die Rettung ins Krankenhaus gelangt.

Was würden sie mit dem alten Krankenhaus tun?
Das wäre gut geeignet als Hospiz beziehungsweise generell für die Pflege und Altenversorgung. Dort bringt man auch mehrere Dinge unter, sogar Ordinationen. Man könnte auch ein riesiges Primärversorgungszentrum daraus machen in Kombination mit dem GHZ und einer zentralen Aufnahme.

Welche Vorteile bringt die Akutordination?
Die Patientenversorgung ist rund um die Uhr gesichert und das nicht auf Kosten der Hausärzte. Wenn zwischen 17 und 22 Uhr ein Akutfall auftritt und der Haus- oder Vertretungsarzt nicht erreichbar ist, kann der Patient herzukommen, wird dort untersucht, beraten und behandelt. Gedacht war das primär für den Bezirk Oberwart, doch jetzt kommen auch Patienten aus der Oststeiermark und dem Bezirk Güssing in die Aktuordination. Wir behandeln natürlich alle, die unsere Hilfe brauchen.
Zusätzlich ist die Akutordination als Anreiz für die Niederlassung von Ärzten gedacht. Früher war der Bereitschaftsdienst auf wenige Ärzte aufgeteilt, weshalb man relativ oft Dienst hatte. Jetzt teilt sich der Dienst auf 25 bis 30 Ärzte auf, weshalb man nur vier bis sieben Mal im Quartal ausrücken muss.

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