Interview Dietmar Ruggenthaler
Ein bisschen Mustergemeinde

Seit 30 Jahren ist Ruggenthaler Virgens Bürgermeister. | Foto: Hans Ebner
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Virgen ist nach Einwohnerzahl gemessen die fünftgrößte Gemeinde in Osttirol. Geleitet wird sie seit nunmehr dreißig Jahren von Bürgermeister Dietmar Ruggenthaler. Im BezirksBlätter Interview spricht er darüber, was die Gemeinde ausmacht.

Die Gemeinde hat 2.215 EinwohnerInnen. Was macht Virgen zu einem attraktiven Wohnort für die Menschen?
Dietmar Ruggenthaler: Unsere Gemeinde hat einfach eine wunderschöne Lage mit viel Sonnenschein und intakter Natur. Aber das alleine wäre natürlich zu wenig. Wir als Gemeinde bemühen uns darum, unsere Leute zu halten. Da ist etwa die gesamte Thematik des Freizeitangebotes - insbesondere für Kinder und Jugendliche. Wir versuchen, Nischen zu besetzen. Da ist zum Beispiel der Kleinlift, das Rodeln, wir haben ein Schwimmbad, Tennis und so weiter. Diese vielen kleinen Faktoren ergeben ein abgerundetes Gesamtbild.

Wie sieht es mit der Kinderbetreuung im Ort aus?
Wir bieten schon seit rund acht Jahren eine ganzjährige und ganztägige Kinderbetreuung an. Es ist uns gelungen, vom Kloster ein Gebäude zu kaufen. Das wird gerade umgebaut, um den Mittagstisch für die Kinder zu verbessern und die Nachmittags- und Kleinkinderbetreuung forcieren zu können.

Familien brauchen Platz zum Wohnen. Wie ist die Situation hier in Virgen?
Wir haben sehr früh mit dem Thema gezielter Wohnbau begonnen. Insbesondere, wenn es um das Nachverdichten im Ort geht. Wir ermöglichen den Leuten durch Bebauungspläne bestehende Objekte sinnvoll umzubauen. Konkret kann es dabei um reduzierte Abstände oder auch manchmal um größere Höhen gehen.

Kommt dabei nicht ein Sammelsurium heraus, unter dem die Optik leidet?
Wer beurteilt, was schön ist? Dem einen gefällt's, dem anderen nicht. Wir haben relativ großvolumige Häuser, in denen oft nur noch zwei Leute leben. Unsere Tendenz in den Beratungen geht ganz stark in die Richtung zu sagen: 'Da gibt es ein geeignetes Objekt. Wäre es nicht denkbar, das um- und auszubauen'. Wir haben bereits vor 15 Jahren Marketing für diese Ideen gemacht. Jetzt wird das intensiv genutzt und wir von der Gemeinde schauen darauf, dass es auch möglich ist. Es geht hier auch um den Flächenverbrauch. Werden bestehende Gebäude genutzt, muss weniger Boden versiegeln werden.
Hinzu kommen dann natürlich auch noch die Wohnanlagen. Bei uns sind in den letzten Jahren viele Wohnungen gebaut worden.

Es gibt im Ort eine Vielzahl von Projekten und Initiativen, speziell beim Thema Energie. Worauf gründen diese Ideen?
Seit ich Bürgermeister bin, habe ich immer einen Maßnahmenkatalog für die Gemeinde gehabt - ausgelegt auf einen bestimmten Zeitraum. Dieser wird gemeinsam mit der Bevölkerung erstellt und von den Einwohnern kann bewertet werden, was ihnen wichtig ist. Da geht es um die verschiedensten Themen und wir versuchen einen ganzheitlichen Ansatz zu finden. Diese Projekte werden auch von der Energiepolitischen Seite bewertet. So finden wir heraus, welche Themen unseren Einwohnern wichtig sind und versuchen sie auch umzusetzen.

Virgen floriert. Beim Tourismus aber nicht so wirklich.
Hier haben wir eine kleine Schwäche. Ich glaube, bei uns sind noch sehr viele Leute Privatzimmervermietungsgeschädigte. In den 60er und 70er Jahren mussten die Einheimischen den Gästen weichen. Daraus hat sich kein großer Unternehmergeist in Sachen Tourismus entwickelt. Auswärtige Investitionen sind bei uns auch nicht die große Geschichte. Wobei ich ja glaube, dass wir Top-Voraussetzungen haben und einiges ist auch in Bewegung.

Vor rund 10 Jahren wurde eifrig an einem Iselkraftwerk geplant. Letztendlich scheiterte das Projekt. Wie sehen sie die damaligen Pläne heute?
Wenn der Plan damals aufgegangen wäre, würde das Kraftwerk heute Strom produzieren und kein Hahn würde noch danach krähen. Für mich ist diese Geschichte vorläufig erledigt.

Vorläufig?
Ja, denn wir wissen nicht, wie kommenden Generationen mit dieser Situation umgehen werden. Denn nur davon zu sprechen energietechnisch unabhängig zu werden während wir uns gleichzeitig in andere Abhängigkeiten begeben wird nicht die Zukunft sein.

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