Umverteilen Ja! Aber wie, darüber wird gestritten

Betretene Mienen bei Reinhard Tiefenbacher, Franz Theurl und Werner Frömel (v.l.) bei der Verkündung, die Budgetentscheidung auf Jänner vertagen zu müssen.
  • Betretene Mienen bei Reinhard Tiefenbacher, Franz Theurl und Werner Frömel (v.l.) bei der Verkündung, die Budgetentscheidung auf Jänner vertagen zu müssen.
  • hochgeladen von Hans Ebner

BEZIRK (ebn). Der Kampf ums Geld im Osttiroler Tourismusverband geht in die nächste Runde. Der von Obmann Franz Theurl vorgelegte Budgetentwurf wurde vom Aufsichtsrat, unter dem Vorsitz von Werner Frömel, nicht genehmigt. Ein neuerlicher Anlauf soll Mitte Jänner erfolgen.

Ein Grund, die Genehmigung des Budgets zu verschieben, waren Altlasten in den Regionen, für die der Gesamtverband nicht aufkommen will. Ein Posten sind rund 300.000 Euro für das Hallenbad in Sillian sowie 150.000 Euro für die Thermalbohrungen in St. Jakob. „Die Bohrungen in St. Jakob wurden bereits vor der Fusion gemacht, daher kann ich dazu keine Stellung beziehen. Das muss vom Land geklärt werden“, so Theurl.

„Es ist eine schwierige Aufgabe, ein Budget für 2011 zu erstellen. Der Prüfberichts des Landes Tirol verpflichtet uns, strukturelle Änderungen vorzunehmen“, erklärt Werner Frömel. Konkret weist der Prüfbericht den TVB an, bei Investitionen in Infrastruktur zu sparen, Einsparungspotenziale bei Personal und Verwaltung zu suchen, Kompetenzen von Regionalausschüssen in Richtung Obmann und Vorstand zu verschieben, sowie insgesamt 500.000 Euro mehr an Marketingmitteln aus den Regionen herauszuziehen und über den Gesamtverband der Osttirol Werbung zukommen zu lassen. Aufgrund dieser Vorgaben waren die vier Teilregionen Hochpustertal, Lienzer Dolomiten, Defereggental und die Nationalparkregion dazu aufgerufen, ihre einzelnen Budgets zu erstellen und dem Obmann vorzulegen.

Nicht alle vier Regionen ziehen mit
Dies ist laut Theurl auch geschehen. Jedoch habe sich die Nationalparkregion nicht mit dem Schlüssel, wie die 500.000 Euro auf die Regionen aufgeteilt werden sollen, einverstanden erklärt.

Dies allein war allerdings nicht Grund für eine Vertagung des Beschlusses. Auch eventuelle Abgänge im Regionsbudget 2010 der Nationalparkregion könne man zwei Wochen vor Jahresende noch nicht genau kalkulieren. „Matrei hat seine Einnahmen aus den Aufenthaltsabgaben für 2010 mutig kalkuliert. Dadurch könnte sich in der kurzen Zeit duraus noch ein Abgang ergeben“, erklärt Theurl.

„Natürlich wissen die Obleute der Regionen, ob sie bis 31. 12. noch Abgänge haben werden. Allerdings haben sie sich dazu nicht geäußert“, so der Obmann der Region Lienzer Talboden, Reinhard Tiefenbacher.

Falls durch falsche Kalkulationen 2011 finanzielle Löcher zu stopfen wären, will Tiefenbacher schon vorher wissen wer dafür aufkommen muss. „Abgänge in den Regionen sollen auch von denselben getragen werden.“ In der Nationalparkregion gibt es laut Tiefenbacher diese Abgänge und erst wenn dies geklärt sei, könne man das Gesamtbudget absegnen.

In Matrei reagierte man mit Unverständnis auf die Vorwürfe. „Es ist für uns völlig unverständlich, dass angeblich laut Fusionsvertrag der Vorstand des TVB Osttirol an die Beschlüsse für die Regionalbudgets gebunden sein sollte, in unserem Falle aber einseitige Abänderungen ohne unsere Zustimmung vorgenommen worden sind“, ärgert sich die Regionalausschussobfrau der Nationalparkregion, Camilla Köll.

Mit der Vorgangsweise nicht einverstanden
Die diesjährige Erstellung eines Budgetentwurfes der Nationalparkregion auf Basis des vorliegenden Fusionsvertrages, welcher in der Regionalausschusssitzung vom 09.12.2010 ordnungsgemäß beschlossen hätte werden sollen, gestaltete sich laut Camilla Köll als äußerst schwierig.

„Es war weder unserer Regionalleiterin, noch mir als Obfrau trotz mehrfacher Nachfrage möglich, entsprechendes Daten- und Zahlenmaterial gesichert und rechtzeitig bis zu unserer Budgetsitzung zu erhalten.“

Trotzdem wurde in der Sitzung vom 09.12.2010 ein Budgetentwurf beschlossen und an den Gesamtverband übermittelt. Ein sehr wichtiger Punkt fehlt jedoch in dem Entwurf. Der Anteil an den 500.000 Euro Werbegeld wurde nicht budgetiert.

„Mit der geplanten Vorgangsweise eines sogenannten ,freiwilligen Marketingbeitrages‘ sind wir nicht einverstanden, ebenso wenig mit einer Verbuchung der gesamten Verwaltungs- und Personalkosten erst am Ende der Berechnung und deshalb wurde dies auch nicht in unserem regionalen Teilbudget beschlossen. Mit großem Befremden mussten wir feststellen, dass in anderen Teilregionen angeblich bereits ein Voranschlagsentwurf des Gesamtverbandes vorgelegt und diskutiert wurde, in welchem bei der Nationalparkregion ein Abgang im Rechnungsjahr 2011 in Höhe von 395.000 Euro eingeplant war. Von einem derartigen Entwurf wurden wir im Regionalausschuss aber nie rechtzeitig in Kenntnis gesetzt und hatten auch nie die Möglichkeit, unseren Budgetentwurf bis zum 12.12.2010 ordnungsgemäß einbauen zu lassen. Eine derartige Vorgangsweise entspricht weder dem vorliegenden Fusionsvertrag, noch dem Tiroler Tourismusgesetz“, ärgert sich Camilla Köll.

Unterstützung bekommt der Matreier Regionalausschuss von Bürgermeister und Tourismus-Vorstandsmitglied Andreas Köll. Er wirft seinen Vorstandskollegen Franz Theurl und Josef Lugger vor, bei der Entscheidung über 700.000 Euro, die von Land für ein Tourismushaus flossen, ohne seine Zustimmung für den Hochstein umgewidmet zu haben.

Die Retourkutsche kam prompt vom Lienzer Wirtschaftsbund- Obmann Christian Zanon: „Mir drängt sich der Eindruck auf, dass der Landtagsabgeordnete Andreas Köll mit den Vorwürfen davon ablenken will, dass der Regionalverband Nationalpark haushoch verschuldet ist und kein Budget für 2011 zustande bringt“, erklärt Zanon.

„Die Umwidmung der 700.000 Euro für den Hochstein-Ausbau wurde von der Tourismusabteilung im Land, also der höchsten Aufsichtsbehörde, genehmigt“, so Zanon. Auch bezüglich der Ausgliederung eines 4,3 Millionen Euro-Aktienpaketes der Lienzer Bergbahnen an den Tourismusverein sieht der Stadtgruppenobmann alle Vorgänge rechtens.

Zur Auslagerung berechtigt
„Laut Fusionsvertrag sind die Regionen zur Auslagerung von regions- und ortsstrategisch wichtigem Vermögen berechtigt. Und an der Erarbeitung dieses Fusionsvertrages hat Andreas Köll ja wesentlich mitgewirkt.“

Als Interessensvertreter der Lienzer Unternehmen will Zanon verhindern, „dass Hinz und Kunz in den Gesamttopf greifen und sich daran gütlich tun. Das Geld soll da eingesetzt werden, wo es eingezahlt wird, und der aus Richtung Matrei kommende Größenwahn muss endlich ein Ende haben“, so der Stadtgruppenobmann.

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