Jahreskreis 40: Allerheiligen
(von Christoph Altrogge)
Draußen herrschte typisches Allerheiligen-Wetter – es regnete etwas. Entsprechend farblos wirkten auch die schon weitgehend blattlosen Bäume und Sträucher.
Ich war zum Allerheiligen-Hochamt in der Stadtpfarrkirche gegangen. Direkt im Anschluss würde ich noch mal kurz beim traditionellen Friedhofsgang vorbeisehen. Letzteres auf Bitte von Thomas hin. Ich sollte ihm einen Eindruck übermitteln, wie so die aktuelle Beteiligung bei diesem alten Volksbrauch ist.
In den Hauptabendstunden hatte ich dann noch einen weiteren Pressetermin. In der Volksschule fand im Rahmen der Volkshochschulvorträge und anlässlich des Allerheiligentages eine Lesung statt. Deutschlehrer Surmann trug – laut Veranstaltungsbeschreibung – "schaurige Balladen" deutscher Dichter des 18. und 19. Jahrhunderts vor. Balladen, in denen in irgendeiner Form Grusliges oder Übersinnliches vorkam.
Der Regen hatte sich mittlerweile gelegt, als ich mich durch die inzwischen nächtlichen Straßen auf den Weg machte.
Die Veranstaltung fand wie fast alle Volkshochschul-Sachen im barocken Festsaal der Volksschule statt. Ein unfreiwillig passendes Ambiente zur kulturhistorischen Epoche des Vorgetragenen. Wie ich beim Betreten des Saales fand.
Auch irgendwie auf das Thema abgestimmt schienen die meteorologischen Verhältnisse zu sein. Der konstante Nieselregen vom Tag hatte sich verzogen. Stattdessen war Wind aufgekommen. Der sein wehendes Geräusch unablässig rings um das alte Gebäude verbreitete. Irgendwie erzeugte er in Verbindung mit der frühen Dunkelheit eine metaphysische Aura von Übergangszeit. Die Herbstzeit noch nicht ganz vorüber und die Weihnachtszeit noch nicht ganz angebrochen. Übergangszustand eben, so wie beim Thema der Balladen.
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