Jahreskreis 42 - 12: Advent in Retz - Sonnabend nach der Nikolausfeier
(von Christoph Altrogge)
Als ich am Vormittag über den Hauptplatz ging, herrschte etwas weniger Gedränge als am Tag zuvor. Es war aber immer noch ordentlich.
Mein erster Termin war die Lesung adventlicher Texte im Ratssaal. Nach ihrem Ende hatte ich ein Bild von den Vortragenden gemacht.
Nur etwas später begann in der Rathauskapelle im Erdgeschoss des Rathauses der nächste Termin. Die Singgruppe Zellerndorf veranstaltete ein Adventskonzert mit Lesung adventlicher Texte durch ihren Leiter Oberschulrat Hermann Fluchtenengel. Ich hatte nur den Beginn abgewartet, eine Gesamtaufnahme vom Chor gemacht, während er gerade sang. Danach war ich wieder nach Hause gegangen, da ich noch einiges zu erledigen hatte.
Mein nächster Termin fiel auf den späteren Nachmittag, als es draußen schon finster war. Ebenfalls wieder in der Rathauskapelle fanden die "Kerzenlichtimpressionen" der Ortsgruppe der Katholischen Jugend statt. Ich machte ebenfalls wieder nur Bilder von den Verantwortlichen und ging dann wieder.
Eine Stunde später begann auf dem Hauptplatz der "Perchtenlauf". Wie ich schon Tage zuvor erfahren hatte, war vom Tourismusverein eine Perchten-Brauchtumsgruppe aus dem Salzburger Land eingeladen worden. Diese führte dann auf dem Hauptplatz in ihren bizarren Dämonenmasken und ihren Fellkostümen rituelle Tänze auf.
Als die Darbietung vorbei war, hatte ich mich zu Fuß auf den Weg zum Caritasbauernhof in Unternalb gemacht. Parallel zu den Aktivitäten in Retz hatte dort schon das Krippenspiel vom "Theater Westliches Weinviertel" aus Guntersdorf begonnen.
Unterwegs ging ich im Kopf bereits ein paar Fakten durch, die ich auf jeden Fall erwähnen wollte. Dass es in Zusammenarbeit mit den Bewohnern des Caritasheimes Unternalb aufgeführt wird. Dass es Jahr für Jahr im Dezember an jedem Sonnabend und Sonntag bis zum Heiligen Abend je einmal stattfindet. Dass es mittlerweile weit über die Region hinaus Bekanntheit erlangt hat.
Über den Dächern war bereits Sternhimmel zu sehen, als ich den barocken Gutshof in einer Nebenstraße des Dorfes betrat. Vom Stück war gerade der erste Teil vorbei, wie sich zeigte. Überall im vorderen Hof hielten sich Zuschauer auf. Beim Weitergehen fiel mir auf, dass links vom Tor zum hinteren Hof ein Stand aufgebaut war. Fleischereiwaren aus der hauseigenen Schlachtung wurden an ihm verkauft.
Gleich darauf sah ich, dass sich rechts gegenüber der Stand vom Weltladen befand. Cornelia und Franziska standen hinter ihm. Ich nahm mir vor, später zu ihnen hinzugehen. Vorerst wollte ich mich um das Bild von den Schauspielern zu kümmern.
Der hintere Hof lag völlig verlassen da, als ich ihn betrat. Gleich links neben dem Durchgang stand im Winkel von 45 Grad zur Wand des Torhauses die Bühne vom Krippenspiel.
Ich bewegte mich in den rechten Bereich des Hofes, um nach dem Aufenthaltsraum der Schauspieler zu suchen.
Kurze Zeit später sah ich in einem Raum hinter einer Ecke Licht brennen. Beim Näherkommen hörte ich auch alle möglichen Gespräche dahinter.
Ich öffnete eine Tür an dem Gebäude. Ein Flur befand sich dahinter. Gleich links führte eine Tür zu dem Raum, in dem Licht brannte.
Ich klopfte an und trat ein. An die zwanzig Schauspieler in biblischen oder Engelskostümen hielten sich in dem Raum auf.
"Grüß Gott!", rief ich in die Umherstehenden hinein. "Ich komme von den 'Bezirksnachrichten Hollabrunn' und soll von den Darstellern des Stücks ein Bild machen."
Es dauerte eine Weile, ehe man auch die auf dem Bauernhof lebenden behinderten Darsteller zusammengeholt hatte. Wie ich unterdessen erfuhr, war man bestrebt, das möglichst viele von ihnen kleinere Rollen übernahmen. Als dann alle beieinander standen, drückte ich mehrmals ab, bedankte mich und ging.
Im ersten Hof hatte ich dann zuerst ein Bild von Franziska und Cornelia hinter dem Verkaufsstand vom Weltladen gemacht. Danach eines vom Verkaufspersonal des Fleischstandes. Noch während ich danach die Kamera wieder einpackte, fiel mir bereits ein Untertitel für das Bild ein:
"Ausgezeichnet im Geschmack, ökologisch produziert und für einen sozialen Zweck – der Kauf der Erzeugnisse des Caritasbauernhofes Unternalb anlässlich des Adventsspiels mit dem 'Theater Westliches Weinviertel' zahlte sich gleich dreifach aus."
Als ich vor dem Tor des Barockhofes ankam, sah ich erst einmal auf die Uhr. Der nächste Termin, ging es mir durch den Sinn, war der Auftritt des Bäuerinnenchors aus Geras im Waldviertel. Auf Einladung der Katholischen Frauenbewegung würden die während der Samstagsmesse adventliche Texte und Lieder in Mundart vortragen. Angesichts der vorgerückten Zeit nahm ich mir vor, nicht erst noch nach Hause zu gehen. Stattdessen würde ich gleich vom Rückweg aus wie jeden Sonnabend in die Messe gehen. Die Messe mache ich erst einmal ganz normal mit wie immer, beschloss ich. Und den Bäuerinnenchor fotografiere ich danach. Für ihn findet danach mit Sicherheit ein Abendessen im Mehrzweckraum im Pfarrhaus statt. Und da spreche ich dann wegen eines Bildes vor. Die ganze Sache wäre dann der letzte Punkt des heutigen Tages, dachte ich abschließend.
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