Neue Studie
Krisen dämpfen den Wunsch nach Kindern deutlich
966 Geburten hat es in Ottakring im vergangenen Jahr gegeben. Dabei sind Neugeborene von Müttern mit ausländischer Herkunft laut jüngsten Zahlen der Statistik Wien mit 581 in der Mehrzahl gegenüber 381 von österreichischen Müttern im 16. Bezirk.
Insgesamt sind im Jahr 2022 in Wien 19.182 Kinder lebend geboren worden. Damit hat sich die Zahl der Geburten in den 2000er Jahren seit dem Höchstwert mit 20.804 Neugeborenen im Jahr 2016 reduziert.
In ganz Österreich ist der erhobene Kinderwunsch im Zeitraum 2009 bis 2023 deutlich von im Schnitt 2,1 auf 1,68 Kinder gesunken. Das zeigt eine aktuelle Studie zur Familienplanung des Österreichischen Instituts für Familienforschung an der Universität Wien, für die immerhin 8000 Personen zwischen 18 und 59 Jahren von Oktober 2022 bis März 2023 befragt worden sind.
Neben längeren Ausbildungszeiten auch für Frauen und der mangelnden Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist inzwischen ein weiterer Grund für den sinkenden Wunsch nach Kindern in den Vordergrund gerückt: die jüngsten Krisen von der Corona-Pandemie bis zum Krieg Russlands gegen die Ukraine und zuletzt auch die drastisch gestiegene Teuerung. Knapp ein Drittel der Befragten hat demnach wegen der Krisen den eigenen Kinderwunsch entweder geändert (11 Prozent) oder sich diesbezüglich unsicher geäußert (19 Prozent).
Hohe Teuerung beschleunigte das Umdenken
"Vor allem die Belastung durch die Preisentwicklungen ist auffallend hoch und steht klar im Zusammenhang mit Änderungen beim Kinderwunsch", analysiert Isabella Buber-Ennser von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Diese hat den Generationen-Befund gemeinsam mit dem Institut für Familienforschung, weiteren Instituten an der Uni Wien und der Universität Salzburg durchgeführt und erstellt. Auffallend ist außerdem, dass sich laut der neuen Studie die Zahl der befragten Frauen, die sich überhaupt kein Kind wünschen, mehr als verdreifacht hat. Die Zahl der Frauen mit dem Wunsch nach mehr Kindern ist deutlich gesunken.
Die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist weiterhin für viele problematisch. Bei immerhin drei Vierteln der Befragten wirkt sich die Erwerbstätigkeit häufig oder manchmal negativ auf die Familienangelegenheiten aus. Für den Leiter des Instituts für Familienforschung, Wolfgang Mazal, Arbeits- und Sozialrechtler an der Universität Wien, ist dieses Verhalten alles andere als überraschend. "Wenn man die Herausforderungen der Eltern bedenkt, versteht man, warum sie offenbar dreimal überlegen, Kinder in die Welt zu setzen", betont er. Er sieht die Studie vor allem als Anstoß, über gesellschaftliche Verhältnisse nachzudenken.
61 Geburten in Ottakring mehr als Todesfäll
In Ottakring gab es im Vorjahr übrigens 61 Geburten mehr als Todesfälle, von denen die Statistik 905 verzeichnete. Diese positive Geburtenbilanz geht allerdings ganz auf ausländische Herkunft zurück. Die Zahl der Geburten von Müttern mit ausländischer Herkunft lag im 16. Bezirk um 325 über der Zahl der Todesfälle mit ausländischer Herkunft. Bei den Todesfällen lag die Zahl österreichischer Bürger hingegen um 264 über der Zahl der Neugeburten.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.