Supermond schauen in der Kuffner-Sternwarte
Die Kuffner-Sternwarte lädt jede Woche zur "Offenen Sternwarte": Am Mittwochabend stand sie ganz im Zeichen des Supermondes.
OTTAKRING. Astronom Andreas Chwatal hat das 131 Jahre alte, aber voll funktionstüchtige Teleskop exakt auf den ungewöhnlich nahen Vollmond ausgerichtet. Die 25 Jugendlichen, die sich kurz vor 20 Uhr zur "Offenen Sternwarte" eingefunden haben, schauen jetzt der Reihe nach durch das Objektiv. Staunende Kommentare sind zu hören, dazwischen werden immer wieder die Handys gezückt, um den Moment auf einem Foto zu verewigen. "Durchschnittlich 384.000 km ist der Mond von uns entfernt, aber heute sind es nur 357.000 km. Darum erscheint der Vollmond so ungewöhnlich groß und nahe", erklärt Andreas Chwatal. Während er spricht, bewegt er mit einem Flaschenzug die drehbare Kuppel rund um den "Großen Refraktor" (das riesenhafte Teleskop, das mehrere Tonnen wiegt) um einige Zentimeter weiter: So haben die Besucher den inzwischen weiter gewanderten Mond wieder voll im Blick. Auf halber Höhe des Wilhelminenbergs gelegen, vis-a-vis des Ottakringer Bades, blickt man von der Kuffner-Sternwarte nicht nur auf Wien, sondern auch in entfernte Galaxien. Andreas Chwatal bittet nun einen kräftigen Jugendlichen, die Kuppel einmal ganz herum zu drehen, während er den "Großen Refraktor" auf die Andromeda-Galaxie ausrichtet: unsere Nachbar-Galaxie, 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt - in astronomischen Begriffen ein Katzensprung. Flugs wird ein passendes Objektiv vor die Linse gesetzt, dann folgen noch ein paar Feineinstellungen - und schon erscheint das Zentrum Andromedas glasklar im Sucher des Teleskops.
Lebendiges Museum
Die Besonderheit der Kuffner-Sternwarte ist einerseits ihr Alter (135 Jahre) und andererseits ihre volle Funktionstüchtigkeit: Nach dem Erwerb der Sternwarte durch die Gemeinde Wien ging man an die Restaurierung der im Jahr 1884 vom Bierbrauer Moriz von Kuffner erbauten Sternwarte. So wurde nicht nur der "Große Refraktor", sondern auch das Helioskop, das zur Abstandsmessung von Doppelsternen eingesetzt wird, ab den 1980er Jahren in unzähligen freiwilligen Arbeitsstunden des Vereins "Kuffner-Sternwarte" detailgenau restauriert und so wieder in den Ursprungszustand versetzt. Noch heute ist das Linsenfernrohr das drittgrößte Teleskop Österreichs. Der Verein sieht sein Hauptziel in der Verbreitung astronomischen Wissens für alle, was nicht nur durch Führungen, sondern auch durch Kurse und Spezialveranstaltungen erreicht werden soll. Bis zu 7.000 Besucher besuchen in rund 400 Führungen und Veranstaltungen pro Jahr die Sternwarte.
So nah und doch so fern
Andreas Chwatal kündigt Höhepunkt und Schluss der heutigen Spezial-Führung an: Planet Uranus soll in seiner typisch türkisen Farbe durch das Teleskop betrachtet werden. Im durch den Vollmond und die Lichter der Stadt aufgehellten Nachthimmel ist es aber nicht so einfach, den weit entfernten Planeten zu finden: "Die Wahrscheinlichkeit ist nur etwa 20 Prozent, fürchte ich", sagt Chwatal, während er an den zahlreichen Einstellrädchen des Fernrohrs dreht. Nach einigen bangen Minuten und immer wieder einem Blick in die Astronomie-App am Handy ist es aber schließlich doch soweit: Uranus erscheint in voller Pracht im Sucher. "So nah und doch so fern!" bemerkt eine junge Besucherin, als sie durch das Teleskop den Blick an den Rand unseres Sonnensystems wagt.
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