Aus Freude am Gitarrenbauen
Nicht nur Profimusikern geht in Andreas Neubauers Gitarrenwerkstatt in der Ernst-Bergmann-Gasse 17 das Herz auf. Hier fertigt der Gitarrenmacher seit 1987 mit seinen drei Mitarbeitern Instrumente ganz nach individuellem Kundenwunsch. Jedes davon wird in traditioneller Handarbeit als Einzelstück nach den persönlichen Bedürfnissen des Musikers gebaut.
Mit den besten Materialien und Hölzern aus dem hauseigenen, umfangreichen Lager, das teilweise noch Holz aus den 1930er Jahren beinhaltet, fertigt Neubauer Instrumente, die allerhöchsten Ansprüchen gerecht werden.(Das hat sich weltweit in der Musikszene längst herumgesprochen. Mittlerweile bestellen Liebhaber und Profimusiker von New York bis Los Angeles, ja sogar aus Australien „ihre Neubauer-Gitarre“. Dass er in Wien eine „Institution“ ist, steht außer Frage. Auch für Falco hat er für seine letzte geplante Tournée eine ganz spezielle Gitarre gebaut.
Die Initialzündung für den späteren Beruf kam mit der eigenen Band. Andreas Neubauer spielte Bassgitarre und begann früh mit Reparaturen am eigenen Instrument, weil er „mit dem, was geboten wurde, einfach nicht zufrieden war“. Doch bis zur Meisterschaft war es noch ein weiter Weg. Er lernte zunächst Zahntechniker und arbeitete neben seinem damaligen Brotberuf rund um die Uhr daran, seine wahre Leidenschaft, das Gitarrenbauen, zu perfektionieren. Dabei war er so talentiert, dass er – ursprünglich Autodidakt – die Meisterprüfung in Innsbruck erfolgreich ablegen konnte.
„Damals gab es kaum Möglichkeiten, diesen Beruf an einer Schule zu erlernen. Heute gibt es in Hallstatt eine HTL, an der Instrumentenbau unterrichtet wird.“ Der Gitarrenmeister fertigt alles von Hand, von der ersten Zeichnung über ein Situationsmodell, das dann vom Kunden „anprobiert“ werden kann. Bis zum fertigen Instrument dauert es bis zu hundert Stunden. Auch liebevolle Restaurationen alter Instrumente, Reparaturen und Lackierungen gehören zum Repertoire.(
Gerade entsteht die erste „Wiener Gitarrenmanufaktur“, für die 650 Quadratmeter einer Gründerzeitfabrik im 15. Bezirk umgebaut werden. Der Startschuss soll im nächsten Frühjahr erfolgen. Neubauer, der „traditionelle Gitarrenbaumeister“, wie er selbst von sich sagt, setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit zwei befreundeten Wien-Heimkehrern, die in der Branche große Namen haben: Michael Spalt, der nach 25 Jahren Musikbusiness aus Los Angeles hierher zurückkam, und Thomas Nordegg, der Gitarrentechniker und Kontakter, der schon Frank Zappa beraten hat.
„Die Idee der drei Wiener, die sich perfekt ergänzen, kommt szenebedingt auch in den USA gut an“, erklärt Neubauer die Strategie dahinter. „Heute braucht man zum Talent auch eine zündende Marketingidee.“ Reputation sei aber das Wichtigste. „Viele Musiker bestellen, ohne jemals persönlich hier gewesen zu sein. Das ist ein großer Vertrauensbeweis!“ Dieses Vertrauen hat er sich durch großen Einsatz in über zwanzig Jahren hart erarbeitet. Freizeit? Hobby? Natürlich Gitarrenbauen. Und: „Mein ganz normales Familienleben!“
Ulrike Swennen
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