"Am Spiegelgrund"
Neues Mahnmal am Otto-Wagner-Areal erinnert an NS-Opfer
Andächtig mit traurigen Augen: Vor der Enthüllung eines neuen Mahnmals gab es ergreifende Ansprachen. Es erinnert an Opfer, die im Nationalsozialismus "Am Spiegelgrund" gequält und getötet wurden.
WIEN/PENZING. Besser spät als nie: Auf dem Gelände der Klinik Penzing, wo auch die Labore der Lifebrain Group untergebracht sind, wurde mit zahlreich anwesenden Würdenträgern aus Politik und Gesellschaft ein Mahnmal enthüllt. Dieses soll an die Opfer, vorwiegend Kinder und Jugendliche, der Fürsorgeanstalt „Am Spiegelgrund“ erinnern, die dort zwischen 1940 und 1945 gequält und getötet wurden.
Das Mahnmal der Künstlerin Dvora Barzilai stellt die zehn Gebote dar, der Teddybär symbolisiert die Kinder. Unter den Gästen waren unter anderem Gesundheits- und Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Lifebrain-Chef Michael Havel. Der Pavillon 15 und 17 der Baumgartner Höhe 1, wo heute die Laborgruppe Lifebrain angesiedelt ist, war zwischen 1940 und 1945 Schauplatz der Euthanasiemorde.
Kinder und Jugendliche mit geringerer geistiger und körperlicher Entwicklung innerhalb des Gesundheitssystems wurden hier begutachtet, selektiert und getötet. „Das Wissen, dass auf diesem Gelände hunderte unschuldige Kinder gequält wurden, ist für uns als Unternehmen und für mich persönlich ein Auftrag. Einerseits die Erinnerung an dieses dunkelste Kapitel der Medizingeschichte aufrechtzuerhalten und andererseits die Opfer dieser Tragödie nie zu vergessen“, machte Havel, Initiator des Mahnmals, klar.
Mahnmal zur ewigen Warnung
Auch Stadtrat Hacker hielte eine Rede: „Der Eingang des Pavillon 15 war auch jener der von den Nationalsozialisten so zynisch genannten ‚Kinderfachabteilung‘. Dieses Mahnmal soll uns für alle Zukunft daran erinnern, dass so etwas Grauenhaftes nie mehr in unserer Stadt und unserer Gesellschaft passieren darf. Darum stehen wir heute gemeinsam hier.“
Die Vergangenheit des Pavillon 15 und 17 wurde vom Zeithistoriker Herwig Czech aufgearbeitet. „An die 800 Kinder fielen am sogenannten ‚Spiegelgrund‘ auf dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof einer verharmlosend als ‚Euthanasie‘ bezeichneten Mordaktion zum Opfer. Pavillon 15, wo die Tötungen stattfanden, ist ein immer noch zu wenig bekannter Ort nationalsozialistischer Verbrechen in Wien“, erklärt Czech.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
12 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.