Zukunftsranking

Bezirk Perg fällt (weiter) zurück

Im Zukunftsranking aller rot-weiß-roten Region verliert unser Bezirk (weiter) an Boden – woran liegt es?

BEZIRK PERG. Das Linzer Unternehmen Pöchhacker Innovation Consulting erstellte das dritte Zukunftsranking aller Bezirke und Statutarstädte. Perg landet unter den 94 österreichischen Regionen auf Platz 66. Nach den Rängen 53 (2019) und 35 (2018) ist das ein deutlicher Rückfall.

Recht gut am Arbeitsmarkt

Was die Studienmacher positiv hervorheben? "Bei den Arbeitsmarktdaten liegt der Bezirk im Mittelfeld und verzeichnet etwa bei der Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens sowie der Frauenerwerbsquote jeweils Top-20-Platzierungen. Bei den Wirtschafts- und Innovationsindikatoren weist Perg eine der besten Entwicklungen auf und konnte insbesondere die Anzahl der Beschäftigten in den Zukunftssektoren deutlich erhöhen." Das betrifft den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie sowie den High-Tech-Sektor.

Wo es Aufholbedarf gibt

Luft nach oben gebe es beim Bildungsniveau der Erwerbstätigen sowie bei der Versorgung mit Arztpraxen. Und: Bei der Unternehmensdichte. "Wir haben in den vergangenen Jahren tatsächlich mit einigen Engpässen zu kämpfen, die die Stimmung in der Region getrübt haben", sagt Wirtschaftskammer-Bezirksstellenleiter Franz Rummerstorfer. "Und wenn die Grundstimmung getrübt ist, halten sich viele Personen mit ihren Plänen zurück. Das sind einerseits Infrastruktur-Themen wie die unendliche Geschichte Neubau der Donaubrücke Mauthausen oder die Verbesserung der Anbindung mehrerer Straßen an die B3." Aber auch die Sorge um die Aufrechterhaltung wichtiger Leistungen in vielen Gemeinden – etwa Kinderbetreuung, Pflegeeinrichtungen und ärztliche Dienstleistungen – führt er an. Die bestehenden Betriebe hätten sich gut entwickelt, was die Studie bestätige. Die Zahl der Neugründungen entwickle sich "leicht unterdurchschnittlich". Das könne auch an gestiegenen Löhnen liegen.

Überrascht vom Ergebnis

ÖVP-Bezirksparteichef Landtagsabgeordneter Anton Froschauer sagt zum unterdurchschnittlichen Abschneiden: "Ich nehme es zur Kenntnis, kann mir den Rückfall nicht erklären." Er stellt die von den Studienautoren getroffene Datenauswahl in Frage. Generell stehe der Bezirk bei der Beschäftigungslage und der Innovationskraft gut da, es gebe viele High-Tech-Unternehmen. Der Perger Bürgermeister verweist auf die niedrige Arbeitslosenquote im Österreich-Vergleich. Zum Thema Donaubrücke Mauthausen sagt er: "Natürlich ist die Donaubrücke ein Faktor, es wird höchste Zeit, dass wir hier einen Lösungsweg beschreiten." Er orte massiven Widerstand aus Niederösterreich.
Was Franz Rummerstorfer noch betont? "Seit ein paar Monaten sind die Karten sowieso neu gemischt." Jetzt komme es in vielen Bereichen auf die richtigen Entscheidungen für die Zukunft an.

"Scheitern an Verkehrsmisere"

SP-Bezirksparteichef Erich Wahl findet auf die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Region deutliche Worte. "Am Ende des Tages ist der Punkt, dass man an der Verkehrsfrage scheitert. An der Misere hängt der Bezirk", sagt der Bürgermeister von St. Georgen an der Gusen. Die Problematik Donaubrücke verhindere neue Firmen und damit neue Arbeitsplätze. "Gerade in Mauthausen gibt es etliche Betriebe, die sich angesiedelt hätten." Er ortet hier auch in der Raumordnung Handlungsbedarf.
Die jetzige Planung einer neuen, zweiten Brücke mit mehreren möglichen Anbindungen auf niederösterreichischer Seite kritisiert er. Bei acht Varianten liege viel Widerspruch auf der Hand. Er fragt sich zudem, warum das Projekte ohne Anschluss an die Autobahn geplant wurde. "Ich habe 20.000 bis 25.000 Fahrzeuge am Tag und die Straße endet mitten im Land und in den Dörfern." Es brauche eine leistungsfähige Brücke und ein durchdachtes Konzept.
Die Entwicklung im Bezirk Perg selbst sieht er als uneinheitlich: Weil Arbeitsplätze in der Nähe fehlen, gebe es im Osten mit kleinen Ausnahmen eine starke Abwanderung von jüngeren Menschen. Die Frauen-Erwerbsquote sei wegen weiter Pendelwege geringer. Das drückt das Familieneinkommen.

Zur Sache: Zukunftsranking

Welche Daten wurden bei der Studie einbezogen?
Im Bereich Demografie (Rang 58 für Perg) werden die Geburtenrate sowie der Anteil junger Erwachsener (15 bis 29 Jahre) und deren Wanderungsbewegungen betrachtet.
Der Arbeitsmarkt (Platz 48) wird anhand von Arbeitsplatzdichte, Arbeitslosenquote, Einkommen, Frauenerwerbsquote und Bildungsstand abgebildet.
In der Kategorie Wirtschaft und Innovation (Rang 52) fließen Unternehmensbestand, Gründungsintensität und Anteil an Beschäftigten in Zukunftssektoren in die Bewertung ein.
Die Lebensqualität (71. Platz) ist ein Index aus Kriminalitätsräte, kommunaler Schuldenlast, Anzahl der Arztpraxen und Versorgung mit Kindertagesstätten.
Beim Zukunftsranking wird neben dem Status-Quo die Entwicklung in drei Jahren einbezogen. Mehr Informationen finden Sie auf zukunftsranking.at