Mysterium bis heute
Das Rätsel um die verschwundene zweite Burg Clam

Blick auf die Burg Clam und in Richtung Osten, rot eingekreist ist der Burgstall zu sehen. Hier dürfte sich einst die zweite Burg Clam befunden haben. | Foto: Albert Kern/BGBTV
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  • Blick auf die Burg Clam und in Richtung Osten, rot eingekreist ist der Burgstall zu sehen. Hier dürfte sich einst die zweite Burg Clam befunden haben.
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Von "duo castra Chlamme", also zwei Burgen von Clam, ist in einer alten Urkunde die Rede – eine Spurensuche mit einem Mittelalter-Archäologen und Heimatforschern.

KLAM. Die Burg Clam wurde 1149 erstmals urkundlich erwähnt - bis heute thront sie mit ihrem markanten Bergfried majestätisch über der 900-Einwohner-Gemeinde. Die von der Familie Clam-Martinic bewohnte Burg stellte einst eine uneinnehmbare Festung dar und ist heute als Ausflugsziel beliebt. Bekanntheit erlangte sie auch durch die Clam-Konzerte. Jährlich treten im Sommer am Fuße der mittelalterlichen Burg Weltstars vor tausenden Besuchern auf.

Burgstall auf Bergkuppe in Achatzberg

Aber das ist nicht die ganze Geschichte. Nur Klambach und Schlucht trennen die heutige Festung von einem Burgstall im Osten. Und am höchsten Punkt des Berges dürfte es früher eine zweite Burg Clam gegeben haben. "Verschiedene Funde weisen deutlich darauf hin. Die Reste eines Bauwerks auf dem Bergrücken gegenüber der Burg stellen eine weitgehend unerforschte Besonderheit der Gesamtanlage dar", sagt Johannes Fraundorfer, der sich eingehend mit der Geschichte seines Heimatorts auseinandergesetzt hat. Man erzählt sich sogar, dass die beiden Burgen mit einer Hängebrücke über die Schlucht verbunden waren.

Ringwallartige Anlage entdeckt

Begehungen vorgenommen hat hier der Linzer Burgenforscher Christian Steingruber. Von einer "ringwallartigen Anlage von 32 x 20 Meter Durchmesser" schrieb er 2022. "Dabei dürfte es sich um die Überbleibsel der zweiten Burg Clam handeln, die um 1149 im Besitz der Herren von Machland aufscheint." Der Heimatforscher stützt sich auf Berichte des Landes-Vermessungstechnikers Wladimir Obergottsberger und des Mittelalter-Archäologen Thomas Kühtreiber. Letzter schreibt auf ooegeschichte.at: "Verschiedene Beobachtungen sprechen dafür, dass der 'Wall' das Ergebnis eines Verfallsprozesses einer massiv gemauerten Ringmauer ist." Über die ehemalige Innenbebauung wisse man nichts.

Links der Burgstall, in der Mitte die Schlucht, rechts die Burg Clam. | Foto: BRS/Köck
  • Links der Burgstall, in der Mitte die Schlucht, rechts die Burg Clam.
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Kleine Burg aus dem frühen Mittelalter

"Es ist eigentlich unbestritten, dass die Struktur mittelalterlich ist", sagt Kühtreiber zur BezirksRundSchau und nennt als Beleg ein altes Foto, das ein Quadermauerwerk zeigt. Der Wissenschaftler hatte vor Jahren im Auftrag der Familie Clam-Martinic Nachforschungen angestellt. Systematische Grabungen fanden allerdings nicht statt. Er vermutet eine Anlage aus dem 9. bis 11. Jahrhundert. Eine Besonderheit ist, dass die Burg wohl recht klein war und schon früh wieder von der Bildfläche verschwand. Jedenfalls dürfte sie früher als die bestehende Festung erbaut worden sein. Die ältesten Bauteile dieser finden sich in der Sockelzone des Rundturms aus dem frühen 13. Jahrhundert. Spuren aus dem 12. Jahrhundert könnten wiederum durch den grundlegenden Umbau im 14. Jahrhundert verschwunden sein.

Uraltes Schriftstück erwähnt zwei Burgen 

Hinsichtlich zwei parallel existierender Burgen von Clam handle es sich "ein bisschen um eine Rätselgeschichte", merkt Kühtreiber an. Die Vermutung geht auf eine Erwähnung im Besitzverzeichnis des Hochstifts Passau aus dem 13. Jahrhundert zurück: Dort wird eine Schenkung von "duo castra Chlamme" durch Otto und Walchun von Machland aus dem Jahr 1149 erwähnt. Für den Anspruch Passaus auf diese Burgen gibt es aber keine nachweisbaren Belege. Außerdem erfolgte die Nennung 100 Jahre später, sollte aber die zurückliegenden Verhältnisse wiederspiegeln. Die alternative Theorie, dass es sich beim oberen Burgteil mit Rundturm um die zweite Burg Clam handelt, bezweifelt Kühtreiber. Oberburgen als Vorwerke seien früher häufiger vorgekommen, durch den Rundturm sollte die Hauptburg geschützt werden. Zur Erzählung einer Hängebrücke über die Schlucht zwischen den Bauwerken meint er: "Das wäre eine gewaltige Leistung gewesen und würde ich eher ausschließen."

Doppelburgen waren keine Seltenheit

Aber welchen Sinn hätten zwei parallel bestehende Burgen, die nur wenige hundert Meter voneinander getrennt sind? Hier kann man nur spekulieren: Denkbar wäre eine Erbteilung. Laut Fraundorfer erzählten frühere Generationen von einer Talsperre, bei der Zölle und Wegegeld eingehoben wurde. Es handelte sich einst um den einzigen Durchlass vom Hinterland ins Machland, rundherum wucherte der Wald. Fest steht: In St. Thomas am Blasenstein existierten bis vermutlich vor rund 750 Jahren parallel zwei Burgen - oberhalb der heutigen Kirche und bei der Bucklwehluck'n. Heute steht keine mehr. Zu den größten Doppelburgen Oberösterreichs zählte einst die Burg Kreuzen.

Eine riesige Festung aus der Eisenzeit?

Was noch erwähnenswert ist: Die mutmaßliche zweite Burg Clam am Burgstall befindet sich innerhalb einer viel größeren Befestigungsanlage. Drei lange Erdwälle weisen darauf hin. Archäologen wie Kühtreiber gehen aufgrund von Funden von einer Wallanlage aus der Eisenzeit (1200 bis 550 vor Christus) aus. Aber auch Wehrbauten jüngeren Ursprungs befinden sich hier. Gegenüber dem Naturdenkmal Leostein ist von der "Schwedenschanze" die Rede. Es dürfte sich um eine Belagerungsstellung aus dem Spätmittelalter oder der früheren Neuzeit handeln. Im kleinen Heimatbuch von Klam wird vermutet, dass die Anlage rund um die Hussiten-Belagerung (1422) geschaffen wurde. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges dürfte sie erneuert worden sein. Sie sollte als Zuflucht vor den Schweden dienen, die aber nie bis Klam kamen.

Hinweis: Eine "Schatzsuche" mit Metallsonde ist auf Privatgrund verboten, es bedarf der Absprache mit dem Grundbesitzer. Der Burgstall gilt als "archäologische Verdachtsfläche".

Infos zur bestehenden Burg Clam: burgclam.com

Weiterlesen - über verlorene Burgen im Bezirk Perg:

Das ungelöste Rätsel von St. Nikola an der Donau
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