Spurensuche
Das ungelöste Rätsel von St. Nikola an der Donau

In diesem Waldstück soll sich die ominöse Helchenburg befunden haben, vermutet Heimatforscher Christian Steingruber.
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Alte Urkunden berichten von der geheimnisvollen Burg einer Frau Helche, die bis heute Rätsel aufgibt.

ST. NIKOLA AN DER DONAU. Die Ruinen Werfenstein, Säbnich und Sarmingstein sind bekannt – und in der Gemeinde befinden sich viele weitere historische Bauten. Rätsel gibt allerdings bis heute eine mögliche, einstige Burg auf. Denn: Ob es die Helchenburg gab, ist nicht geklärt. Der Linzer Heimatforscher Christian Steingruber hat sich damit auseinandergesetzt. In einem Aufsatz von 2011 in den OÖ Heimatblättern nennt er sie „eines der geheimnisvollsten Objekte der oberösterreichischen Burgenlandschaft“. Die Burg scheint in alten Urkunden und Büchern des 12. bis 15. Jahrhunderts als „gebrochene Burg der Frau Helche“ auf. Angeblich war sie im Jahr 1147 bereits zerstört.

"Viele Theorien ranken sich um die Feste und ihre Herrin."

Er schreibt dazu: "Ungewöhnlich ist schon einmal, dass eine Burg nach einer Frau benannt ist. Noch mysteriöser ist deren Name, denn auch die erste Gattin des sagenhaften Hunnenkönigs Etzel, Attila, (Anm. im Nibelungenlied) hieß bekanntlich Helche. Viele Theorien ranken sich um die Feste und ihre Herrin. Gelüftet werden konnte das Geheimnis bislang aber nicht." Handelt es sich also nur um einen Gesteinsbrocken, der mit der Helche des Nibelungenliedes in Verbindung gebracht wurde? Oder wie alte Aufzeichnungen andeuten um mehr als Fiktion?

Äbtin aus Passau gemeint?

Steingruber vermutet eine Person des Hochmittelalters hinter der ominösen Frau Helche und nicht die Hunnenkönigin. "Es dürfte die erste Äbtin des Klosters Niedernburg in Passau, die den Namen Eilika, Heilika, Heilka trug, gemeint sein. Das Kloster hatte zahlreiche Besitzungen an der Donau, höchstwahrscheinlich auch im Strudengau. Vermutlich ist ein Stützpunkt des Klosters in einer kriegerischen Handlung im 12. Jahrhundert zerstört worden." Der Greiner Historiker Karl Hohensinner sieht in der Helche dagegen etwas "Mythologisches", er hat Sagen dazu aufgezeichnet – siehe unten. Er sagt auch: "Die Helche im Nibelungenlied ist keine reale Person, sondern eine literarische."

War hier eine Burg? Felskuppe im Wald nördlich von Werfenstein.
  • War hier eine Burg? Felskuppe im Wald nördlich von Werfenstein.
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Wo die Burg gewesen sein soll

Umstritten ist auch der mögliche Standort der Burg, es gibt mehrere Theorien. Steingruber hat eine Vermutung: Er spürte bei Begehungen einen markanten Felskopf auf. Dieser befindet sich oberhalb der Ruine Werfenstein. Die Menschen der Gegend nennen den Fels „Schwallenburg“. Sichere Aussagen sind aber bis heute nicht möglich, eine Begehung mit Archäologen wäre vorgesehen gewesen. Dann kam allerdings Corona. Eigene Ausgrabungen sind ihm als Regionalforscher verboten. "Mein Wunsch wäre, dass sich Profis die fragliche Fundstelle mit modernen Methoden wie Geomagnetik oder Bodenradar ansehen", so der Burgenforscher.

Ruine Werfenstein und Schusterstein oberhalb der Donau.
  • Ruine Werfenstein und Schusterstein oberhalb der Donau.
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"Damals schon Spekulation"

Auf einer barocken Landkarte ist das "zerprochen Haus der Frau Helchin" zwischen Struden und St. Nikola eingezeichnet, weiß Hohensinner. "Im 17. Jahrhundert ist das angebliche Haus der Frau Helche da oben am Hang vermutet worden. Das war aber damals schon Spekulation." Die Gesteine könnten auch der Rest einer zu Werfenstein gehörenden Höhenbefestigung mit Turm sein.

Sage: Überfall auf den Papst

"Die Frau Helche ist etwas Mythologisches", sagt Karl Hohensinner, der für sein Buch "Donausagen aus dem Strudengau" alte Erzählungen gesammelt hat. "Es handelt sich bei der Frau Helche um eine Figur aus einer frühmittelalterlichen Erzähltradition, die in Sagen und Dichtungen auftaucht." 

So berichtet eine Sage von 1846, dass angeblich im 12. Jahrhundert "eine Frau von Helchin, ein mord- und raubsüchtiges Weib, die Burg Werfenstein besessen habe". Wie es heißt, habe Papst Alexander III. in kirchlicher Angelegenheit eine Donaureise getan. Frau Helche schickte 20 Boote mit Kriegern aus, um den Papst zu überfallen. Dieser tat ein Wunder und ein Blitz schlug in die Burg ein. Sie ist danach nie mehr wieder gesehen worden.

Im 19. Jahrhundert wird in einer Sage aber auch berichtet, dass in Mondnächten eine riesenhafte Frau auf dem Schusterstein allein sitzt und einen Faden spinnt. Sie tritt später auch als des Teufels Großmutter auf, die Felsen in die Donau wirft, damit die Schiffe untergehen sollen.

Bei Eingang zur Stillensteinklamm: Die Markierung "Schwallenburg".
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