Facebook & Co.: "Was Kinder im Internet tun, ist vielen Eltern egal"

Einsatz in Zivil: Simone Schuller & Manfred Hörtenhuber klären über Internet-Gefahren auf
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BEZIRK (mikö). Click & Check: Was so knackig klingt, ist ein Präventionsprogramm der Polizei für den sicheren Umgang mit den Internet. Das vor einigen Jahren in Baumgartenberg seinen Ausgangspunkt nahm: Mit Schülern des Europagymnasiums als Darsteller wurden Kurzfilme gedreht, die heute in ganz Österreich als Lehrvideos gezeigt werden. Zu den Themen Mobbing, Ego-Shooter, Gewalt und Grooming (Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen). Simone Schuller von der Polizei St. Georgen und Manfred Hörtenhuber, Perg, stehen regelmäßig in den Klassenzimmern und klären über die Gefahren von Facebook & Co. auf. Hauptzielgruppe sind die siebten und achten Schulstufen, gestartet wird mit einem verpflichtenden Elternabend. Danach erfahren die Kinder in sechs Einheiten alle wichtigen Infos.

Eltern: "Wir sind früher auch sekkiert worden" - Qualität ist heute aber andere

Warum auch die Eltern instruiert werden? „Viele Eltern sagen, ja wir sind früher auch sekkiert worden. Die Qualität ist aber heute eine andere. Wenn etwas auf Facebook veröffentlicht wird, lesen es 500 Freunde und deren Freunde. Heute fühlt sich ein Opfer 24 Stunden und sieben Tage die Woche verfolgt“, erklären die Polizisten. Barbara Lugmayr-Lettner aus Naarn ist als Kinder- und Jugendpsychologin mit Mobbing im Internet konfrontiert: „Jeder Fünfte ist betroffen. Hauptverursacher sind Klassenkameraden, wobei es eine große Überschneidung zwischen ‚traditionellen‘ und ‚Online‘-Mobbern gibt. In meiner Praxis berichten mir Betroffene von ‚absichtlichem Bloßstellen‘ mit SMS oder E-Mails, durch die Verbreitung von Gerüchten oder manipulierten Fotos. Es wird auch vom Ausschluss aus Freundeslisten erzählt oder Anlegen falscher Profile und falscher Namen.“

Facebook nicht verteufeln
Bei Click & Check werden die Kinder auch in ihrem Einfühlungsvermögen geschult. Es wird vor Augen geführt, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt ist. Facebook verteufeln wollen die Experten aber nicht. „Ob Segen oder Fluch, es liegt im Trend. Wir müssen soziale Netzwerke als Teil des Lebens akzeptieren“, sagt Hörtenhuber. Wichtig sei, dass sich Eltern dafür interessieren, was Kinder in der Freizeit machen und wie lange. Den Kindern sollte man das Gefühl geben, dass sie mit allem zu den Eltern kommen können. Hörtenhuber: „Wir erklären Kindern, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen oder Süßes anzunehmen. Aber was sie im Internet tun, ist egal.“ Zentrale Botschaft: Im Umgang mit dem Internet kritischer sein (siehe Tipps unten).

Zur Sache
Auf Initiative der Kinder- und Jugendanwaltschaft wird am 19.12. ab 9 Uhr am Perger Hauptplatz das Theaterstück „Fangnetz“ aufgeführt. In 50 Minuten werden Cyber-Mobbing, Grooming, Sexting und Onlinesucht spielerisch behandelt. Infos: www.kija-ooe.at

"Kritisch sein" - Zehn Tipps zum Umgang mit Facebook & Co.

1. Eltern sollten sich interessieren und informieren, was ihre Kids im Netz machen. Die Zeit im Internet sollte beschränkt werden.

2. Das Internet vergisst nicht. Einmal hochgeladene Fotos sind auch bei Löschen nicht verschwunden. Keine freizügigen Fotos hochladen.

3. Persönliche Daten geheim halten: Keine Telefonnummer und Adresse auf Facebook.

4. Recht am eigenen Bild beachten: Fotos von anderen Personen nicht ohne deren Zustimmung verbreiten.

5. Grundsatz: Teile im Internet nichts mit, was du auch im richtigen Leben nicht mitteilen würdest. Nur Dinge posten, die du öffentlich im Schulhof und wenn Lehrer dabei sind, sagen würdest.

6. Sicheres Passwort verwenden und dieses auch nicht der besten Freundin/dem besten Freund verraten.

7. Chatten und Treffen: Wer sich mit jemandem treffen will, den er im Internet kennengelernt hat, darf nicht vertrauen, dass die Person die ist, die sie vorgibt zu sein. Bei Treffen unbedingt 3L-Regel beachten: Dort treffen, wo Lärm ist, wo Licht ist und wo Leute sind. Am besten mit Elternteil oder Freund/in hingehen.

8. Privatsphäre-Einstellungen und AGBS: Zumindest drüberschauen und überfliegen, worum es in den einzelnen Abschnitten geht.

9. Mobbing: Kinder und Jugendliche, die sich niemandem anvertrauen können, erhalten Hilfe unter der kostenlosen Hotline 147 Rat auf Draht.

10. Sehr gute Webseite zum Thema: www.saferinternet.at

Einsatz in Zivil: Simone Schuller & Manfred Hörtenhuber klären über Internet-Gefahren auf
Barbara Lugmayr-Lettner, Kinder- und Jugendpsychologin | Foto: Privat
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