Bilanz
Mehr Verkehrstote im Bezirk Perg – besondere Gefahrenstellen
Bei 268 Unfällen gab es auf den Straßen im Bezirk Perg im Vorjahr Verletzte. Neun Menschen verloren ihr Leben.
BEZIRK PERG. Am vorigen Donnerstag erlitt ein Autolenker bei einem tragischen Verkehrsunfall auf der B3 in Langenstein tödliche Verletzungen – siehe Bericht. Leider schon wieder – denn: Mehrere schlimme Unfälle überschatten auch die Verkehrs-Bilanz 2021: So starben neun Menschen im Straßenverkehr – der höchste Wert seit Jahren. Sechs davon starben im Bereich der B3 in Perg, Baumgartenberg und Langenstein. Außerdem kam es zu je einem tödlichen Unfall mit dem Motorrad auf der B119 in Dimbach, der L573 in Bad Kreuzen und einem Treppelweg in Mitterkirchen. Die Polizei registrierte 268 Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Das sind um rund zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor, allerdings etwas weniger als vor Corona. Gerade beim ersten Lockdown war die Mobilität eingeschränkt – was sich in den Unfallzahlen 2020 zeigt.
Bezirkspolizeichef-Stellvertreter Andreas Lumetsberger: "Das Verkehrsaufkommen ist gewaltig. Auf der B3 fahren in Furth täglich rund 20.000 Fahrzeuge. Auf der Donaubrücke Mauthausen sind es rund 23.000."
Gefahrenstellen an der B3
Der stellvertretende Bezirkspolizeichef Andreas Lumetsberger spricht den immer mehr werdenden Verkehr als Herausforderung an. Das führe etwa immer wieder zu Auffahrunfällen bei Ampeln. Sechs Tote, 45 Unfälle mit Personenschaden: Die B3 bleibt Unfall-Hotspot. Das ist nicht neu, zeigt sich auch an den Unfallhäufungsstellen des Landes (Definition siehe ganz unten) 2018 bis 2020. Im Bezirk Perg sind fünf Stellen ausgewiesen – vier an der B3: In Mauthausen zum einen der Bereich rund um die "Obi-Kreuzung"/Donaubrücke. Zum anderen die B3-Kreuzung mit der L1411, nahe des Sportplatzes. Auch die Kreuzung in Furth gilt als Unfallhäufungstelle. Zudem gab es auf der B3, Bereich Bahnhof Grein, mehrere Unfälle. Hinzu kommt die Kreuzung Oberwagram, B3c.
Biker-Unfälle auf der 119er
Auf der Biker-Strecke B119/B119a gab es im Bezirk neun Unfälle mit Verletzten. Sieben spielten sich auf dem kurvenreichen Abschnitt zwischen Grein und Dimbach ab, wo für Motorradfahrer seit einigen Jahren ein 70er gilt. Die Anrainer leiden an schönen Tagen seit Jahren unter Motorrad-Gedröhne. "Die Polizei geht in Absprache mit der Bezirkshauptmannschaft Perg strikt gegen Motorradraser und 'zu laute Motorräder' mit Lärmmessungen und Geschwindigkeitskontrollen vor", betont Lumetsberger. Neben der Greiner Polizei ist auch die Landesverkehrsabteilung regelmäßig vor Ort. Zwei Drittel aller 38 Unfälle mit dem Motorrad im Bezirk waren Alleinunfälle. Die Polizei stellt eine Verlagerung von der B119 auf andere Abschnitte fest, etwa auf die L573. Insgesamt gebe es immer mehr Motorrad-Zulassungen.
Immer wieder Unfälle mit Fahrrädern und Mopeds
Im Steigen sind Fahrradunfälle, weil immer mehr E-Bikes unterwegs sind. Bei jedem fünften Verletztenunfall ist ein Moped dabei. "Im Frühjahr wird daher der Rollenprüfstand wieder verstärkt forciert. Wir haben Mopeds, die mehr als 100 km/h gehen", so Lumetsberger.
6.721 Fahrer geblitzt – mehr Drogenlenker
Nach Unachtsamkeit ist zu hohe Geschwindigkeit der Pkw eine Hauptunfallursache. An 58 Tagen war 2021 ein Radarfahrzeug der Landesverkehrsabteilung im Bezirk unterwegs. Ergebnis: 6.721 Fahrer wurden geblitzt – gut sechs Prozent der Autofahrer. Immer wieder sind Alkohol und Drogen im Spiel. Auffallend sind deutlich mehr erwischte Drogenlenker. 2021 war es im Schnitt einer pro Woche. "Die Hauptgründe: Wir schauen mehr darauf, unsere Leute sind besser ausgebildet und es gibt heute bessere Testmöglichkeiten", so Bezirkspolizeichef Florian Engler.
Bezirkspolizeichef Florian Engler: "Wir werden wie bisher dahinter sein, den Straßenverkehr so sicher wie möglich zu halten."
Beratung über Unfall-Hotspots
Einmal im Jahr beraten Vertreter von Land, Bezirkshauptmannschaft, Polizei und Gemeinden über die Unfall-Hotspots, Ursachen und mögliche Entschärfungen. So wurde 2018 an der Kreuzung vor der B3-Abfahrt "Perg Süd" der Vorrang geändert. Seitdem ging die Zahl der Unfälle zurück.
Zur Sache: Zahlen – Daten – Fakten
Die Polizei hat sich die 268 Unfälle mit Personenschaden 2021 genauer angesehen.
Wo? 123 Unfälle ereigneten sich in Ortsgebieten, 145 im Freiland. 67 der Unfälle passierten auf Bundesstraßen. Davon 45 auf der B3 – das entspricht jedem sechsten Unfall.
Wann? Die meisten Verletzungsunfälle gab es an einem Freitag (57), gefolgt von Donnerstag (54). Am ruhigsten ging es am Sonntag (20) zu. Die Hauptunfallszeit (142 Unfälle) ist von 13 bis 19 Uhr. Die meisten Unfälle gab es im Juni (34), Juli (35) und August (29).
Warum? Laut Einschätzung der Exekutive waren die häufigsten Unfallursachen Unachtsamkeit (118), nicht angepasste Geschwindigkeit (48) und Vorrangverletzungen (42). In 110 Fällen war nur ein Fahrzeug beteiligt.
Wer? An 58 Unfällen war ein Fahrrad beteiligt (20 mit E-Bike, 3 mit E-Scooter), an 47 Mopedlenker, an 38 Motorräder, 17 Mal Fußgänger.
Wie wird eine Unfallhäufungsstelle definiert?
Eines von zwei Kriterien muss erfüllt sein: 1. Mindestens drei gleichartige Unfälle mit Personenschaden in drei Jahren und der Relativkoeffizient größer gleich 0,8 – eine Maßzahl, die die Verkehrsstärke berücksichtigt. 2. Mindestens fünf Unfälle mit Personen- und Sachschaden in einem Jahr. Örtlich zusammenhängende Stellen werden als Unfallhäufungsstrecke behandelt.
Übersicht der Unfallhäufungsstellen in OÖ nach Bezirken (Landes-Homepage)
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