Nach Hunde-Attacke
Naarner Züchterinnen erhalten Morddrohungen

Mittlerweile gelöschte Fotos zeigen, wie der Hund trainiert wurde. | Foto: Screenshot: Pfotenhilfe
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Der American Staffordshire Terrier, der am Montag eine 60-jährige Joggerin angriff und tödlich verletzte, wurde bereits eingeschläfert. Doch seine Besitzerinnen halten noch weitere Tiere der umstrittenen Rasse. UPDATE am 4. Oktober, 13.25: Die Hunde befinden sich nicht mehr in Naarn.

NAARN. Der Hund, der in der Ortschaft Sebern eine vorbeilaufende Frau tötete, war kein Einzelgänger. Seine Halterinnen besitzen noch vier weitere ausgewachsene Exemplare derselben Rasse, darüber hinaus wurden vor einigen Tagen sieben Welpen geboren. Wie Bürgermeister Martin Gaisberger informiert, dürfen diese verbliebenen American Staffordshire Terrier nun nicht mehr ohne Leine und Beißkorb aus dem Haus – diese behördliche Anordnung gilt auch bei Aufenthalten im eigenen Garten. Die Hunde dürfen das Grundstück momentan gar nicht verlassen. Darüber hinaus muss der Zaun rund um das Grundstück auf eine Höhe von 1,80 Meter aufgestockt werden, wo dies noch nicht der Fall ist.

Kein Listenhund in OÖ

Die beiden Besitzerinnen der Hunde betreiben eine registrierte Zucht mit den American Staffordshire Terriern. Diese Rasse zählt in einigen österreichischen Bundesländern zu den sogenannten Listenhunden. In Oberösterreich gelten aber keine speziellen Auflagen für bestimmte Hunderassen. Wer sich hier einen Hund zulegt, muss nur einen sechsstündigen Sachkunde-Kurs absolvieren. Tierschutz-Landesrat Michael Lindner hat nach dem Vorfall in Naarn angekündigt, das oö. Hundehaltegesetz noch einmal gründlich zu evaluieren.

Bürgermeister könnte Haltung verbieten

Gegen eine Änderung des erst vor zwei Jahren überarbeiteten Gesetzes spricht sich Johanna Stadler von der Tierschutzorganisation "Pfotenhilfe" aus. "Das oö. Hundehaltegesetz braucht nicht evaluiert oder schon wieder verschärft werden, denn es bietet schon jetzt sehr viele Möglichkeiten - mehr als das Tierschutzgesetz", sagt Stadler. Sie verweist darauf, dass § 9 des Gesetzes dem Bürgermeister die Möglichkeit gibt, den AmStaff-Besitzerinnen eine Hundehaltung generell zu verbieten, "wenn der Halter oder die Halterin nicht in der Lage ist, einen Hund so zu halten, dass Gefährdungen oder unzumutbare Belästigungen von Menschen und Tieren abgewendet werden", heißt es im Gesetz wörtlich.

Wurden die Hunde falsch erzogen?

Wie auf mittlerweile gelöschten Fotos im Internet zu sehen war, besuchte der eingeschläferte AmStaff zumindest einmal ein sogenanntes "Schutzhundetraining". Für Johanna Stadler von der Pfotenhilfe ein Beweis dafür, dass der Hund "auf Schärfe abgerichtet" wurde. Diese Ausbildung ist etwa in Wien verboten: "Im Wiener Tierhaltegesetz existiert so ein Verbot bereits seit 2014 und muss einfach nur bundesweit im Tierschutzgesetz verankert werden."

"Die Ausbildung von Hunden zu Schutzzwecken (Schutzhundeausbildung) sowie sonstige vergleichbare Ausbildungen von Hunden, die ein gegen den Menschen gerichtetes Angriffsverhalten beinhalten, sind verboten. Dieses Verbot gilt nicht für die Ausbildung von Diensthunden des Bundes."
§ 8a im Wiener Tierhaltegesetz

Mittlerweile gelöschte Fotos zeigen, wie der Hund trainiert wurde. | Foto: Screenshot: Pfotenhilfe
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Die Hundetrainerin und gerichtlich beeidete Sachverständige Ursula Aigner ergänzt: "Hunden beizubringen, Menschen zu beißen, sollte für Private endlich verboten werden. Die Verwechslungsgefahr ist zu groß: im Training soll er auf gewisse Bewegungen zubeißen, im Alltag nicht. Hunde sind Familienmitglieder und dürfen nicht als Statussymbol oder gar Waffe missbraucht werden."


"Wenn es um Tiere geht, ist nach wie vor immer und ausschließlich der Mensch das Problem! Insbesondere dann, wenn er unschuldige Tiere zu lebenden Waffen macht. Ich habe null Toleranz gegenüber dieser grausamen und unmenschlichen Abrichtung auf Schärfe und fordere Tierschutzminister Johannes Rauch daher auf, noch diesen Herbst ein längst überfälliges Verbot für 'Schutzhundeausbildung' zu verhängen - zum Schutz von Tier und Mensch, wie im aktuellen Fall."
Johanna Stadler, Tierschutzorganisation Pfotenhilfe

Aurelia Stadler, Tochter von Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler mit ihrem Hund Louis, einem American-Staffordshire-Rottweiler-Mischling. Für die Pfotenhilfe ein Beispiel dafür, dass "es eben keine aggressiven Rassen gibt", sondern der Mensch das Problem sei. "Ich traue mich ohne mit der Wimper zu zucken zu behaupten, dass Louis niemals dazu fähig wäre, einen Menschen zu verletzen", so Johanna Stadler. | Foto: Amazing Paws/Lisa Breckner
  • Aurelia Stadler, Tochter von Pfotenhilfe-Chefin Johanna Stadler mit ihrem Hund Louis, einem American-Staffordshire-Rottweiler-Mischling. Für die Pfotenhilfe ein Beispiel dafür, dass "es eben keine aggressiven Rassen gibt", sondern der Mensch das Problem sei. "Ich traue mich ohne mit der Wimper zu zucken zu behaupten, dass Louis niemals dazu fähig wäre, einen Menschen zu verletzen", so Johanna Stadler.
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Morddrohungen gegen Züchterinnen

Die tödliche Attacke in Naarn sorgt seit Tagen für heftige Diskussionen im ganzen Land. "Wir bekommen Morddrohungen und werden beschimpft", schilderte eine der beiden Züchterinnen gegenüber der "Kronen Zeitung". Das kleine Kind der beiden soll vorübergehend bei der Großmutter untergebracht werden, heißt es in dem Bericht: "Hier geht es nicht mehr." Im Haus der beiden Frauen leben derzeit noch vier weitere erwachsene Hunde sowie ein Wurf Welpen. 

Perger setzte Hund bei Tierheim aus

Im Tierheim Freistadt rechnet man aufgrund des Vorfalls damit, dass in den nächsten Tagen vermehrt Hunde ausgesetzt oder ins Tierheim gebracht werden. Bereits gestern, am Dienstag, kam ein Mann mit Perger Kennzeichen am Auto ins Tierheim Freistadt und wollte, dass sein Hund eingeschläfert wird. "Der Hund ist erst ein Jahr alt und gesund. Wir haben ihm gesagt, dass das natürlich nicht geht. Dann hat der Mann sein Tier einfach bei uns am Zaun festgebunden und ist weggefahren. Ich habe noch versucht, ihn aufzuhalten, wurde aber aus dem Auto getreten und meine Hand wurde eingeklemmt", berichtet eine Mitarbeiterin.

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