Fokus Ortsentwicklung und Soziales
Neuer Ortschef Derntl: Pragmatismus und neues Denken verbinden
Fast genau ein halbes Jahr ist Andreas Derntl seit der Stichwahl am 10.Oktober 2021 in St.Georgen/Gusen neu im Amt. Der überraschende Wechsel nach 54 SPÖ-geführten Jahren, vom Polit-Urgestein Erich Wahl zum nunmehrigen „Jungbürgermeister“ Andreas Derntl, war sicher die meistbeachtete Rochade im Bezirk Perg. Die Bezirksrundschau hat den neuen VP-Ortschef um seine ersten Impressionen und Pläne für den Gusenmarkt gebeten. Vorweg: Örtliche Entwicklung und Soziales werden zentrale Themen der nächsten Jahre.
ST.GEORGE/GUSEN. „Handle so, dass die Maxime deines Handelns gleichzeitig als allgemeine Gesetzgebung gelten könnte“ zitiert Andreas Derntl Immanuel Kant auf die Frage nach seinen Leitmotiven. Klassische Vorbilder habe er hingegen keine. Diese seien für ihn Kopiervorlagen, jeder solle sich besser mit einem eigenen guten Weg auseinandersetzen.
Dass er es mit seinem im Wahlkampf angekündigten Amtsverständnis "breiter Konsens auf Augenhöhe, nachhaltige Kommunikation und Pragmatismus in der Gemeindearbeit" ernst meint, belegen jedenfalls die neu eingeführten, wöchentlichen Bürgersprechtage und laufende Treffen mit den vielen ehrenamtlich geprägten Institutionen und Vereinen. „Aufmerksam zuhören ist momentan mein wichtigster Vorsatz. Obwohl ich glaubte, die Gemeinde gut zu kennen, gibt es viel zu lernen. Unverzichtbaren Rückhalt geben mir dabei auch unsere Profis im Amtshaus und in den angeschlossenen Betrieben, auf die ich mich von Anfang an optimal verlassen konnte. Alles zusammen sind das die tragenden Säulen eines funktionierenden Gemeindelebens“, resümiert der Neo-Ortchef seinen Einstieg positiv.
Unpopulär aber nötig: Kanalsanierung
Die Zusammenarbeit im Gemeinderat funktioniere bisher gut und sachorientiert: „Ich pflege einen partizipativen Stil, wo mir in wichtigen Dingen die Einbeziehung aller Fraktionen im Vorfeld wichtig ist. Entscheidend ist, dass das auch in den Ausschüssen so läuft." Konsens, der sicher nötig ist, muss er doch seine Bürger gleich auf ein teures und wenig populäres Großprojekt einstimmen: „Die Generalsanierung großer Teile unseres Kanalnetzes steht an. Da werden wir demnächst mit einer sicher lästigen Baustelle Millionen Euro vergraben. Aber das gehört eben auch dazu.“
Neues Entwicklungskonzept stellt Weichen
Zwei zentrale Themen sollen die kommenden Jahre prägen: Die Überarbeitung des örtlichen Entwicklungskonzepts (OEK) und Soziales mit Schwerpunkt Senioren und Jugend.
„Beim OEK stellen wir in den kommenden zwei Jahren die Weichen für die nächste Generation im Ort. Das braucht enorm viel Energie und Zeit. Es geht für mich dabei nicht nur um Raumplanung und Flächenwidmung, sondern auch um spannende soziale Zieldefinitionen. Mir ist wichtig, dass soziale, kulturelle, gesellschaftliche und (überregionale) verkehrstechnische Themen im OEK Platz finden. Auch, wie wir trotz Stadtnähe unsere ländliche Struktur und Natur schützen. Damit wird festgelegt, in welcher Gemeinde unsere Kinder einmal leben “, so Derntl.
Zuerst Fakten, dann Entscheidungen
In gleich mehreren Bereichen soll voerst eine aktualisierte Datenlage geschaffen und basierend auf dieser mit möglichst breitem Konsens entschieden werden. Einige heiße Themen gibt es duchaus: Beim Verkehr wurde bereits für den ortsinternen Zankapfel „Umbau Sparkassenkreuzung“ eine Verkehrsstromanalyse beim Land OÖ in Auftrag gegeben. Die beiden Corona-Jahre wären sicher nicht repräsentativ für die aktuelle Entwicklung, eine Aufwertung von Fußgängern und Radfahrern gegenüber dem motorisierten Verkehr, alles unter dem zentralen Leitmotiv Sicherheit, müsse erfolgen.
Auch im Sozialbereich, konkret beim Seniorenheim, kommt eine Evaluierung. „Fakt ist, dass es vor 28 Jahren primär als Wohnheim gebaut wurde, aber man heute erst ab Pflegestufe 4 - also mit hohem Betreuungsbedarf - aufgenommen wird. Die Situation hat sich massiv geändert. Viele Defizite resultieren daraus, die derzeit nur mit überhohem Engagement und täglich hervorragender Arbeit des Seniorenheimteams abfederbar sind. Eine Dauerlösung ist das nicht, substantielle Verbesserungen sind dringend nötig“, so der Ortschef.
Jugendarbeit ausbauen
Am anderen Ende der Altersskala sieht Andreas Derntl ebenfalls Handlungbedarf: Die stärkere Einbindung von Anliegen der Jugendlichen im Ort ist ihm ein persönliches Anliegen. So seien die sozialen Auswirkungen von zwei Jahren Pandemie im örtlichen Jugendzentrum besonders stark bemerkbar. Gemeinsam mit Betreuern und den Teenagern sollen nun Probleme beseitigt, neue Wege gesucht und ein Durchstarten nach Corona aktiv forciert werden.
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